Neun Jahre nach der Zerstörung des Atomkraftwerks im japanischen Fukushima infolge eines Erdbebens droht die nächste Umweltkatastrophe. Das radioaktiv verseuchte Kühlwasser aus den proppenvollen Tanks soll in den Pazifik geleitet werden. Proteste von Fischern werden von den Behörden ignoriert.
Trotz Protesten von Fischern will Japans Regierung gefiltertes Kühlwasser aus der Atomruine Fukushima ins Meer ableiten. Grund ist, dass allmählich kein Platz mehr zur Lagerung des Wassers auf dem Gelände des 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis zerstörten Atomkraftwerks ist.
Wie japanische Medien am Freitag berichteten, könnte nach siebenjähriger Debatte darüber, was mit dem in riesigen Tanks gelagerten Wasser geschehen soll, noch in diesem Monat eine Entscheidung fallen.
Bis zum Ableiten des Wassers könnten noch zwei Jahre vergehen
Doch da für ein Ableiten des Wassers ins Meer Baumaßnahmen nötig seien und zunächst eine Einschätzung der Atomaufsicht erfolgen müsse, könne es etwa zwei Jahre dauern, bevor mit dem Ableiten begonnen werden kann, hieß es in den Berichten.
Fast zehn Jahre sind vergangen, seit an jenem 11. März 2011 ein schweres Erdbeben und ein gewaltiger Tsunami den Nordosten des Inselreiches heimsuchten. Rund 18.500 Menschen starben damals in den Fluten. Zum Sinnbild der Katastrophe aber wurde der GAU im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi, auch wenn dadurch niemand direkt ums Leben kam. Wegen der radioaktiven Strahlung von Kernschmelzen in drei der Reaktoren mussten rund 160.000 Anwohner damals fliehen.
Es war die schlimmste Atomkatastrophe seit dem Unfall in Tschernobyl 1986. Inzwischen gilt die Lage in der Atomruine Fukushima als stabil. Doch werden die enormen Mengen verstrahlten Wassers zunehmend zum Problem.
Radioaktivität im Reaktor übersteigt Grenzwerte
Noch immer werden die zerstörten Reaktoren mit Wasser gekühlt. Hinzu kommt Grundwasser, das in die Untergeschosse der Reaktoren gelangt. Ein Teil des dadurch radioaktiv belasteten Wassers wird nach Durchlaufen eines Filtersystems in Tanks gelagert - inzwischen rund 1,2 Millionen Tonnen. Das Filtersystem ALPS kann 62 Nuklide mit Ausnahme von Tritium herausfiltern. Doch musste der Betreiber Tepco die Reinigungsprozesse jüngst erst wiederholen, da die Radioaktivität laut Medien teils noch über den Grenzwerten lag.
Jeden Tag kommen rund 170 Tonnen Wasser hinzu, das zwischengelagert werden muss. Inzwischen sind mehr als 1.000 Tanks auf dem Gelände voll. Spätestens im Sommer 2022 gehe jedoch der Platz aus, hieß es. Daher hält die Regierung ein Ableiten des Wassers ins Meer für eine realistische Option.
Atomenergiebehörde: Ableitung kontaminierten Wassers ist ganz normal
Auch der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde, Rafael Grossi, hatte bei einem Besuch der Atomruine im Februar laut japanischen Medien erklärt, die Ableitung kontaminierten Wassers ins Meer entspreche globalen Standards und sei übliche Praxis auch bei Atomkraftwerken, die ganz normal arbeiteten.
Fischer und Anwohner in Fukushima lehnen eine solche Maßnahme jedoch ab. Der Chef eines Fischereiverbandes kündigte diese Woche bei einem Treffen mit einem Sprecher der Regierung Widerstand gegen ein Ableiten des Wassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer an.
Auch Südkorea, das gegenwärtig Importe von Meeresfrüchten aus der Region verbietet, hat sich wiederholt besorgt über die Folgen für die Umwelt geäußert. Der neue Regierungschef Yoshihide Suga erklärte, er wolle "so bald wie möglich" eine Entscheidung zu der Wasser-Problematik treffen. (dpa/hau)
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