Ein geschmückter, leuchtender Baum, Frieden im Hause und leise fallender Schnee: Das klingt doch beinahe wie das ideale Weihnachtsfest aus einem Hollywoodfilm. Aber schwinden die Chancen auf weiße Weihnachten mit dem Klimawandel eigentlich?
Ob sich in diesem Jahr pünktlich zum Fest ein Kaltluftvorstoß mit Schneefällen einstellt, lässt sich derzeit noch nicht vorhersagen. Für viele sind weiße Weihnachten ein Idealbild. Die Schneedecke strahlt Ruhe aus, die Natur scheint im Winterschlaf - ein Szenario, das gut zum Weihnachtsfest passt, bei dem es besinnlich zugehen soll.
Weiße Weihnachten waren in Deutschland wegen eines bestimmten Wetterphänomens allerdings schon vor dem Klimawandel eine Ausnahmeerscheinung. Dass es hierzulande nie mehr weiße Weihnachten gibt, ist zwar unwahrscheinlich. Aber die Chancen darauf sinken tatsächlich.
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Gerade ältere Menschen verklären oft die Vergangenheit. Es wird dann gern behauptet, früher habe es zu Weihnachten immer Schnee gegeben. Aber stimmt das wirklich?
Nun, eine offizielle Definition von "weißen Weihnachten" gibt es nicht. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht davon, wenn am 24., 25. oder 26. Dezember an einer Wetterstation morgens jeweils mindestens ein Zentimeter Schnee gemessen wird.
Was sind die Zutaten für weiße Weihnachten?
Eine weiße Weihnacht stellt laut DWD in weiten Teilen Deutschlands eher eine Seltenheit dar, zumindest wenn man nicht in den höheren Mittelgebirgen oder am Alpenrand wohnt. "Da muss schon einiges zusammenkommen", sagt DWD-Klimaexperte Karsten Friedrich über die Schneedecke an den Feiertagen. Es müsse genügend Kälte und Feuchtigkeit vorhanden sein.
Das Problem: Kalte Luft, die aus dem Norden oder Nordosten kommt, ist meist trocken und bringt keine Niederschläge. Mildere Luft aus dem Westen bringt oft Feuchtigkeit, aber selten Schnee. Der Mix in der Wetterküche müsse also passen. Anfang Dezember war das etwa jüngst der Fall.
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Wie sieht es mit regionalen Unterschieden aus?
Ob es zu Weihnachten eine höhere Wahrscheinlichkeit für Schnee gibt, hängt auch mit der Wohnlage in Deutschland zusammen. Allgemein ist es so: Je höher gelegen man wohnt, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass Weihnachten Schnee vor der Tür liegt. Allerdings: In manchen Jahren wie zuletzt 2022 habe es nicht mal im Alpenraum für weiße Weihnachten gereicht, erinnert Friedrich.
Wer Weihnachten nie Schnee sehen will, sollte ans Meer fahren, rät der Wetterexperte. Weil Nord- und Ostsee im Dezember noch Wärme aus dem Sommer gespeichert haben, sei es an der Küste meist milder.
Hat Opa recht - war Weihnachten früher häufiger weiß?
Die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten in Deutschlands Niederungen war noch nie besonders hoch, aber zu Opas Jugendzeiten sicherlich höher als jetzt. Das geht aus einer Auswertung des Klimaarchivs des nationalen Wetterdienstes hervor: Ein Vergleich der Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 zeigt, dass die Chance auf eine Schneedecke an allen drei Weihnachtstagen insgesamt um mehr als 50 Prozent zurückgegangen ist.
Ein Beispiel aus dem einst vom Schnee verwöhnten Süden Deutschlands macht das deutlich: In der bayerischen Landeshauptstadt München gab es 1961-1990 noch etwa alle drei Jahre weiße Weihnachten, 1991-2020 trat das nur noch etwa alle sieben Jahre auf.
Wann erlebte Deutschland zuletzt weiße Weihnachten?
Das letzte Mal gab es hierzulande im Jahr 2010 verbreitet weiße Weihnachten. Vor 13 Jahren war die Schneedecke laut DWD am Morgen des 24. Dezembers noch lückenhaft, aber "bis zum Heiligen Abend sorgte dann Neuschnee für eine Schneedecke in ganz Deutschland". Solche mehr oder weniger flächendeckenden weiße Weihnachten sind selten.
Insgesamt gab es das seit den 1960er-Jahren nur vier Mal - vor 2010 noch 1962, 1969 und 1981. Ob dieses Jahr das Fest weiß wird, könne einigermaßen zuverlässig erst "maximal eine Woche vor Weihnachten" vorhergesagt werden, erklärt DWD-Experte Friedrich.
Liegt Weihnachten einfach zur falschen Zeit?
Fast jedes Jahr ist es dasselbe: Kurz vor dem Fest setzt das sogenannte Weihnachtstauwetter ein, das der DWD in seinem Lexikon ausführlich beschreibt. Milde atlantische Luft strömt dabei von Westen heran und bringt mitunter Regen mit sich. Zuvor gefallener Schnee verschwindet. Das "berüchtigte Weihnachtstauwetter" zählt nach DWD-Angaben zu den sogenannten Singularitäten - auch Witterungsregelfälle genannt - und tritt je nach Region mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 70 Prozent auf.
Das heißt: Weihnachten liegt zur falschen Zeit. "Die Wahrscheinlichkeit für Schnee ist im Hochwinter am größten", sagt Friedrich und meint damit den Monat Januar.
Wie geht es in Zeiten des Klimawandels weiter?
Die Zeit seit 2010 nennt Klimaforscher Valeri Goldberg von der TU Dresden die "mittlerweile längste durchgängige Periode von Jahren mit grünen Weihnachtsfeiertagen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen". Bezogen ist das auf die sächsische Landeshauptstadt in den Jahren 1884 bis 2021.
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Das lasse "auf den Einfluss der globalen Erwärmung schließen". Es bestehe ein Zusammenhang zwischen Erwärmung von Atmosphäre und Ozeanen sowie der abnehmenden Häufigkeit weißer Weihnachten in Mitteleuropa, schreibt Goldberg. Die Wahrscheinlichkeit für Schneewetterlagen im Winter nehme ab - gerade im Tiefland. Denn dafür müssten erst einmal frostige und feuchte Luftmassen aus dem Polargebiet nach Mitteleuropa gelangen.
Klimaprojektionen zeigen eine Erwärmung der Winter in Mitteleuropa bis Ende des 21. Jahrhunderts um meist drei bis vier Grad im Mittel und bis zu 5,5 Grad in der Spitze. Es sei davon auszugehen, dass eine weiße Weihnacht dann "zu einem sehr seltenen Ereignis wird", prognostiziert Klimaforscher Goldberg. (ff/dpa)
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