• Die Tage sind noch kalt genug, um sie zum Laufen zu bringen: die Nase.
  • Kaum tritt man an Wintertagen vor die Tür, geht es auch schon los mit dem Schniefen und Hochziehen.
  • Warum die Nase bei Kälte läuft, auch wenn man gesund ist, erklärt Experte Dr. med. Michael Deeg, Facharzt für HNO-Heilkunde.

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Warum Nasen laufen, während Füße riechen? Auf diese skurrilen Fragen des Lebens gibt es keine vernünftigen Antworten. Dass Schniefnasen und Winter jedoch zusammenhängen, dafür gibt es eine logische Erklärung.

Die Nase ist nicht nur Riechorgan

Wir atmen täglich 10.000 bis 20.000 Liter Luft ein. "Doch zunächst muss man sich einmal klarmachen, dass unsere Nase nicht nur zum Atmen und Riechen da ist, sondern über weitere Funktionen verfügt", erklärt Dr. Michael Deeg. Er ist Facharzt für HNO-Heilkunde und Landesvorsitzender Baden des Deutschen Berufsverbands der HNO-Ärzte.

"In der Nase wird die eingeatmete Luft gefiltert, befeuchtet und erwärmt – und zwar im Bruchteil einer Sekunde auf bis zu 30 Grad Celsius." Sie ist auch die erste Abwehr-Instanz für unser gesamtes Atmungssystem, denn sie hält mit ihren feinen Härchen größere Partikel davon ab, in die tiefer gelegenen Atemwege einzudringen.

Damit unser Riechorgan seinen Aufgaben gerecht werden kann, ist es mit Rezeptoren ausgestattet. "Das sind im Grunde Rezeptoren, die Temperatur und Schmerz wahrnehmen, und diese reagieren ebenso auf Temperaturerhöhung sowie auf Abkühlung", sagt Deeg.

Wichtige Schutzfunktion

Dabei funktioniert die Nase ähnlich wie eine Klimaanlage oder eine Thermostat-Heizung: Sie muss Luft befeuchten und bei Kälte anwärmen, sodass sie für das Schleimhautgewebe im Atmungssystem nicht schädlich ist.

"Bei kalter Luft melden die Sensorzellen in der Nase dem Gehirn die niedrige Temperatur und die Nase beginnt mit einer vermehrten Durchblutung der Schleimhäute beziehungsweise der Nasenmuscheln - das sind Schwellkörper, die das Innere der Nase durchziehen", erläutert der HNO-Arzt.

Sie schwellen an, vergrößern dadurch ihre Fläche und können durch Abgabe der Körperwärme die eingeatmete Luft auf lungenverträgliche Temperaturen erwärmen.

Flüssigkeit kann nicht mehr nach hinten abfließen

Wenn wir kalte, trockene Luft einatmen, erhöht sich gleichzeitig auch die Sekretproduktion in der Nase, um die Schleimhäute feucht zu halten. "Im Grunde ist das ein fortwährender Prozess, der auch nicht abgeschaltet werden kann. Unsere Nase produziert ständig Sekret, um trockene Luft zu befeuchten, bei Kälte umso mehr", so Mediziner Deeg.

Die Flüssigkeit, die auch unter gewöhnlichen Bedingungen gebildet wird, fließt normalerweise unbemerkt nach hinten in den Rachen ab. Bei starker Produktion und zugeschwollener Nase klappt das nicht mehr ausreichend: Das Nasensekret strömt nach vorn, die Nase läuft und wir suchen hektisch nach einem Taschentuch. Gesunder Nasenschleim ist übrigens relativ wässerig und nahezu farblos.

Triefnase ist medizinisch unbedenklich

Aus medizinischer Sicht stellt eine bei Kälte triefende Nase erst einmal ein harmloses Phänomen dar und keinen Grund zur Sorge, bestätigt Experte Deeg: "Im Gegenteil, die Nase tut ihren Dienst. Sie aktiviert ihren natürlichen Schutzmechanismus, der die Atemwege auch vor Infekten bewahrt, indem Schmutzpartikel und Krankheitserreger abtransportiert werden."

Auch wenn man seine wetterabhängig laufende Nase als sehr störend empfindet, sollte man nicht auf abschwellendes Nasenspray zurückgreifen, sondern besser Omas Ratschlag berücksichtigen: sich warm anziehen und einen Schal über Mund und Nase wickeln.

Einer allgemein trockenen Nase zur Winterzeit kann man mit speziellen Nasensalben (HNO-Arzt fragen!), der Anwendung von Meersalz und anderen pflegenden Nasensprays, regelmäßigen Nasenspülungen sowie Luftbefeuchtern in Innenräumen vorbeugen.

Vorsicht bei anhaltendem Schleimfluss

Wenn die übermäßige Sekretbildung auch bei mildem Wetter anhält, sollte ein Arzt konsultiert werden. Dann könnte es sich um eine gestörte Funktion der Blutgefäßnerven der Nasenschleimhaut handeln, die der Mediziner "hyperreaktive Rhinopathie" nennt.

Sie ist eine mögliche Folge von Chemikalien, Umweltgiften oder Medikamenten, kann aber auch durch zu viel Alkohol, den zu langen Gebrauch von Nasentropfen oder einer Schwangerschaft ausgelöst werden.

Experteninfo:
Dr. med. Michael E. Deeg praktiziert in Freiburg im Breisgau als Facharzt für HNO-Heilkunde, Allergologie, Tauchmedizin (GTÜM) und ambulante Operationen. Er ist darüber hinaus Pressesprecher und Landesvorsitzender Baden des Deutschen Berufsverbands der HNO-Ärzte.
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