• Verzicht auf ein hohes Gehalt und ein komfortables Leben - die siebenköpfige Familie Zeier hat es gewagt.
  • Die VOX-Dokusoap "Goodbye Deutschland!" begleitete diese außergewöhnlichen Auswanderer in den Anden.
  • Würden sie nach zwei Jahren in Peru bleiben wollen, um dort weiter den Armen zu helfen?

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Er sei "halt kapitalistisch sozialisiert", gab "Goodbye Deutschland!"-Auswanderer Dr. Benjamin Zeier (39) in der aktuellen Folge der VOX-Dokusoap zu, als er mit seiner Ehefrau Lena (36) überlegte, den Peru-Aufenthalt der Familie zu verlängern. Von dieser Sozialisierung war im Rest der Sendung allerdings wenig zu spüren - im Gegenteil.

Anfang 2020 hatten der Urologe, die gelernte Physiotherapeutin und die gemeinsamen fünf Kinder im Alter von vier bis 13 Jahren ein komfortables Leben in Deutschland hinter sich gelassen, um in das kleine peruanische Bergdorf Curahuasi zu ziehen. Dort lebt das indigene Volk der Quechua, und das meist in bitterer Armut. Ärztliche Versorgung können sich die wenigsten leisten. Im Missionsspital Diopsi Suyana allerdings werden Kranke kostenlos behandelt. Eröffnet hat es das Ärzteehepaar Klaus-Dieter und Martina John im Sommer 2007.

Warten auf ein göttliches Zeichen

Von eben jenem Klaus-Dieter John hatte Benjamin Zeier kurz nach der Geburt seines jüngsten Sohnes Jonas eine E-Mail erreicht, just nachdem der fromme Christ sich bei Gott bedankt und ihn um ein Zeichen gebeten habe. Welches "Kapitel in unserer Familiengeschichte" solle er nun aufschlagen, da "das Kapitel der Reproduktion" abgeschlossen sei? Das Zeichen kam.

John suchte einen Urologen für sein Spital, Benjamin besprach das Angebot mit seiner Familie - und Anfang 2020 war es so weit: Man zog in die peruanischen Anden. Eine feste Vergütung für die Krankenhausarbeit war nicht vorgesehen, stattdessen hatte der Arzt vorab Vorträge gehalten und Spenden für seine Mission gesammelt.

Tief gerührt erinnert er sich an einen kleinen Jungen, der dafür ein Jahr lang 80 Euro angespart und auch seinen großen Bruder zum Spenden motiviert hatte. "Entweder lässt man sich von Liebe motivieren oder von Angst, und wir haben uns schon vor langer Zeit für Liebe entschieden", so die Haltung des Arztes.

Unvorstellbare Zustände vor der Klinik

Rumpelige Straßen, schwierige Wasserversorgung und weitere Alltagstücken - das alles waren sie von Deutschland nicht gewohnt. Und doch ging es den Zeiers immer noch viel besser als den Patientinnen und Patienten, die vor der Klinik in langen Schlangen warteten.

Manche waren bis zu 36 Stunden lang angereist, um dann mehrere Tage für eine Behandlung anzustehen, darunter ein älterer Mann, dem ohne rettende OP ein Nierenversagen drohte. Oder ein unterernährter Sechsjähriger, der nur so viel wie ein dreijähriges Kind wog, weil seine Eltern, seine vier Geschwister und er nur von dem lebten, was sie auf einem kleinen Feld anbauen konnten.

Wenn er nach der Behandlung solcher Patienten manchmal zufällig am Krankenhaus-Gottesdienst vorbeikam, kamen Benjamin Zeier manchmal die Tränen: "Diese bedingungslose Liebe, die Gott zu mir hat... und deswegen bin ich hier."

Zwei Jahre sind nicht genug

Eigentlich aber stand nun, nach zwei Jahren, der Abschied bevor, sein Vertrag würde zum Ende des Jahres auslaufen. Doch er könnte ihn verlängern lassen. Was also tun? Im Gespräch mit Gattin Lena kamen beide schnell zu dem Schluss: Sie wollten noch bleiben. Denn, so Lena, seit beide "zusammen unterwegs" seien, hätten sie immer gespürt, wenn "was Neues dran" gewesen sei. "Und das Gefühl fehlt mir im Moment vollkommen. Ich hab' eher so das Gefühl, es ist gerade gut, dass wir hier sind."

Würden die Kinder das ähnlich sehen? Immerhin vermissten die schon einiges, wie sie erzählten: Döner zum Beispiel oder Schwimmbäder mit Sprungbrett. Andererseits wussten sie ihre Erfahrungen mit der anderen Kultur auch zu schätzen, wie der älteste Spross der Familie, der 13-jährige Lucas, beschrieb: "Der Nachteil ist: Man will was schnell machen - man kann's nicht schnell machen. Aber wenn man sich das abgewöhnt hat, ist das 'n Riesenvorteil, weil man alles viel entspannter nehmen kann."

Und so waren die Sorgen des Paares letztlich unbegründet: Die Kinder waren mit der Verlängerung der Auswanderung sofort einverstanden. Das Peru-Kapitel der Familie Zeier ist noch nicht zu Ende geschrieben.

(tsch)  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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