Wälder und Riffe unter Druck, gleichzeitig tritt der Klimawandel immer deutlicher zutage: Die Länder der Erde hängen beim Schutz der Arten weit hinterher. Ein "ökologischer Kollaps" droht.
Die Weltgemeinschaft hat ihre selbst gesteckten Ziele zum Erhalt der Artenvielfalt einem UN-Bericht zufolge weitgehend verfehlt. Der UN-Artenschutzkonferenz zufolge wurde keine der vor zehn Jahren festgelegten 20 Vorgaben im Jahr 2020 vollständig erreicht - bei sechs Zielen habe man zumindest Teilerfolge erzielt.
"Trotz ermutigender Fortschritte in mehreren Bereichen leidet die Welt stark und es wird schlimmer", hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht. Besonders sensible Lebensräume wie Korallenriffe seien stärker bedroht als je zuvor.
Waldrodung ist zurückgegangen
Grund für die Entwicklung sind demnach unter anderem die intensive Land- und Forstwirtschaft sowie die vielerorts massive Überfischung der Meere. Hinzu kommen die Zerstörung von Lebensraum, die Einführung fremder Arten in viele Regionen und die Auswirkungen der Klimakrise auf Tiere und Pflanzen.
Doch es gibt Lichtblicke: So sei die Waldrodung in den vergangenen fünf Jahren im Vergleich zur Zeit vor 2010 um 33 Prozent zurückgegangen, heißt es. Auch das Bewusstsein um den Schutz der Artenvielfalt scheine weltweit zuzunehmen, zudem seien die Schutzzonen zu Land und Wasser ausgeweitet worden.
UN-Chef António Guterres forderte ein ambitioniertes Vorgehen, vor allem auch im Hinblick auf die Erderwärmung: "Ein Teil dieser neuen Agenda muss darin bestehen, die beiden globalen Herausforderungen des Klimawandels und des Verlusts der biologischen Vielfalt koordinierter anzugehen und zu verstehen, dass der Klimawandel alle anderen Bemühungen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt zu untergraben droht."
Nur so könne ein Leben im Einklang mit Pflanzen und Tieren bis 2050 erreicht werden.
Verhandlungen über neue Ziele
Die UN-Artenschutzkonferenz ging aus der 1992 in Rio de Janeiro beschlossenen Artenschutzkonvention (Convention on Biological Diversity/CBD) hervor. 2010 hatten die 196 Mitgliedsstaaten konkrete Artenschutz-Ziele bis 2020 beschlossen.
So sollten 17 Prozent der Land- und 10 Prozent der Meeresflächen besser geschützt werden, um den Artenverlust zu stoppen. Die Teilnehmerstaaten des CBD führen momentan Verhandlungen über neue Ziele, die im Mai 2021 verabschiedet werden sollen.
"Das Abkommen krankt an seiner Unverbindlichkeit, so ist es leider nicht verwunderlich, dass die Ziele verfehlt wurden", sagte der Präsident des Naturschutzbundes Nabu, Jörg-Andreas-Krüger.
Ein großes Problem sei zudem der Einsatz "naturschädlicher Subventionen" durch Regierungen. Es fehle auch an finanziellen Anreizen für naturverträgliches Wirtschaften.
Niedergang vieler Tierbestände
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) bezeichnete die Entwicklung als "verheerend": "Wir müssen radikal umsteuern, um einen ökologischen Kollaps der Erde zu verhindern. Ein radikaler Wandel in der Art, wie wir leben und wirtschaften, ist dringend erforderlich", sagte der Vorsitzende Olaf Brandt.
Zuletzt hatte bereits ein Bericht der Umweltstiftung WWF und der Zoologischen Gesellschaft London ein schlechtes Bild der Entwicklung gezeichnet. Der Niedergang vieler Tierbestände weltweit setzt sich demnach seit Jahrzehnten unvermindert fort.
Der Schwund bei rund 21.000 beobachteten Populationen von Säugetieren, Vögeln, Fischen, Amphibien und Reptilien zwischen 1970 und 2016 beträgt demnach im Durchschnitt 68 Prozent. © dpa
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