Anders als bei vergleichbaren Gesangswettbewerben ist bei "The Voice of Germany" die Talent-Quote extrem hoch. Das bewies auch die Auftaktfolge der neuesten Staffel am Donnerstagabend. Mit dabei: die Tochter eines Stars, ein gutes Dutzend Sänger, die gerne selbst ein Star wären und ein neuer Coach, der in seiner Star-Familie der eigentliche Star ist - aber (noch) nicht in der Jury.

Christian Vock
Eine Kritik

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5, 3, 2, 1, los! Fünf Teilnahmen bei "The Voice of Germany" haben Smudo und Michi Beck von den Fantastischen Vier seit Donnerstagabend auf dem Buckel. Dreimal war Yvonne Catterfeld dabei und für Mark Forster ist die aktuelle Ausgabe die zweite Staffel, an der er mitwirkt. Zwischen den beiden letzteren gab es in der vergangenen Staffel Differenzen, doch die sind laut Mark Forster mittlerweile ausgeräumt.

Bleibt noch die 1, also die erste Teilnahme am gemeinsamen Gesangswettbewerb von ProSieben und Sat.1. Die ist längst keine Überraschung mehr, seit Wochen wirbt die Sendergemeinschaft damit, dass Michael Patrick Kelly, wohl besser bekannt als Paddy Kelly, den finnischen Sänger Samu Haber in der neuesten Staffel als Coach ablöst - aber (noch) nicht wirklich ersetzen kann.

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Was sonst noch in der Auftaktfolge passiert ist, hier der Überblick:

Die Überraschung des Abends bei "The Voice of Germany"

Alexander Eder. Der 19-Jährige tritt bei der ersten Blind Audition hinter dem Vorhang auf, das Publikum kann ihn also nicht sehen – die Coaches ohnehin nicht. Der Grund für den Geheim-Auftritt: Eders ungewöhnlich tiefe Stimme. Der junge Mann hat seine Gesangslaufbahn eigentlich mit Operngesang begonnen. Seine Freunde rieten ihm aber, einmal an einem Wettbewerb teilzunehmen.

Und das tat er. Statt für eine klassische Arie entschied sich Eder für den Countrysong "Your Man" von Josh Hunter. Mit seiner tiefen Stimme beeindruckte er nicht nur das Publikum, sondern auch die Coaches. Vor allem Mark Forster war aus dem Häuschen. Ihm zuliebe musste Eder Ex-Coach Samu Haber für Forster parodieren: "Sag mal: 'Mark, ich hab kein Bock auf deine Morgenlatte'", fordert Forster den Sänger auf und das Ergebnis war beeindruckend nah an der Realität.

Die emotionalste Geschichte

In Fürstenfeldbruck holt Lena Gercke Eva Kaufmann an der Kaffee-Theke ab. Die 48-jährige Münchenerin hat neben ihrer guten Stimme noch ein Alleinstellungsmerkmal: Sie ist die Tochter des 2012 verstorbenen Schauspielers Günther Kaufmann. Eva Kaufmann erzählt von der Trennung ihrer Eltern als sie sechs Jahre alt war, vom Tod ihrer Mutter und vom Verhältnis zu ihrem Vater, als der zu Unrecht verurteilt wurde.

Auf der "The Voice"-Bühne versucht Kaufmann, die Coaches mit einem Schlagersong zu überzeugen. Sie entschied sich für eine sehr reduzierte Version des Hits "Ohne dich schlaf ich heut Nacht nicht ein" der Münchener Freiheit. Im Nachhinein gesehen offenbar eine schlechte Entscheidung, denn niemand drehte sich für die Münchenerin um. "Es war mir ein zu braver Vortrag", urteilte Smudo über den Auftritt.

"The Voice"-Kandidatin haut alle um

Yvonne Catterfeld ist die erste, die sich schon nach wenigen Klängen von "Leaving On A Jetplan" umdreht. Doch auch die anderen Coaches kann Kandidatin Coby von ihrem Talent überzeugen. © ProSiebenSat.1

Die ungewöhnlichste Kandidatin

Breitkrempiger Seeräuberhut mit allerlei Klimbim, Corsage und Lederhose – so betrat Gabi die "The Voice"-Bühne und nein, das war kein Piratenüberfall. Die 26 trat in ihrem Live-Rollenspiel-Kostüm als Bardin auf und gab den Klassiker "Scarborough Fair" zum Besten.

Forster und Catterfeld waren von der Stimme der 26-Jährigen überzeugt, die Fantas drehten sich mit Blick auf Gabis grimmig gekleidete Rollenspielkollegen im Publikum aus einem anderen Grund um: "Ich hab gedacht, die schlachten uns ab, wenn wir uns nicht umdrehen", erklärte Smudo scherzend. Gabi entschied sich am Ende aber für Kelly als Coach.

Der Geheimtipp des Abends

Nach der Auftaktfolge schon einen Favoriten oder eine Favoritin zu küren, ist natürlich vollkommen unseriös. Trotzdem gab es in Folge eins der neuen Staffel eine Kandidatin, die zumindest in die Kategorie "Sollte man im Augen behalten" fiel.

Coby Grant kommt aus Australien und verdient ihr Geld aktuell in Deutschland als Singer/Songwriterin. Auf der Bühne überzeugte die 32-Jährige nicht nur mit einer eindrucksvollen Interpretation von "Leaving On A Jet Plane", sondern auch mit ihrer sympathischen und authentischen Art. Beim Wettbieten um die Australierin erhielten am Ende die Fantas den Zuschlag.

Das gab es zu meckern

Dass es in der Show nicht in erster Linie um die Talente, sondern um die Show geht – geschenkt. Wer erinnert sich schließlich noch an Ivy Quainoo oder Nick Howard? Vor allem Mark Forster scheint dieses Prinzip verinnerlicht zu haben, gibt unentwegt den Alleinunterhalter.

Das macht er auch gut und auch die anderen Coaches geben sich redlich Mühe, dass nicht nur die Musik den Unterhaltungswert liefert. Hier ein bisschen Beef untereinander, dort ein wenig theatralische Empörung, das kennt man und ist ein Markenzeichen der Show.

Das ist auch völlig in Ordnung, nur mitunter nehmen die Clownereien der Coaches überhand. Etwa, wenn Michael Patrick Kelly zum wiederholten Mal auf die Bühne geht, um selbst zu singen. Da drohen die Leistungen der Kandidatinnen und Kandidaten allzu sehr in den Hintergrund zu rücken.

Besonders schlimm wird es aber immer dann, wenn die Emotionen in das Konzept der Show gepresst werden. Dann sieht man Reaktionen und Gefühle lieblos und unpassend zusammengeschnitten. Hier könnte man ein bisschen mehr Ehrlichkeit wagen.

So schlug sich Michael Patrick Kelly als Coach

Bei den "The Voice"-Coaches hat sich jeder in seiner eigenen Rolle eingelebt. Michi Beck und Smudo geben gerne die junggebliebenen Rap-Opis, Yvonne Catterfeld ist die Nette und Mark Forster der Clown der Runde.

Welche Rolle nimmt wohl der Neue ein?

Auch wenn Michael Patrick Kelly in der jüngsten Folge den anderen erklären möchte, dass er sich bei "The Voice" als der geschäftsführende Leiter der "Rockabteilung" sieht, gibt er in Folge eins eher den langweiligen Streber.

Mit steifen Sätzen wie "Vielen Dank für die wirklich überzeugende Interpretation meines Songs", gewinnt man weder die Herzen der Kandidaten noch der Zuschauer - und kann auch die schrullig-coole Art eines Samu Haber nicht ersetzen.

Da hilft es auch nicht, wenn Kelly zwischen Bühne und Coach-Sessel hin- und herpendelt, um immer mal wieder eine Soloeinlage "spontan" aus dem Hut zu zaubern. Aber wir wollen nicht überkritisch sein, schließlich war es Kellys allererster Auftritt in der Show - geben wir ihm Zeit zu lernen.

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