Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) gerät in der "Tatort"-Folge "Blackout" in eine schwere Krise. Und das liegt nicht nur an der jungen Kollegin Johanne Stern (Lisa Bitter), die der dienstältesten "Tatort"-Ermittlerin neu zur Seite gestellt wird. Odenthal hat bei ihrem 25. Dienstjubiläum mit ganz neuen Herausforderungen zu kämpfen, bei denen sie trotzdem auf sich alleine gestellt ist. Doch wie überzeugend ist dieser "Tatort"?

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Worum geht's hier eigentlich?

Keine Angst, Mario Kopper (Andreas Hoppe) wurde nicht aussortiert. Er fährt nur zu Anfang dieser gelungenen Jubiläums-Episode gen Italien mit seiner Band - eine Hochzeit feiern und das Leben genießen. Hätte der fürsorgliche Langhaar-Polizist geahnt, wie schlecht es seiner Kollegin und Mitbewohnerin während seiner Abwesenheit gehen würde, wäre er wohl daheim geblieben. So muss sich Lena solo mit dem Ableben eines Architekten auseinandersetzen. Der Mann wurde in einer Art Musterwohnung im Stile eines sexuellen Ritualmordes gerichtet. Nachforschungen ergeben, dass der Baumeister regelmäßig junge Frauen abgeschleppt hat. Auch wenn seine Frau beteuert, ihr Mann sei treu gewesen: Vor dem Mord wurde das Opfer mit K.o.-Tropfen betäubt. Ebenso ergeht es einer jungen Frau (Sinja Dieks), die in der Nacht des Mordes orientierungslos auf einer Rheinbrücke aufgegriffen wird. Alte "Tatort"-Hasen ahnen, dass die beiden Fälle etwas miteinander zu tun haben könnten.

Wie nervenzerfetzend ist die Spannung?

Im Zentrum dieses "Tatorts" stehen Lena Odenthal und ihr inneres Martyrium. Die Ermittlerin wird im Laufe des Falls mit verschiedenen Frauen und ihren Lebensmodellen konfrontiert - unter anderem mit dem ihrer kecken Kollegin Johanna Stern, die im Gegensatz zu Odenthal Beziehung, Familie und Job unter einen Hut bringt. Blöderweise ist sie auch noch halb so alt wie die krisengeschüttelte Ludwigshafener Stammkraft. Den Thrill bezieht dieser Film aus der inneren Spannung seiner Figuren, die allesamt weiblich sind. Männer spielen in diesem "Tatort" nur eine Nebenrolle. Sie sind entweder tot oder neigen zu einfachen Lösungen. Für einen Film über Lebensängste erzielt "Blackout" eine erstaunliche Thriller-Sogwirkung.

Ergibt das alles Sinn?

Der Fall ist eher Vehikel für die dargestellten Ängste und Sinnkrisen, dennoch ist er solide gebaut. Folgerichtig ist auch der Zusammenbruch Odenthals, der von ihrem beruflichen Burnout und ihrer Midlife-Crisis herrührt. All das wird sowohl von Ulrike Folkerts als auch von der jungen Theaterschauspielerin Lisa Bitter sehr überzeugend gespielt. Klar, dass von einer solchen schauspielerischen Doppelleistung auch die Glaubwürdigkeit der Story profitiert.

Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, links) hofft, dass Ella Wagner (Marion Mitterhammer) Licht in den verzwickten Mordfall bringen kann. © SWR / Alexander Kluge

Würde man diese Kommissare im Notfall rufen?

Nein, auf keinen Fall. Während Kopper ohnehin im Urlaub ist, wirkt die neue, durchaus interessante Ermittlerin Johanna Stern kalt wie Hundeschnauze. Als Fallanalytikerin ist sie eher an Fakten als an Gefühlen interessiert. Und Lena Odenthal? Die müsste man eigentlich dringend krankschreiben. Wie sich ihre schwere Krise in naher Zukunft auswirkt, wird man in den nächsten Ludwigshafener "Tatorten" sehen. Schauspielerin Ulrike Folkerts kündigte eine Wende in der bislang eher betulichen Inszenierung der Ludwigshafener "Tatorte" an und gibt sich zufrieden mit der Entwicklung ihrer Figur.

Wie fies sind diesmal die Verbrecher?

Nicht besonders fies. Das Böse kommt laut dieser Folge durch unsere inneren Dämonen in die Welt. Jeder kann zum Täter und auch zum Opfer werden. Oder einfach nur zusammenklappen unter der Last des Lebens. Für Nackenschläge, Totalzusammenbruch und fürs Sterben braucht man nicht unbedingt Verbrecher. Diese bittere Wahrheit verschweigen TV-Krimis nur allzu gerne.

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