- Sauropodomorpha haben das große Artensterben am Ende der Triaszeit überlebt und sind über Jahrmillionen die einzigen großen Pflanzenfresser gewesen.
- Aber warum waren die frühen Dinosaurier so erfolgreich?
- Eine Studie deutet daraufhin, dass ihr Sozialverhalten eine entscheidende Rolle gespielt hat.
Eine spektakuläre Entdeckung in Argentinien gibt Einblick in das Sozialleben früher Dinosaurier. Der Fundort im Süden von Patagonien birgt auf einer Fläche von einem Quadratkilometer 80 Individuen unterschiedlichen Alters und über 100 teils gut erhaltene versteinerte Eier der Art Mussaurus patagonicus.
Die Untersuchung zeigt, dass diese großen Pflanzenfresser vor etwa 193 Millionen Jahren in Herden lebten, gemeinsame Brutkolonien unterhielten und sich nach Altersgruppen zusammenschlossen.
Zwar hatten Paläontologen schon zuvor einige Tiere aus der Formation Laguna Colorada beschrieben. Aber nun stellt das internationale Team um Diego Pol vom Museo Paleontológico Egidio Feruglio in Trelew eine umfassende Auswertung und Interpretation des Ausnahme-Fundes vor.
Sozialverhalten war einer der Gründe für Erfolg von Sauropodomorpha
Die Art M. patagonicus zählt zu den Sauropodomorpha, die auch die erst später entstandenen gigantischen Sauropoden umfasst. Am Ende der Triaszeit vor etwa 200 Millionen Jahren hatten die Sauropodomorpha bereits viele andere Pflanzenfresser verdrängt.
Nachdem sie dann das große Artensterben am Ende der Triaszeit überlebt hatten, waren sie die einzigen großen Pflanzenfresser und dominierten viele terrestrische Ökosysteme über Jahrmillionen.
Als Gründe für ihren Erfolg sahen Experten bisher das Besetzen freigewordener ökologischer Nischen, ihre Körpergröße und ihr schnelles Wachstum. Die nun im Fachblatt "Scientific Reports" veröffentlichte Studie deutet darauf hin, dass das mit ihrem Sozialverhalten einherging.
Forscherinnen und Forscher gehen von Brutkolonien aus
"Unsere jüngsten Expeditionen zum Fundort haben 69 neue Exemplare von M. patagonicus ergeben (zusätzlich zu den bereits entdeckten 11 Individuen)", schreibt das Team. "Die neuen Exemplare umfassen Skelette von sechs verschiedenen Entwicklungsstufen, die von Embryos bis zu ausgewachsenen Tieren reichen."
Hinzu kommen mehr als 100 Eier. "Es ist schon schwer, versteinerte Eier zu finden, und noch schwerer, versteinerte Eier mit Embryos darin zu entdecken", wird Erstautor Pol in einer Mitteilung zitiert.
Die meisten Eier lagen demnach in Gelegen. Diese enthielten jeweils 8 bis 30 Eier und lagen nahe beieinander. Daher geht das Team davon aus, dass es sich um Brutkolonien handelt. Unweit davon lagen acht winzige Tiere, die schätzungsweise 70 Gramm wogen und wohl frisch geschlüpft waren - wegen der vergleichbaren Größe offenbar alle zu einer ähnlichen Zeit.
Dinosaurier haben weitaus früher Herden gebildet, als bislang angenommen
50 Meter entfernt stieß das Team auf die eng beieinander liegenden Überreste von mindestens elf heranwachsenden Tieren, die ebenfalls ähnlich groß waren und rund zehn Kilo wogen. Sie starben wohl gleichzeitig gegen Ende ihres ersten Lebensjahres.
An anderer Stelle entdeckte, neun weitere Individuen waren schon älter, mit einem Gewicht zwischen 106 bis knapp 560 Kilo aber noch längst nicht ausgewachsen. Die mehrere Meter großen Dinosaurier konnten bis zu 1,5 Tonnen schwer werden. Auch ausgewachsene Tiere wurden gefunden - ebenfalls teils nahe beieinander.
Dinosaurier hätten schon mehr als 40 Millionen Jahre früher Herden gebildet als bislang bekannt, schreibt das Team. "Das gemeinsame Auftreten von frischgeschlüpften, heranwachsenden und ausgewachsenen Tieren am selben Ort und in derselben Schicht deutet darauf hin, dass die Individuen sozialen Zusammenhalt über verschiedene Phasen ihrer Lebensspanne beibehielten."
Gerade die Trennung nach Altersgruppen sei ein Hauptmerkmal von Herdentieren und auch für große pflanzenfressende Säugetiere gut dokumentiert.
Körpergröße könnte durch Sozialverhalten zugenommen haben
Brutkolonien von Sauropodomorpha waren bisher schon für zwei andere Arten in China und Südafrika vermutet worden. Daher gehen die Forscher davon aus, dass dieses Verhalten schon bei den gemeinsamen Vorfahren der drei Arten im späten Trias vorhanden war - vor mindestens grob 210 Millionen Jahren.
Möglicherweise stehe das Sozialverhalten auch mit der Zunahme der Körpergröße dieser Dinosaurier in Zusammenhang, spekuliert das Team. Demnach haben große Tiere einen besonders hohen Energiebedarf, wofür sie wiederum größere Lebensräume brauchen und täglich größere Strecken zurücklegen müssen - was in Herden sicherer sei. Daher könnte das Sozialverhalten zum Erfolg dieser Gruppe beigetragen haben.
"Es sind zwar nicht die ältesten Dinosaurier, aber die ältesten, für die Herdenverhalten vermutet wird", sagt Pol. "Mussaurus gehört zu der ersten erfolgreichen Familie der pflanzenfressenden Dinosaurier. Daher schlagen wir vor, dass soziales Verhalten und der durch die Herde gebotene gemeinsame Schutz der Jungtiere möglicherweise dazu beigetragen haben, dass diese langhalsigen Dinosaurier sich über alle Kontinente verbreitet haben." (ff/dpa)
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