Die Geister einer Königin, einer Katze und von vier ermordeten Mönchen sollen im Kloster Mortemer in der Normandie spuken. Aber das ist nicht alles: Dort passieren weitere merkwürdige Dinge. Aus einem Brunnen sprudelt etwa magisches Wasser, das einsamen Frauen zu einem Ehemann verhilft.

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Wer dem Geist der Weißen Frau begegnet, muss unbedingt auf die Farbe ihrer Handschuhe achten. Sind sie weiß, stehen innerhalb des nächsten Jahres eine Hochzeit oder eine Geburt bevor. Sind sie aber schwarz, droht dem Beobachter der Tod. Anderen Legenden zufolge ist schon der Anblick der Weißen Frau ein Zeichen: Alle, die sie sehen, sterben in den folgenden Monaten.

Das Gespenst mit dem weißen Gewand und den Handschuhen treibt angeblich in den Ruinen von Kloster Mortemer in der französischen Normandie sein Unwesen.

Es soll aber nicht der einzige Spuk in dem verfallenden Gemäuer sein: Auch eine Geisterkatze und die Seelen von vier ermordeten Mönchen sind laut Sage in der Umgebung unterwegs. Die Ruinen gelten deshalb als einer der gruseligsten Orte in ganz Frankreich.

Die eingesperrte Königin Matilda

Von Anfang an stand die Zisterzienserabtei in der Nähe von Rouen unter keinem guten Stern. König Heinrich I. von England ließ sie 1134 errichten. Später soll er dort seine Tochter Matilda fünf Jahre lang in einem Raum eingesperrt haben.

Ihre Geschichte ist turbulent und tragisch: Nach ihrer Heirat im Alter von zwölf Jahren wurde sie Kaiserin des römisch-deutschen Reichs. Schon mit Anfang 20 war sie Witwe.

Heinrich I. zwang sie zu einer weiteren Ehe mit einem ungeliebten Mann. Aber sie rebellierte, trennte sich von ihm – um dann doch zu ihm zurückzukehren. Matilda wäre eigentlich die erste Regentin Englands geworden, doch ein Widersacher hinderte sie daran, den Thron zu besteigen.

Matildas Geist spukt als Weiße Frau

Auch nach ihrem Tod fand Matilda anscheinend keine Ruhe: Ihr Geist kehrte angeblich an den Ort zurück, an dem ihr Vater sie festgehalten hatte – und spukt seitdem als Weiße Frau auf dem Gelände der Zisterzienserabtei.

Zu sehen ist sie aber nur in Vollmondnächten im Sommer, heißt es. In der Gegend von Mortemer erzählen sich die Menschen Schauergeschichten von seltsamen Geräuschen oder Schritten, obwohl niemand in der Nähe ist.

Matildas Lebensgeschichte ist allerdings umstritten: Ob ihr Vater sie wirklich eingesperrt hat, wann und warum, ist unklar. Beweise für die Existenz der Weißen Frau gibt es nicht. Nichtsdestotrotz findet man im Internet unscharfe Fotos und Videos, die angeblich den Geist zeigen.

Die Seelen von Mönchen und einer Katze

In den Ruinen sollen zudem auch weitere Geister unterwegs sein: Die vier letzten Mönche, die dort lebten, wurden während der Französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts brutal ermordet. Nach ihrem Tod verfielen die Gemäuer immer mehr. Die Seelen der Mönche fanden keine Ruhe, sie wandern nun als Gespenster durch die Ruinen von Mortemer und die Umgebung, so die Legende.

In den Ruinen des alten Klosters streift auch ein tierisches Gespenst umher: Doch die schwarze Katze ist nicht so harmlos, wie sie aussieht: Das Tier ist ein Goblin, ein böser Geist, und es bewacht einen nicht näher definierten Schatz, so der Volksmund.

Magisches Wasser und unerklärliche Hitze

Innerhalb der Klostermauern sollen weitere merkwürdige Dinge geschehen sein: Die Mönche lebten in Mortemer ohne jeden Komfort. Trotzdem war ein Raum hinter der Kapelle immer beheizt – ohne dass sich ein Mensch um ein Feuer gekümmert hätte.

Noch heute bleibt an dieser Stelle angeblich im Winter der Schnee nicht liegen, und dort wächst kein Gras. Warum das so sein soll, erklären auch diejenigen nicht, die an den Mythos glauben.

Mehr Legenden ranken sich um ein altes Wasserbassin, gewidmet einer katholischen Heiligen. Aus dem Becken, in dem sich einst die Mönche wuschen, sprudelt der Sage nach bis heute magisches Wasser: Frauen, die einen Ehemann suchen, sollen eine Haarnadel oder eine Münze hineinwerfen. Innerhalb eines Jahres werden sie vor den Traualtar treten, heißt es.

Das glauben viele immer noch. Ein Verein veranstaltet in Mortemer mehrmals im Jahr Feste speziell für Unverheiratete. Die haben dann sogar eine doppelte Chance auf einen Ehemann: Entweder das magische Wasser tut seine Wirkung, oder sie erspähen die Weiße Frau – aber hoffentlich nur, während sie weiße Handschuhe trägt.

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