- Es ist bekannt, dass ein Asteroid vor Millionen Jahren die Dinosaurier ausgelöscht hat.
- Ihr Niedergang setzte aber offenbar bereits vorher ein.
- Nun hat ein Forscherteam auch den Hauptgrund für den damaligen Artenschwund ermittelt.
Der verheerende Einschlag eines Asteroiden vor 66 Millionen hat den Dinosauriern wohl den Todesstoß versetzt - aber die Urzeit-Echsen waren damals einer Studie zufolge schon längst im Niedergang.
Nach einer Bestandsaufnahme von Dinosaurier-Fossilien berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Nature Communications", dass die Zahl der Dino-Arten schon vor etwa 76 Millionen Jahren abzunehmen begann. Zunächst schwanden demnach die Pflanzenfresser, in der Folge dann auch die Fleischfresser.
Team rekonstruiert Entwicklung der Artenvielfalt
"Das berühmteste Massensterben war das Verschwinden der Dinosaurier am Ende der Kreidezeit, vor 66 Millionen Jahren, nachdem sie die Erde 170 Millionen Jahre lang beherrscht hatten", schreibt das Team um Fabien Condamine von der Universität Montpellier.
Ursache war wohl der Einschlag eines großen Asteroiden im Norden der zu Mexiko zählenden Halbinsel Yucatán. Doch schon länger diskutieren Forscher darüber, ob die Dinosaurier schon vorher im Niedergang begriffen waren.
Um diese Frage zu klären, werteten die Forscher mehr als 1.600 Fossilien-Funde weltweit aus der gesamten Kreidezeit aus - also von vor 145 bis vor 66 Millionen Jahren. Die Funde decken 247 Arten aus den wichtigsten Dinosaurier-Gruppen ab. Daraus rekonstruierte das Team die Entwicklung der Artenvielfalt - nicht die Gesamtzahl der Tiere.
Dabei berücksichtigte es Umstände, die den Erhalt von Fossilien erleichtern oder erschweren wie etwa geologische Formationen und klimatische Bedingungen. Ferner zogen die Forscher auch bestehende Unklarheiten in Betracht, etwa bezüglich der Datierung der Funde oder der Evolution und Verwandtschaft diverser Gruppen.
Pflanzen- und Fleischfresser gehen zurück
Die Modellierungen ergaben, dass im Verlauf der Kreidezeit immer mehr Arten entstanden. Diese Entwicklung erreichte vor etwa 76 Millionen Jahren ihren Höhepunkt und kehrte sich dann rasch um: Es verschwanden mehr alte Arten, als neue Arten entstanden. Dies betraf anfangs die Pflanzenfresser, ab vor etwa 72 Millionen Jahren sank auch die Zahl der Fleischfresser-Arten.
Demnach hatte etwa die Gruppe Ceratopsia vor 76 Millionen Jahren noch 15 heute bekannte Arten, 10 Millionen Jahre später nur noch zwei - darunter der bekannte dreihörnige Triceratops. Glimpflicher davon kamen anfangs die Hadrosaurier: Von dieser Gruppe existierten demnach vor rund 76 Millionen Jahren noch etwa 20 Arten, beim Asteroiden-Einschlag noch etwa 13.
Einen ähnlichen Rückgang wiesen demnach die Fleischfresser auf, wenn auch zeitversetzt. "Allerdings sollten wir bei Schätzungen zur Artenvielfalt vorsichtig bleiben, denn neue Fossilfunde oder taxonomische Überprüfungen könnten neue Resultate ergeben", räumt das Team ein.
Abkühlung des Klimas wichtiger Faktor
In einem weiteren Schritt ermittelten die Forscher mögliche Ursachen des Artenschwunds. Wichtigster Faktor war demnach eine starke Abkühlung des Klimas. Vor knapp 100 Millionen Jahren lagen die Wassertemperaturen an der Meeresoberfläche in den Tropen bei mindestens 30 Grad Celsius. Danach kühlte das Klima deutlich ab: Im Nordatlantik fiel die Temperatur an der Oberfläche demnach um 7 Grad, in Meeren südlicher Breiten sogar um etwa 10 Grad.
Diese Abkühlung beeinflusste nicht nur die Zusammensetzung der Pflanzenwelt, sondern wohl auch die Dinosaurier direkt: Deren Aktivität hing den Forschern zufolge wahrscheinlich stark von der Umgebungstemperatur ab, insbesondere bei den großen Pflanzenfressern. Deren Verschwinden veränderte demnach die Ökosysteme, worunter auch die Fleischfresser zunehmend litten.
Andere Tiergruppen profitierten von dem Dinosaurier-Schwund: "Die Säugetiere wurden schon artenreicher, bevor die Dinosaurier verschwunden waren", wird Condamine in einer Mitteilung zur Studie zitiert. "Und nach dem Einschlag hatten sie die Gelegenheit, jene neuen Arten von Ökosystemen zu etablieren, die wir heute sehen." (ff/dpa)
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