Was nach einer Szene aus einem Science-Fiction-Film klingt, ist nun Realität: In Großbritannien ist das weltweit erste im Labor gezüchtete Hundeleckerli auf den Markt gekommen. Ein Start-up aus London hat dafür Hühnerfleisch kultiviert.
In Zeiten des Klimawandels suchen immer mehr Unternehmen nach nachhaltigeren Produktionswegen für benötige Nahrungsmittel. Das betrifft offenbar auch den Tiermarkt. Um Hundeleckerlis ökologischer und mit weniger Tierleid zu produzieren, wurde in Großbritannien jetzt Fleisch im Labor gezüchtet.
Das Londoner Start-up "Meatly" hat sich dafür mit der pflanzlichen Hundefuttermarke "The Pack" zusammengeschlossen, um die "Chick Bites" zu entwickeln – Leckerlis auf Basis von kultiviertem Hühnerfleisch. Die Hundesnacks aus dem Labor sind bereits auf dem Markt.
Wie wird das Laborfleisch hergestellt?
Das Verfahren beginnt mit der Entnahme einer kleinen Zellprobe aus einem Hühnerei. Diese Zellen werden anschließend im Labor kultiviert und mit Vitaminen, Mineralien und Aminosäuren versorgt, um zu wachsen. Schließlich werden sie in einem speziellen Behälter weitergezüchtet, der Temperatur und Säuregehalt kontrolliert – ähnlich wie bei der Herstellung von Joghurt oder Bier, berichtet die "Daily Mail".
Das fertige Fleisch wird mit Zutaten wie Kichererbsenmehl, Trockenfrüchten und Hefeextrakt kombiniert, um ein nährstoffreiches Produkt zu erhalten. Das Start-up verspricht, dass die "Chick Bites" genauso schmackhaft und nahrhaft seien wie herkömmliche Hühnerbrust. Für die Herstellung müsse jedoch kein Tier sterben. Das dürfte vielen Haltern und Tierfreunden gefallen.
Nachhaltig, aber teuer?
Obwohl das Verfahren viele Vorteile für die Umwelt bietet, hat es seinen Preis. Eine 50-Gramm-Packung der "Chick Bites" kostet knapp 4,20 Euro – deutlich mehr als vergleichbare Leckerlis anderer Marken. Trotz des höheren Preises hoffen die Hersteller, dass sich umweltbewusste Hundehalter für die als nachhaltige angepriesene Alternative entscheiden werden.
Laut Owen Ensor, CEO von "Meatly", verbrauche die Herstellung seiner Hundesnacks 90 Prozent weniger Wasser und viel weniger Landflächen. Doch wie "Heise" berichtet, könnte die Umweltbilanz von Laborfleisch deutlich schlechter ausfallen als die von Fleisch aus der Tierhaltung. Denn der Energiebedarf der Produktionsschritte sei sehr hoch, wie Forschende um Derrick Risner und Edward Spang von der University of California in Davis in einer Lebenszyklus-Analyse berechneten.
Besonders die Nährflüssigkeit, die für das Wachstum der Zellen notwendig ist, schneidet schlecht ab, berichtet das Schweizer Onlinemedium "Nau" und bezieht sich ebenfalls auf die Ergebnisse von Risner und Co.. Der Grund: Alle Bestandteile und Zutaten müssen in "pharmazeutischer Qualität" gereinigt werden, um eine Verunreinigung durch Bakterien und Giftstoffe auszuschliessen.

Owen Ensor sieht die Einführung von kultiviertem Fleisch als einen großen Schritt hin zu einer gesünderen, nachhaltigeren und ethisch vertretbaren Ernährung für Haustiere. Die Markteinführung findet jedoch langsam statt. Zunächst werden nur 750 Packungen der "Chick Bites" in einem Zoogeschäft in Brentford, England, erhältlich sein. Das Start-up plant jedoch, die Produktion auszuweiten und das Produkt bald einem größeren Markt zugänglich zu machen. © Deine Tierwelt