Sie besaßen alles, was man sich nur wünschen kann: Die Kennedys waren reich, sie hatten Einfluss, sie wurden anerkannt, sahen gut aus und einer aus ihrer Mitte war sogar ein US-Präsident. Aber in der Geschichte der Familie passierten zahlreiche Tragödien – Attentate, Flugzeugabstürze, tödliche Unfälle und ein Selbstmord. Lastet ein furchtbarer Fluch auf dem Clan?

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Der 35. Präsident der USA befand sich im November 1963 gerade auf einer Wahlkampfreise. Gegen Mittag fuhr John F. Kennedy in einem offenen Wagen durch Dallas, als er von mehreren Gewehrschüssen getroffen wurde. JFK, wie er auch genannt wurde, starb noch im Wagen.

Doch das war nicht das einzige schreckliche Ereignis in Zusammenhang mit der Familie Kennedy. Es gab so viele Tragödien, dass manche glauben, auf einem der bekanntesten Clans der Welt laste ein grausamer Fluch.

Denn schon vor und nach Kennedys Tod musste die Familie mit furchtbaren Vorfällen zurechtkommen: Flugzeugabstürze, weitere Attentate, Fehl- und Totgeburten, Krankheiten, Unfälle, ein Drogentod und ein Selbstmord. Kann eine einzige Familie derart vom Pech verfolgt sein?

Die perfekten Kennedys

Von außen gesehen schienen die Kennedys immer alles zu haben: Geld, Einfluss, gutes Aussehen und hohes Ansehen im eigenen Land sowie im Ausland. Nicht umsonst bezeichnete man sie auch als die "Royal Family" Amerikas. Sie lebten ein privilegiertes Leben unter strengster Beobachtung der Öffentlichkeit.

Auf das Konto des Clans gehen zahlreiche Errungenschaften, vor allem in der Politik. Ted Kennedy gehörte 47 Jahre lang dem US-Senat an und setzte sich besonders für Arme und Minderheiten ein. JFK wurde 1961 US-Präsident und bemühte sich um zahlreiche Reformen. Am 29. Mai 2017 hätte er seinen 100. Geburtstag gefeiert.

Auch sein Bruder Robert F. Kennedy bewarb sich um das Amt und zog 1969 für die Demokraten in den Präsidentschaftswahlkampf. Ihre Schwester Eunice Shriver rief 1968 die "Special Olympics" für geistig behinderte Menschen ins Leben. Bis Anfang 2017 war Caroline Kennedy das letzte verbliebene Clan-Mitglied, das noch politisch aktiv war. Die Tochter von John F. Kennedy war US-Botschafterin in Japan.

Der Aufstieg der Familie

Die Vorfahren der Kennedys waren Iren. Mitte des 19. Jahrhunderts wanderte ein armer Bauer namens Patrick Kennedy nach Amerika aus – mit großem Drang nach Erfolg. Er legte den Grundstein für ein besseres Leben seiner Nachfahren. Der Aufstieg zu einer Familien-Dynastie mit viel Macht innerhalb von Wirtschaft und Politik dauerte nur zwei Generationen.

Aber die Mitglieder waren eben nicht nur als Machtmenschen auf dem politischen Parkett bekannt. Sie waren von vielen Tragödien betroffen. Den Anfang machte 1941 Rosemary Kennedy, die nach einer Operation nicht mehr laufen und sprechen konnte.

1944 explodierte das Flugzeug von Joseph P. Kennedy im Zweiten Weltkrieg – er starb. 1956 hatte Jacky Kennedy eine Totgeburt. Ihr Sohn Patrick Bouvier Kennedy wurde 1963 nur zwei Tage alt.

Jahrzehnte voller Tragödien

Fünf Jahre nach seinem Bruder JFK kam 1968 Robert F. Kennedy ebenfalls bei einem Attentat ums Leben. Ted Kennedy überlebte im selben Jahrzehnt einen Flugzeugabsturz und einen fatalen Autounfall.

Seinem Sohn Ted Jr. musste ein Bein amputiert werden, nachdem er an Knochenkrebs erkrankt war. 1984 fand man David A. Kennedy tot in seinem Hotelzimmer – er starb nach einer Überdosis Kokain.

Michael LeMoyne Kennedy kam 1997 bei einem Skiunfall ums Leben. John F. Kennedy Jr. steuerte 1999 ein einmotoriges Flugzeug in den Atlantik und riss auch seine Frau und Schwägerin mit in den Tod. 2012 beging Mary Richardson Kennedy Selbstmord.

Von Liebesaffären bis hin zu Medikamentenmissbrauch

Liegt auf der Familie tatsächlich ein Fluch? Wohl eher nicht. Denn tatsächlich ist die Zahl der tragischen Ereignisse bei der Größe des Kennedy-Clans nicht besonders ungewöhnlich. Die Mitglieder hatten viele Kinder: Clan-Gründer Joseph Patrick Kennedy zum Beispiel neun, Bobby Kennedy elf.

Außerdem hatte das Leben in einer derart privilegierten Familie auch seine Schattenseiten, wie der Biograf Laurence Leamer beschrieb: "Es ist sehr schwer, ein Kennedy zu sein, gleichgültig ob man ein Kennedy vom Blut her ist oder mit einem verheiratet."

Was perfekt erschien, war in Wirklichkeit alles andere als harmonisch. Zahlreiche Liebesaffären, Alkoholabhängigkeiten, Fehlgeburten und chronischer Medikamentenmissbrauch gehörten zum Familienleben.

Selbstüberschätzung und riskantes Handeln

Im Buch "The Kennedy Curse" beschäftigt sich Autor Edward Klein mit dem Unheil der Sippe. Die meisten schlimmen Ereignisse seien ein Resultat aus Selbstüberschätzung und riskantem Handeln gewesen. Auch die Kennedys konnten nicht alles und waren nicht allmächtig – obwohl sie das selbst oft glaubten.

Das Familienmotto lautete: "Du musst gewinnen. Du musst gewinnen, weil du alles kannst." Darum forderten die Mitglieder das Schicksal mehrmals heraus - und verloren.

Joseph P. Kennedy etwa begab sich mit seinem Bomber leichtsinnig auf eine halsbrecherische Mission, obwohl ihm ein Mechaniker vom Start abriet. Doch er wollte unbedingt seinen Bruder John übertreffen, der bereits ein Kriegsheld war.

Sein Neffe John F. Kennedy Jr. hatte aus der Familiengeschichte nichts gelernt, als seine Maschine abstürzte: Er hatte erstens noch nicht viel Flugerfahrung, zweitens einen verletzten Fuß und drittens ignorierte er die Warnungen vor schlechtem Wetter.

Und John F. Kennedy bestand darauf, in einem offenen Cabrio und ohne Motorradeskorte durch Dallas zu fahren. Ein geschlossenes Dach hätte ihn womöglich vor den tödlichen Kugeln geschützt.

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