Wird das Klima nur um wenige Grade wärmer, hat das mittel- bis langfristig dramatische Folgen für Pflanzen und Tiere. Krankheitserreger, die es früher nur in den Tropen gab, breiten sich auf der ganzen Welt aus. Aber schon jetzt sterben Menschen auch hierzulande an den Folgen der Klimaerwärmung.
Wird unser Planet langfristig wärmer, werden Klimaschwankungen gemäß dem Umweltbundesamt häufiger, mit extremen Wetterverhältnissen als Folge. Starkregen kann zu Überschwemmungen führen, häufigere und länger andauernde Hitzeperioden zu Dürren.
Der Frühling beginnt bei uns im Schnitt früher als etwa noch vor 40 Jahren. Deshalb verändern beispielsweise Zugvögel ihr Verhalten, ganze Ökosysteme werden gestört. So können sich Schädlinge und Parasiten deutlich früher und länger vermehren und Wälder, Tiere und Menschen krank machen.
Ähnlich ist es mit Pollen: Pflanzen, die Allergien auslösen, blühen länger, produzieren mehr Pollen. Und die können bei Hitze bei Allergikern noch mehr Probleme bereiten als sonst.
Konsum von Gas, Kohle und Erdöl muss bis 2030 um 25 Prozent reduziert werden
Unser Planet ist umgeben von einer Gashülle, die die Wärmestrahlung der Sonne absorbiert. Besonders Wasserdampf und Kohlenstoffdioxid (CO2) sorgen dafür, dass die Wärme, die die Erde ausstrahlt, nicht ins Weltall abgegeben werden kann.
Dieser sogenannte Treibhauseffekt hält die Erdoberfläche durchschnittlich bei 15 Grad Celsius. Doch seit der Industrialisierung produzieren wir immer mehr CO2, indem wir Kohle oder Erdöl verbrennen, um Energie zu gewinnen. Entsprechend ist der Anteil von CO2-Molekülen in der Erdatmosphäre laut der Weltraumorganisation NASA seit der Industrialisierung bis in die Gegenwart um knapp 50 Prozent gestiegen. Deshalb wird die Erde immer wärmer.
Im Pariser Klimaabkommen von 2015 haben sich die Mehrzahl der Staaten weltweit dazu verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, damit das Klima nicht um mehr als 1,5 Grad Celsius ansteigt. Hierfür müssten laut einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UN) von 2019 die G20-Staaten bis 2030 25 Prozent weniger CO2 ausstoßen als 2018.
Direkte Auswirkungen von Hitzewellen töten deutlich mehr Menschen als Tropenkrankheiten
Reinhard Koppenleitner ist Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde und engagiert sich im Vorstand der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit. Die Organisation möchte deutlich machen, welche weitreichenden Folgen die Klimakrise auf die Gesundheit und die Gesundheitssysteme hat.
Der Mediziner, der auch Erfahrung im Entwicklungsdienst auf Haiti hat und internationale Organisationen in Gesundheitsprojekten beraten hat, sagte gegenüber unserer Redaktion: "Sicherlich breiten sich früher hauptsächlich in den Tropen vorkommende Erreger auch in milderen Klimazonen aus. Das sehen wir schon bei der von Zecken übertragenen Frühsommer-Meningo-Enzephalitis oder der Borreliose." Künftig ist es Koppenleitner zufolge auch denkbar, dass sich Malaria und andere Tropenkrankheiten in kühleren Regionen verbreiten können.
Die Folgen von immer mehr und längeren Hitzeperioden sind aber schon heute für deutlich mehr Menschen in unseren Breitengraden lebensgefährlich. "Wir sehen, dass bei Hitzewellen die Sterblichkeit steigt. Das betrifft nicht nur Alte."
Während Hitzeperioden würden Menschen direkt an Hitzekrankheiten (wie etwa Hitzschlag oder Hitzeerschöpfung) selbst sterben, vor allem aber an einer Verschlechterung bestehender Krankheiten wie Herzschwäche, Lungenasthma oder Krankheiten des Nervensystems. Gefährdet seien auch Menschen, die im Freien arbeiten, so der Arzt.
Um die gesundheitsschädlichen Effekte der Klimaerwärmung zu reduzieren, sei daher neben weniger Ausstoß von Treibhausgasen etwa auch wichtig, dass Städte so geplant werden, dass sie Bewohner vor steigender Hitze schützen. Und Rückzugsgebiete in der Natur wie Wälder, die Sauerstoff produzieren und für Kühlung sorgen, müssten bewahrt und ausgebaut werden.
Verwendete Quellen:
- Umweltbundesamt: Folgen des Klimawandels
- Umweltbundesamt: Wie funktioniert der Treibhauseffekt
- NASA: The Atmosphere: Getting a Handle on Carbon Dioxide, 9.10.2019
- Umweltprogramm der Vereinten Nationen, Emissions Gap Report 2019, 26.11.2019
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