Spinnenbisse sind meist recht harmlos. Doch in vereinzelten Fällen können sie tödlich enden. In Italien sind in den letzten Wochen zwei Männer gestorben, mutmaßlich nach Bissen der Braunen Violinspinne. Forschende warnten schon früher vor der Giftspinne.
Medienberichten zufolge starb ein 52-jähriger Polizist auf Sizilien nach dem Biss einer Spinne. Es soll sich vermutlich um eine Braune Violinspinne gehandelt haben. Auch in der süditalienischen Region Apulien gab es kürzlich einen Todesfall nach einem Spinnenbiss. Ein 23-Jähriger starb an einem septischen Schock und Organversagen - einen Monat nachdem er von einer Violinspinne gebissen worden war.
Studie: Mehr Bisse der Violinspinne verzeichnet
Spanische Forschende warnen schon länger vor einer möglichen Ausbreitung der im Mittelmeerraum lebenden Spinnen und weisen auf vereinzelte, aber zunehmende Bisse der Spinne auf den Balearen hin. Die Forschungsgruppe für Angewandte Zoologie und Naturschutz der Universität der Balearen erklärt, dass in den vergangenen Jahren ein Anstieg von Bissen durch die Braune Violinspinne (Loxosceles rufescens) beobachtet worden ist. In der Studie ist von vier Bissen zwischen 2022 und 2023 die Rede.
Von etwa 1.400 Spinnenarten auf der Iberischen Halbinsel sei die Braune Violinspinne eine von drei Arten, die komplexe Krankheitsbilder verursachen kann, heißt es in der Studie. Ein Exemplar der Braunen Violinspinne hatte demzufolge eine junge Frau am Hals, hinter dem Ohr, gebissen. Diese musste wegen Schmerzen in dem betroffenen Bereich, Schweißausbrüchen, Fieber, einem Schwindelgefühl und leichtem Taubheitsgefühl in Beinen und Armen behandelt werden. Die vollständige Genesung dauerte rund zwei Wochen, es seien danach keine Folgeerscheinungen beobachtet worden.
Wie gefährlich ist die Spinne wirklich?
Die Art stammt ursprünglich aus Nordafrika und bewohne seit mehr als 5.000 Jahren den Mittelmeerraum. Demnach verstecken sich die Spinnen gerne in kleinen Räumen und Gebäuden, wo sie bis zu fünf Monate ohne Wasser und Nahrung überleben können. Generell wird die braune Violinspinne, die sich oft in Erdlöchern versteckt und trockene Böden bevorzugt, als eher friedlich beschrieben. Sie beiße nur dann, wenn sie sich bedroht fühle.
Der Biss bleibt oftmals unbemerkt und fühlt sich wie ein kleiner Stich an. Betroffene verspüren dann womöglich erst nach mehreren Stunden einen Juckreiz und Schmerzen. Auch kleine Pusteln und Rötungen rund um die Bissstelle können wenige Stunden später entstehen. Verläufe bei Patientinnen und Patienten seien sehr unterschiedlich. Menschen können im weiteren Verlauf auch keine Symptome verspüren.
Die Spinnenart Loxosceles rufescens lebt im gesamten Mittelmeerraum und kommt vor allem in den beliebten Urlaubsländern Italien, Spanien, Portugal, Griechenland und der Türkei vor. Mitten in der Sommersaison ist die Sorge vor der braunen Violinspinne nun groß.
Die braune Violinspinne verfügt zwar über ein hochwirksames Gift. Allerdings sei es nicht so gefährlich, wie manche denken, und der Biss habe nur selten schwerwiegende Folgen, sagt Maurizio Soave, Leiter der Giftnotrufzentrale im Gemelli-Krankenhaus in Rom.
Auch Bakterien können in Gewebe gelangen
Doch zusätzlich zu ihrem Gift könne die Spinne auch Bakterien in das Gewebe übertragen, die dann Entzündungen und teils schweren Komplikationen verursachen könnten, so Soave. In einem solchen Fall kann es rund um die Bissstelle zu einer langsam wachsenden Nekrose kommen: Das Gewebe wird zerstört und es entstehen tiefe und schwer heilende Wunden. Schwere Infektionen bis hin zur Sepsis, also Blutvergiftung, könnten die Folge sein.
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Solch eine Entwicklung sei jedoch äußerst selten, heißt es auf der Seite des Antigiftzentrums in Pavia. In den meisten Fällen bleibe ein Biss ohne Komplikationen. Größere Probleme gehen demnach meist auf Vorerkrankungen wie etwa Diabetes oder Allergien zurück. Experten schätzen, dass zudem auch Kinder sowie ältere Menschen eher gefährdet sind.
Wie sieht die Braune Violinspinne aus?
Die Braune Violinspinne ist schlank, langbeinig und besitzt eine für gewöhnlich hellbraune Färbung. Ausgewachsene Weibchen und Männchen besitzen in der Regel eine Länge von etwa 7 bis 9 Millimetern. Ein geigen- beziehungsweise violinförmiges Muster auf dem Körper sei laut der Mitteilung mit bloßem Auge erkennbar. Zudem besitzen die Tiere nur sechs statt acht Augen.
Das müssen Urlauber und Anwohner wissen
Aktuell gibt es laut der Forscher keine spezifischen Instrumente für eine Überwachung der Spinnenart, weswegen auf Präventivmaßnahmen gesetzt werden sollte. Die Allgemeinheit müsse über das Vorkommen der Braunen Violinspinne informiert werden.
Menschen sollten bestenfalls dazu in der Lage sein, die Braune Violinspinne zu identifizieren – insbesondere im Vergleich zu anderen Arten, die ebenfalls häufig in Wohnungen vorkommen, aber komplett harmlos sind. Für Anwohner wie Urlauber sei es wichtig, im Zweifel zuständige Gesundheitsbehörden oder befähigte Einrichtungen vor Ort zu kontaktieren, wenn man sich über einen Biss unsicher ist.
Es werde angeraten, die Art in Überwachungs- und Schädlingsbekämpfungsprogramme von Städten aufzunehmen. Privatpersonen sollten darauf achten, mögliche Zufluchtsorte wie Keller und Dachböden möglichst aufgeräumt und sauber zu halten. (spot/dpa/bearbeitet von mak und tar)
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- Dieser zuletzt im Juli 2024 veröffentlichte Artikel wurde aus aktuellem Anlass überarbeitet und aktualisiert.
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