Am Samstagabend stellt Barbara Schöneberger als peinliche Sängerin Linda nicht nur die Frustrationstoleranz ihrer prominenten Gäste auf die Probe, sondern natürlich auch die Frage "Verstehen Sie Spaß?". In der Regel lautet die Antwort "Ja" – zumindest, wenn der Streich dann aufgeklärt ist. Kleine Anekdötchen gibt es am Samstag obendrauf. Zum Beispiel die Antwort auf die Frage, welche die bisher größte Überraschung in Sandra Maischbergers Leben war.
"Ich tanz mit euch, lass die Haare weh’n; brauch Stunden, um so auszusehen. Die Show ist groß, die Show ist lang, drum sag ich jetzt: Wir fangen an!" Dass
Was man aber auf jeden Fall sagen kann, ist, dass Schöneberger am Samstagabend wirklich nicht lange fackelt und fast ohne Umschweife zum eigentlichen Hauptzweck ihrer Show kommt. Herauszufinden, ob jemand wirklich Spaß versteht, auch wenn ihm im Moment des Aufdenarmgenommenwerdens so richtig der Kamm schwillt.
Doch einen kleinen Augenblick gönnt sich Schöneberger noch, ehe sie diese Frage beantwortet. Nämlich, um darauf hinzuweisen, dass man "ein Programm für Jung und Alt" vorbereitet habe. So dröge Sprüche kennt man eher von Möbelhauseröffnungen, aber Schöneberger beweist nur Sekunden später, dass sie auch Sarkasmus kann. Als sie sich beim "Verstehen Sie Spaß?"-Sender SWR bedankt, dass sie die Show moderieren darf, kalauert Schöneberger: "Grüße gehen raus nach Baden-Baden – oder wie man in der Energiekrise sagt: Duschen-Duschen."
Barbara Schöneberger im "ARD-Morgenmagazin": "Wo ist der Typ vom Wetter?"
Dann aber geht es tatsächlich los und für den ersten Spaß mit der versteckten Kamera hat man ein Strandbad bei Malente gekapert und dort die Besucher mit neuen Handtuchregeln auf den Arm genommen. Ein Spaß, den man so oder so ähnlich auch irgendwann in den 1980ern gemacht haben könnte und vielleicht hat man das ja sogar. Dem Studiopublikum gefällt es trotzdem: "Gute Stimmung hier im Studio – zu Recht", beurteilt Schöneberger die Lage.
Weniger gut ist die Stimmung im zweiten Film des Abends, zumindest beim Team des "ARD-Morgenmagazins". Das hat Barbara Schöneberger nämlich verkleidet als Gast-Sängerin von Culcha Candela besucht. Doch bevor die Zuschauer sehen, was dort passiert ist, gönnt sich der Off-Sprecher erst einmal eine hauseigene Lobhudelei-Arie. Mit Sätzen wie "Heute für viele eine Institution", "Das 'Moma' ist seit über 30 Jahren Kult", "Ihr Geheimnis: den Job ernst nehmen, sich selbst aber nicht immer" und "Professionalität kommt halt nie aus der Mode", lobt der Off-Sprecher das Magazin und dessen Moderatoren über den grünen Klee.
Das ist ein bisschen viel Werbefilm fürs "Morgenmagazin". Doch dann wird’s endlich amüsant, denn Schöneberger bringt die "Morgenmagazin"-Moderatoren Till Nassif und Anna Planken zur Weißglut. Als vermeintliche Sängerin Linda begleitet sie die Band Culcha Candela bei ihrem 'Moma'-Auftritt und benimmt sich dabei wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Sie nippt aus der Kaffeetasse von Nassif, plappert mit einem "Wo ist der Typ vom Wetter?" in einen Beitrag hinein, kennt den Text nicht und startet ein peinliches Mitklatsch-Animationsprogramm. Kurzum: Es ist ein Fremdschäm-Auftritt par excellence.
Till Nassif und "die dümmste Sängerin von Köln"
Da macht Moderator Nassif seinem Ärger irgendwann bei Kollegin Planken Luft: "Es ist ihnen offensichtlich gelungen, die dümmste Sängerin von Köln zu engagieren. Herzlichen Glückwunsch!" Auch Planken verliert wegen Schöneberger den Glauben an Culcha Candela: "Das ist jetzt das erste Mal in meinem 'Moma'-Leben, dass ich eine Band nicht mehr feiern werde. […] Das hat mir alles verleidet." Doch irgendwann hegt das „Moma“-Team Zweifel und als Schöneberger die Sache auflöst, entfährt es Planken: "Wir haben’s gewusst, wir haben’s gewusst."
So viel Vorahnung haben die wenigsten der anderen Promis, die für die jüngste "Verstehen Sie Spaß?"-Ausgabe auf den Arm genommen wurden.
Aber auch die Otto-Normalverbraucher Deutschlands werden auf ihr Spaß-Verständnis überprüft: Ein Kran-Führer, der selbst gerne andere foppt, erlebt den schwärzesten Arbeitstag seines Lebens, ein vermeintlicher Datenschutzbeauftragter arbeitet im Amt nicht nur sehr langsam, sondern lässt sogar die Kundschaft für sich arbeiten und eine angebliche Kassiererin bringt an der Supermarktkasse die Kunden zur Verzweiflung, zum Beispiel, als sie die gekauften Klopapierrollen checken lässt: "150 Blatt – da gucken wir mal, ob das stimmt."
Sandra Maischbergers größte Überraschung ihres Leben
Und sonst so? Sonst zeigt auch Barbara Schöneberger, dass sie Spaß versteht, vor allem, wenn sie sich selbst nicht so ernst nimmt. Zum Beispiel, als sie sich für die Anmoderation des Einspielers mit dem Kranführer thematisch passend mit einer Hebebühne unters Studiodach fahren lässt, um dort ein Plakat zu entrollen. Da beweist Schöneberger eine gehörige Portion Selbstironie: "Was soll ich sagen, Freunde? Früher hab’ ich Shows moderiert, da haben mich zehn junge Typen mit 'nem Glitzer-Anzug durch die Gegend getragen. Heute macht’s der Dieter mit der Hebebühne."
Was Schönebergers Gäste an diesem Abend von sich geben, ist nicht weniger lustig. Zumindest aber interessant, denn es sind einige Anekdoten darunter. Als Barbara Schöneberger beispielsweise Planken und Nassif fragt, ob sie manchmal Gäste haben, die morgens "ein bisschen neben der Spur" sind, antwortet Planken: "Wir haben auch immer Musiker da, die abends noch einen dicken Gig gemacht haben. Wir nennen jetzt keine Namen, aber es gab auch schon sehr viel Whisky-Geruch."
Weniger alkoholisch, als vielmehr königlich ist die Geschichte der Ehrlich Brothers. Die Illusionisten berichten nämlich, dass der jetzige König Charles selbst in einem Magischen Zirkel ist und Sandra Maischberger antwortet in ihrem Fake-Interview auf die Frage nach der größten Überraschung ihres Lebens: "Der Schwangerschaftstest." Und so ist es tatsächlich die angekündigte lange Show, aber mit soliden bis lustigen Streichen, einer launigen Moderation und ein bisschen Plauderei aus dem Nähkästchen. Da gab es samstagabends schon Schlimmeres.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.