Auf diesem Stuhl sind alle gleich: Wenn Günther Jauch zu "Wer wird Millionär?" lädt, wird selbst der abgezockteste Promi kleinlaut. Denn der Zuschauer zuhause auf dem Sofa lauert nur auf peinliche Patzer der Promis. Bei der gestrigen Ausgabe wurde deshalb wohl vor allem einer sehnsüchtig erwartet: Lukas Podolski.

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"Ich weiß nicht, was da alles auf mich zukommt" - so nett formuliert Günther Jauch die Ausrede von Fußballern, wenn sie zu "Wer wird Millionär?" eingeladen werden. Weniger höfliche Moderatoren hätten wohl gesagt, dass Fußballer sich - rein intellektuell - ein TV-Quiz nicht so recht zutrauen. Schließlich hat Fragen beantworten recht viel mit Nachdenken zu tun – eine Tätigkeit, die auf dem Rasen eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Lukas Podolski aber ist nicht dafür bekannt, auf und neben dem Fußballfeld übermäßige Angst vor dem Gegner zu haben. Allerdings auch nicht für übermäßiges Nachdenken. Umso gespannter durfte man also auf den Auftritt des Kölners sein - und umso mutiger war sein Versuch, dem Klischee des "dummen Fußballers" entgegenzutreten.

"Das Unglück hat breite Füße"

Zunächst einmal aber ist Comedian Paul Panzer dran. Doch kaum Platz genommen, macht der Nuschel-Komiker ein leichtes Rechtsgefälle des Rate-Stuhls aus. Offenbar wirft ihn die vermeintliche Unwucht des Sitzmöbels so aus der Bahn, dass er gleich bei der ersten Frage mächtig auf dem Schlauch steht und nur mit Hilfe von Herrn Jauch überhaupt die 50-Euro-Hürde nimmt. "Nicht lachen!", mahnt Moderator Jauch Podolski, als der im Hintergrund feixt. "Es kann einen selbst treffen!"

Dies werden – so viel sei vorweggenommen – für eine geraume Zeit die letzten lustigen Momente der Show gewesen sein. Paul Panzer schlägt sich mit mehr Glück als Verstand durch die Fragen und zieht bei der 500.000-Euro-Hürde die Reißleine. "Das Unglück hat breite Füße", erläutert er seine Vorsicht und trollt sich mit 'nem Bierchen in der Hand auf die Zuschauerränge.

Von dort konnte er dann eine Stunde lang zusehen, wie sich im Folgenden zwei Moderatoren gegenseitig einschläfern. Gegenüber von Günther Jauch hatte nämlich Markus Lanz Platz genommen. Als ob ein Duell abgesprochen war, wer eine Show bräsiger wegmoderieren kann, ödeten sich die beiden Moderatoren gegenseitig an.

50 Shades of Lanz

Einziger "Höhepunkt" war der kurze Einblick, den Markus Lanz in sein Liebesleben gab. Als es um eine Frage zum SM-Kinoknaller "50 Shades of Grey" ging, offenbarte Lanz, dass seine Frau ihm diesen Film erst erklären musste. Er selbst habe ihn nur deshalb angesehen, weil er sich "eine neue Tür in puncto Freizeitvergnügen" erhofft hatte – was sich allerdings als Enttäuschung herausstellte. Mehr wollte man an dieser Stelle dann auch gar nicht wissen. Jauch auch nicht und Lanz ging mit 125.000 Euro für einen guten Zweck nach Hause.

Eine halbe Million strich im Anschluss Schauspielerin Anke Engelke ein und baute damit die Summe, die sie bei ihren nun fünf WWM-Auftritte bei Jauch eingesammelt hatte, auf stattliche 1.750.000 Euro aus. Und dass, obwohl sie bei ihren Fragen alles andere als sicher war. Vor allem die Frage, ob ein Herz, dass man in eine Eiche schnitzt, nach zehn Jahren höher, tiefer, an gleicher Stelle oder auf der genau anderen Seite sitzt, verursachte bei Engelke Schweißausbrüche.

Wann patzt Poldi?

Doch dann, nach fast drei Stunden, kam er endlich, der Poldi. Dass er erst sehr spät eingewechselt wird, ist er ja inzwischen aus der DFB-Elf gewohnt. Dass er bei einer Einwechslung jemanden mitbringen darf hingegen nicht. Mit dabei hatte er nämlich Holger Stromberg. Nein, das ist nicht der Versicherungs-Typ mit dem Zweitliga-Bärtchen aus der gleichnamigen Fernsehserie, sondern der Koch der deutschen Fußballnationalmannschaft. Die Frage, die sich – Hand aufs Herz - der Fernsehzuschauer von da an nur noch stellte, war nicht, ob Podolski patzt - sondern wann.

Doch der - Überraschung, Überraschung - hätte seinen Beistand getrost daheim lassen können. Routiniert schlenderte der Kölner Kicker durch die Fragen und kam so richtig erst bei der 500.000-Euro-Frage ins Grübeln und mit ihm der ganze Rate-Saal. Nach kurzer Gruppendiskussion strichen der Weltmeister und sein Koch aber die Segel und sammelten 125.000 Euro für die Podolski-Stiftung ein.

Das Vorurteil von "dummen Fußballern" konnte an diesem Abend nicht bestätigt werden. So richtig gelohnt hat sich das Warten auf Podolski für alle Fremdscham-Voyeure also nicht. Wer trotzdem glaubt, schlauer als Podolski zu sein, für den sind hier noch einmal die Ausstiegsfragen der Promi-Kandidaten zum nachraten:

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