Neun Ski-Wanderer sterben 1959 im Ural unter seltsamen Umständen: Sie sind halbnackt, einer Frau fehlt die Zunge, ihr Zelt wurde von innen aufgeschnitten. Wer ist für ihren Tod verantwortlich? Der Yeti, das Militär oder Außerirdische?
Neun Frauen und Männer sind im Februar 1959 mit Skiern im Ural unterwegs, sie wollen den Otorten-Gipfel besteigen. Die Route gilt als extrem schwierig. Aber die Studenten des Polytechnischen Instituts des Urals sind alle erfahrene Bergsteiger und Skifahrer. Und dennoch kehrt keiner von ihnen lebend zurück.
Der Vorfall ereignet sich am östlichen Hang des Berges Cholat Sjachl, übersetzt "Berg der Toten". Der Pass, an dem das Unglück geschieht, wird später nach dem 23-jährigen Gruppenanführer Igor Djatlow benannt.
Was genau am "Djatlow-Pass" passiert ist, weiß bis heute niemand. Forscher, Autoren, Filmemacher und Verschwörungstheoretiker spekulieren noch immer darüber, wie die neun wirklich ums Leben kamen.
Womöglich hat der sagenumwobene Yeti die Studenten geholt? Oder sind sie inmitten des Kalten Krieges in einen Test mit einer neuen radioaktiven Superwaffe geraten?
Die mysteriösen Todesumstände
Immer wieder gibt es auch Vorwürfe, die Behörden hätten versucht, das Geschehen zu vertuschen. So wird der Zugang zu der Region nach dem Unglück für drei Jahre gesperrt. Zudem gehen die Behörden von einer natürlichen Todesursache aus: Die Expeditionsteilnehmer seien einfach erfroren. Dagegen sprechen aber einige seltsame Begebenheiten.
Die Leichen der zwei Frauen und sieben Männer werden außerhalb ihrer Zelte gefunden. Fußabdrücke führen zu einem nahegelegenen Wald, dort entdeckt der Suchtrupp die Reste eines Feuers und zwei Leichen.
Diese sind barfuß und tragen nur Unterwäsche - und das bei bis zu minus 30 Grad. Ein paar hundert Meter weiter liegen drei weitere Tote. Die übrigen vier werden erst zwei Monate später im Tiefschnee gefunden.
Merkwürdig ist nicht nur, dass die Leichen teilweise nackt sind. Einige haben Fetzen am Leib, die vorher von der Kleidung der anderen Gruppenmitglieder abgeschnitten wurden.
Drei der Opfer sind verletzt: Sie weisen Schädel- und Rippenbrüche auf. Ein Experte sagt später, die Wucht der Gewalteinwirkungen seien mit einem Autounfall vergleichbar. Einer Frau fehlt die Zunge. Spuren eines Kampfes gibt es aber nicht. Allerdings ist das Zelt der Gruppe von innen aufgeschlitzt.
Opfer sind radioaktiv verstrahlt
Die Kleidungsstücke der Opfer sind zudem offenbar radioaktiv verstrahlt. Die Angehörigen sagen später, dass die Haut der Toten tief gebräunt gewesen sei. Anderen Berichten zufolge hatten sie graue Haare.
Spätere Untersuchungen ergeben, dass alle neun ihr Zelt zu Fuß verlassen haben. Sechs von ihnen sterben an Unterkühlung, drei an Verletzungen. Zunächst werden Mitglieder eines in der Gegend lebenden indigenen Stammes verdächtigt, die Mansen. Doch es gibt ja keine Kampfspuren.
Die Behörden schließen die Untersuchung im Mai 1959 offiziell ab, die Akten sollen in einem geheimen Archiv versteckt worden sein. Erst in den 1990er-Jahren tauchen sie wieder auf - allerdings nicht vollständig.
Das Rätsel um den Tod der neun Bergsteiger beschäftigt auch heute noch viele Menschen. Gelöst hat es noch niemand. Ein Dokumentarfilm geht der These nach, dass ein Yeti die Gruppe getötet hat. Regisseur Mike Libecki hält es für ein offenes Geheimnis, dass das riesige, zottelige Wesen in der Gegend unterwegs ist. Der Filmemacher beruft sich auch auf Tausende Augenzeugen, die den Yeti angeblich gesehen haben wollen.
Das ist aber nicht der einzige Erklärungsversuch. Die Theorien und Thesen zum Unglück sind vielfältig. Demnach war nicht der Yeti verantwortlich für den Tod der Studenten, sondern ein anderes mythisches Wesen: der Chupacabras ist eigentlich in Lateinamerika beheimatet. Es handelt sich angeblich um ein etwa 1,50 Meter hohes Tier mit Stacheln, das anderen Tieren das Blut aussaugt.
Alien-Attacke oder geheimer Militärversuch?
Oder werden die Männer und Frauen Opfer eines Alien-Angriffs? Eine Gruppe von Wanderern, die 50 Kilometer entfernt unterwegs ist, soll merkwürdige Lichter in Kugelform am Himmel beobachtet haben.
Ähnliche Erscheinungen sehen angeblich auch Militär und Wetterdienste zwischen Februar und März 1959 in der Region. Forscher erklären später, bei den Lichtern am Himmel habe es sich um den Schweif von Interkontinentalraketen gehandelt.
Andere Experten sind davon überzeugt, dass die Studenten in einen Test mit einer neuen Nuklearwaffe geraten sind. Vielleicht sind sie versehentlich in ein geheimes und abgeriegeltes Sperrgebiet geraten. Das könnte die radioaktiven Spuren an der Kleidung erklären. Ob diese aber wirklich vorhanden sind, ist heute umstritten.
Aber all diese Erklärungsversuche lassen offen, warum die Toten nackt gefunden werden. Der US-Autor Donnie Eichar stellt in seinem Buch "Dead Mountain" eine These auf, die das seltsame Verhalten der Wanderer nachvollziehbar machen könnte. Demnach gibt es in der Gegend um den Todesberg starke Höhenwinde.
Höhenwinde lassen Bergsteiger in Panik ausbrechen
Diese sollen inmitten der Felsen sogenannten Infraschall erzeugen. Das sind Frequenzen, die das menschliche Ohr nicht bewusst wahrnehmen kann, die aber panikartige Zustände hervorrufen.
Womöglich ist dann tatsächlich Unterkühlung die Todesursache. Dass die Wanderer bei minus 30 Grad nackt waren, könnte man auch mit angeblicher "Hyperthermie-Demenz" erklären. Die Betroffenen verlieren laut dieser Theorie die Orientierung, wissen nicht mehr, wo sie sind, ihnen wird heiß, sie ziehen sich aus - und erfrieren.
Bis heute werden die Geschehnisse von vor mehr als 50 Jahren in Büchern und Filmen aufgegriffen. Der US-Thriller "Devil's Pass" von 2013 zum Beispiel mischt Fiktion und Fakten rund um die Geschehnisse am Djatlow-Pass - und schickt eine Gruppe von US-Studenten in den Ural, um das Rätsel zu lösen. Natürlich passieren auch ihnen seltsame und schreckliche Dinge ...
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