Am Mittwochabend eröffneten Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf das Fernsehjahr bei ProSieben mit einer Casino-Spezial-Ausgabe von "Joko & Klaas gegen ProSieben". Eine ausgezeichnete Wahl des Senders, was sich besonders im Finalspiel zeigte.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Joko & Klaas gegen ProSieben", das sind zwei TV-Unterhalter, ein Moderator und jede Menge kreativ-knifflige Spiele dieser beiden Moderatoren gegen prominente Vertreter ihres Senders. Am Ende dieser Spiele haben sich die beiden Moderatoren dann im besten Fall ein paar Vorteile erspielt, die ihnen das Finalspiel erleichtern sollen. Gewinnen die beiden das Finale, bekommen sie am nächsten Tag 15 Minuten frei verwendbare Sendezeit; verlieren sie, denkt sich ProSieben eine Strafaktion gegen die beiden aus. So war es zumindest bisher.

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Für den ersten Tag des neuen Jahres hat sich ProSieben aber etwas Neues einfallen lassen: eine Neujahrsausgabe. Die augenscheinlichste Neuerung, die diese Neujahrsausgabe mit sich bringt, ist der Ausstrahlungstermin. Denn normalerweise sieht man die Show dienstags, da Neujahr aber auf einen Mittwoch gefallen ist, hat sie nun einen Tag Verspätung. Jeder, der eine Programmzeitschrift lesen kann, dürfte das aber verkraften, eine größere Umgewöhnung verlangen da andere Neuerungen.

Denn für die Neujahrsausgabe macht ProSieben das Studio "zum größten Casino außerhalb Las Vegas", wie der Off-Sprecher am Mittwochabend ankündigt. In der Praxis sieht man Winterscheidt und Heufer-Umlauf deshalb im Smoking und Moderator Steven Gätjen im feinen Zwirn. Gespielt wird auch nicht um Vorteile, sondern um Jetons, die Winterscheidt und Heufer-Umlauf dann beim Roulette im Finale setzen und für einen Sieg auf 365 Jetons oder mehr erhöhen müssen. Letzte Änderung: Statt bei einer Niederlage 15 Minuten Sendezeit zu verteilen, muss ProSieben für eine Woche sein komplettes Sender- und Programm-Design in ProAcht umwandeln.

Heufer-Umlauf: "Das ist der schlechteste Showanfang, den wir jemals hatten"

Eine Änderung verrät der Off-Sprecher aber nicht, auf die muss man selbst kommen: Diesmal bekommt ProSieben nämlich keine Unterstützung von Prominenten, Winterscheidt und Heufer-Umlauf haben also keine Gegner bei ihren Spielen. Das sind doch einigermaßen viele Innovationen, aber wenig genug, um der Show trotzdem folgen zu können. Und so geht es für diese "Casino-Spezialausgabe" angemessen los mit Revue-Tanz-Einlage, Glitterregen und einem in gold-rotes Licht getauchten Studio, in dem ebenfalls feierlich gekleidete Zuschauer sitzen.

Für eine Neujahrsausgabe, das lässt sich vom Start weg sagen, hat ProSieben auf ein naheliegendes und damit passendes Konzept gesetzt. Naheliegend, denn wenn man abendliches Gala-Ambiente mit Spielen kombiniert, landet man relativ schnell bei einem Casino-Motto. Passend, weil ein Casino-Abend genau den Nervenkitzel verspricht, den eine Show wie "Joko & Klaas gegen ProSieben" braucht und, so viel sei verraten: Das Finale sollte beweisen, dass dieses Konzept voll und ganz aufgeht.

Doch davor ist erst einmal malochen angesagt, daran ändert auch das Casino-Flair nichts. Im Spiel eins müssen Winterscheidt und Heufer-Umlauf verschiedene Aufgaben erfüllen, wie etwas Klebebandrollen auf eine Treppe werfen, Hauptstädte Ländern zuordnen oder gegen einen Fußball mit steigender Intensität kicken. Das läuft anfangs aber derart miserabel, dass Heufer-Umlauf festhält: "Das ist der schlechteste Showanfang, den wir jemals hatten."

Joko gegen Klaas bei ProSieben: "Ich will die Show so arg gewinnen"

Doch Heufer-Umlauf und Winterscheidt fangen sich und erbeuten nach und nach Jetons, die sie im Finale setzen können. Dafür müssen sie zum Beispiel möglichst vorsichtig, aber blind mit einem Golfcart durch ein Spielfeld voller Vasen fahren, Gegenstände wie Einkaufswagen oder Wasserspender in Zonen rollen oder elf Sportaufgaben hintereinander ohne Fehlversuch meistern. Das ist im weitesten Sinn business as usual bei "Joko & Klaas gegen ProSieben", für zwei Spielrunden hat man sich aber etwas Besonders, weil besonders Lustiges einfallen lassen.

Einmal müssen Winterscheidt und Heufer-Umlauf ihre Aufgaben frei wählen, je unangenehmer die sind, desto mehr Jetons gibt es. Und weil ProSieben weiß, dass Heufer-Umlauf es hasst, irgendwo auf dem Boden herum zu robben, bietet der Sender ihm genau das für die maximale Jeton-Ausbeute an. "Wir brauchen das nicht, wir können einfach …", versucht Heufer-Umlauf Winterscheidt zu überzeugen, eine der beiden anderen Aufgaben zu erledigen, doch während er noch spricht, loggt Winterscheidt bereits das Auf-dem-Boden-herum-robben ein. Warum? Darum: "Ich will die Show so arg gewinnen, und on top weiß ich, wie unangenehm dir das ist", erklärt Winterscheidt.

Also wird gerobbt, was Heufer-Umlauf nach getaner Arbeit in Richtung Winterscheidt und Gätjen wie folgt kommentiert: "Ich möchte den Rest des Abends von euch zwei Arschlöchern nicht mehr angesprochen werden!" Es sollte ein unerfüllter Wunsch bleiben, der Unterhaltung hat die Aktion aber ebenso gut getan wie die Außendreh-Aufgabe. Dort wurden Winterscheidt und Heufer-Umlauf nämlich durch den Sitz der Produktionsfirma geschickt, mit dem Ziel, möglichst wenig erschreckt zu werden. Die Florida-TV-Mitarbeiter hatten aber genau den gegenteiligen Auftrag und man kann sich vorstellen, wie viel Spaß sie bei all dem Geknalle, Gebrülle, Kunstblut-Gespritze, Auflauern und Verkleiden gehabt haben müssen.

Ein besseres Ende hätte es nicht geben können

Am Ende sind Winterscheidt und Heufer-Umlauf augenscheinlich derangiert und haben reichlich Jetons verloren – was sich für das Final-Roulette aber als Glücksfall erweisen sollte. Denn je weniger Jetons sie dort zur Verfügung haben, desto mehr müssen sie riskieren und desto unterhaltsamer wird es für den Zuschauer. Und genau das sollte passieren. Denn die beiden verlieren Jetons, gewinnen welche, verlieren sie wieder und in der vorletzten der insgesamt sieben Setzrunden verlieren Winterscheidt und Heufer-Umlauf alle Jetons bis auf 22, müssen nun also alles riskieren. Ihr Plan: Sie setzen elf Jetons auf die 13 und elf Jetons auf die 22. Sollte eine der beiden Zahlen fallen, gewinnen sie doch noch.

Um das nun Folgende noch besser einordnen zu können, muss man wissen, dass Winterscheidt kurz zuvor noch die Anekdote erzählt, wie er einmal mit Rapper Sido im Casino gewesen sei und dort all sein Geld, 50 Euro, auf die 13 gesetzt habe. Als die dann tatsächlich gefallen sei, habe er den Gewinn von immerhin 1.750 Euro genommen – und am Automaten wieder verspielt. Das wird ihm so oder so nun nicht passieren, das Konzept, mit einer Casino-Spezialausgabe und dem Reiz eines entscheidenden Spiels maximale Spannung und damit maximale Unterhaltung zu generieren, geht aber in diesem Moment voll auf.

Denn kaum ist das "Rien ne va plus" ertönt, tanzt die Roulette-Kugel über die Drehscheibe und bleibt tatsächlich in der 13 liegen. Das kann man natürlich in keiner Weise kalkulieren, aber für diesen einen Augenblick hat man bei ProSieben alles richtig gemacht. Da wird man sich auch nicht grämen, den ungläubig jubelnden Winterscheidt und Heufer-Umlauf bei ihren Freudentänzen zusehen und nun eine Woche lang ProAcht heißen zu müssen.

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