• Vor rund 25 Jahren avancierte Ralf Bauer als Windsurfer "Nik" in der ARD-Serie "Gegen den Wind" zum Frauenschwarm. In seinem neuen Film "Die Wiederkehr – Sem Dhul" steht der Schauspieler erneut auf dem Surfbrett.
  • Im Interview mit unserer Redaktion spricht der 54-Jährige über sein Projekt, bei dem er als Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller fungiert.
  • Der Film wird als Internet-Stream und in den Autokinos angeboten. Er handelt neben dem Surfen an der Nordsee unter anderem von dem Kampf für die Freiheit der Tibeter.
Ein Interview

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Herr Bauer, Sie haben ein neues Herzensprojekt, dem Sie als Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller Ihren Stempel aufgedrückt haben. Lüften Sie doch bitte einmal das lang gehütete Geheimnis.

Ralf Bauer: Ich habe einen Spielfilm produziert, der "Die Wiederkehr – Sem Dhul" heißt. Das bedeutet so viel wie "den Geist besiegen". Der Film wurde erstmals am 17.08. als "vimeo"-Stream veröffentlicht und ist eine Mischung aus Action, Abenteuer und Unterhaltung – allerdings mit viel Tiefgang. Einer der Hauptdarsteller, der wie ich auf den Namen Ralf hört, wird von mir gespielt. Nach 15 Jahren bei den Tibetern wird Ralf in die westliche Zivilisation zurückgeholt. Dort treffen zwei Welten aufeinander, da ihn die Erfahrungen, die er in Tibet gesammelt hat, komplett verändert haben. Letztendlich überwiegt allerdings die Freundschaft – sowie die Lust auf Abenteuer und auf Freiheit.

Das klingt nach einem Film voller Gegensätze. Nordsee trifft auf Himalaya. Freundschaft auf Verrat. Kein seichter Stoff, oder?

Nun ja, ich habe versucht, alles sinnvoll unter einen Hut zu bekommen. Das war eine spannende Herausforderung, denn es handelt sich um keine Dokumentation nach Schema F, sondern eben um einen Spielfilm. Mein Ziel war es, ernste Themen in einen grundsätzlich leichten Stoff, der auch viel Anlass zum Lachen gibt, einzubauen. Das ist eine völlig neue Struktur. Die Herangehensweise erinnerte mich zwischenzeitlich an die eines Yoga-Unterrichts (lacht).

Inwiefern?

Beim Yoga werden hochkomplexe Themen so aufgearbeitet, dass sie dennoch jeder nachvollziehen kann. Dieser Ansatz lag auch meiner Arbeit an "Sem Dhul" zugrunde. Es ging nicht darum, das auswendig Gelernte nur zu rezitieren. Ich wünsche mir, dass jeder nach dem Anschauen sein eigenes Leben, das Leben an sich und die Weltgeschichte aus einem erweiterten Blickwinkel betrachten kann.

Sie selbst kennen Indien und Tibet gut. Der Name des Protagonisten Ralf wurde nicht zufällig gewählt, sondern kommt dem Schauspieler Ralf Bauer schon recht nahe, korrekt?

Wenn man ein eigenes Projekt auf die Beine stellt, dann lässt man seine eigenen Erfahrungen fast zwangsläufig mit einfließen. Die erste Idee hatte ich bereits nach einem zweieinhalbmonatigen Aufenthalt bei den Tibetern in Indien 2014. Ich war damals unter anderem bei einem tibetischen Doktor zur Lehre bei einer Koryphäe, die bis ins hohe Alter praktiziert hat. Von den Tibetern habe ich gelernt, wie man trotz Rückschlägen mit Freundlichkeit auf das Leben und die Mitmenschen blicken kann. Diese Philosophien, mithilfe derer sie überleben, herauszukitzeln, das war meine große Herausforderung – ebenso wie der Versuch, diese Philosophien nicht als graue Theorien, sondern als gelebte Praxis darzustellen.

Warum gelingt es den Tibetern oder anderen Nationen besser als uns Deutschen, sich das Lächeln auf den Lippen in schwierigen Situationen zu bewahren? Oder täuscht der Eindruck?

Meiner Auffassung nach sind die Erziehung, die Sprache und die Kultur für einen Menschen sehr prägsam. Früher hat man immer gesagt: Deutsch ist die Sprache der Armeen, Englisch ist die Sprache des Business und Französisch und Italienisch sind die Sprachen der Liebe. Im Kopf formen wir unsere Wörter. Vom tibetanischen Standpunkt aus gesehen gibt es zwischen Geist und Körper jedoch keinen Unterschied. Mit den Wörtern, die wir benutzen, gewähren wir einen Einblick in unseren Charakter. Diese Disziplin oder diese oft zitierten deutschen Tugenden sind bestimmt auch auf unsere Sprache zurückzuführen.

Sollten wir diese typisch deutschen Tugenden Ihrer Meinung nach ablegen?

So pauschal würde ich das nicht sagen, denn sie sind auf der einen Seite gut und auf der anderen Seite schlecht. Manchmal neigen wir dazu, die Grundelemente aus den Augen zu verlieren, etwa, dass wir etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf haben. Aber: Wenn du zum Beispiel in Indien einen Waschraum aufsuchst, dann kann es passieren, dass Kacheln von der Wand fallen oder der Wasserhahn nicht läuft. Unser Ingenieurwesen, das auf den besagten deutschen Tugenden basiert, möchte ich nicht missen.

Zurück zum Film: Bollywood-Megastar Gulshan Grover spielt in "Sem Dhul" mit. Wie verlief die Zusammenarbeit mit ihm?

Ich kenne Gulshan schon seit 1996, weil wir damals einige Wochen in Sri Lanka miteinander verbracht hatten. Danach lud er mich nach Mumbai ein. Ein Erlebnis werde ich nie vergessen, weil es seinen Stellenwert in seiner Heimat dokumentiert. Ich stand im Flughafengebäude und wartete auf mein Gepäck. Auf einmal kam ein ganz in Weiß gekleideter Mann verkehrt herum durch den Ausgang hereinspaziert. Das Sicherheitspersonal rannte sofort in seine Richtung, bis die Männer plötzlich innehielten. Sie hatten Gulshan Grover erkannt, freuten sich und behandelten ihn wie einen Präsidenten. Draußen warteten Tausende Inder, die seinen Namen riefen. Jeder kennt ihn – ob am Flughafen, in Restaurants oder am Film-Set, wo es zu Massenaufläufen kam.

Apropos Restaurants: Gehen Sie gerne indisch essen?

Sehr gerne sogar.

Mit der Schärfe kommen Sie demnach klar?

Nein, überhaupt nicht (lacht). Bei meinem Lieblingsinder in meiner Heimatstadt Baden-Baden wird man immer gefragt, ob das Essen mild, mittel oder scharf sein soll. In einem Restaurant in München bekomme ich kein scharfes Essen mehr, weil mich der Kellner einmal hat schwitzen sehen. Ich kann wirklich nicht scharf essen, jeder Sinn schaltet sich bei mir aus.

Sie haben es geschafft, in Ladakh, früher ein Teil von Tibet, zu drehen. Den Machern von "Sieben Jahre in Tibet" (Jean Jacques Annaud) und "Kundun" (Martin Scorsese) gelang das einst nicht. Wieso habt Ihr die Genehmigung bekommen?

Da ich mich seit 20 Jahren für die Tibeter und deren Rechte stark mache, habe ich einen guten Zugang zu den Mönchen aus dem "Thiksey Monastery". Sie haben uns diese Drehgenehmigung besorgt und sogar darüber hinaus die gesamte Organisation übernommen – vom Catering bis zum Fahrdienst.

Sie haben einmal betont, dass Sie nicht in der Vergangenheit, sondern in der Gegenwart leben. In Ihrem neuen Film spielt das Surfen eine Rolle. Das weckt doch Erinnerungen an die Erfolgsserie "Gegen den Wind". Wie passt das zusammen?

Das muss man voneinander trennen. Es gibt den "Surfer-Bauer" und den Schauspieler Ralf Bauer, der früher in dieser Serie mitgespielt hat. Alles, was ich in meinem Leben gemacht habe, hat mich als Mensch und Schauspieler gebildet. Ich bereue oder verneine nichts. Als "Surfer-Bauer" genieße ich es einfach, den Tag draußen auf dem Wasser zu verbringen, mich mit der Natur zu messen und am Abend mit einem breiten Grinsen im Gesicht am Strand zu sitzen. Mehr brauche ich in diesem Moment nicht. Den Mönchen geht es ähnlich, nachdem sie den Tag mit Meditation verbracht haben. Sie sind losgelöst von dem Leid dieser Welt, ohne dabei eisenhart zu werden. Sie nehmen alles wahr, haften aber an nichts an. Genau dieses Gefühl kenne ich vom Surfen. Wir sind ein Teil der Natur – auch darauf zielt der Buddhismus ab.

Am 12. September werden Sie 55 Jahre alt. Werden Sie Ihren Freunden und Kollegen dann einen ausgeben?

Das ist eine gute Idee. Eigentlich wollte ich meinen 50. Geburtstag groß feiern. Aufgrund eines Angebots aus den USA fehlte mir damals leider die Zeit. Eigentlich könnte ich dann also den 55. feiern – vielleicht in meiner Heimat Baden-Baden.

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