Es sollte eine Holland-Edition werden, es wurde ein Abend mit vielen Fremdscham-Momenten. Die beiden Niederländerinnen Sylvie Meis und Lilly Becker traten am Samstagabend bei der ProSieben-Show "Schlag den Star" gegeneinander an. Dass Sylvie Meis am Ende gewann, wurde zur Nebensache - denn Kommentator Ron Ringguth sorgte mit einem geschmacklosen Vergleich für einen absoluten Tiefpunkt.
Sylvie Meis und
Das reicht bei ProSieben schon an Gemeinsamkeiten, um für die Samstagabendunterhaltungsshow "Schlag den Star" gegeneinander antreten zu dürfen. Und auch sonst legte man an diesem Abend nicht allzu großen Wert auf Differenziertheit.
"Schlag den Star": Klischee-Witz gleich zu Beginn
Es dauerte nur ein paar Minuten bis Moderator
"Jetzt denkt wieder der eine oder andere: äh, Klischee, Holland", wusste Elton um das kreative Niveau dieses Spiels, als Rechtfertigung fiel ihm dann aber nur ein "Warum nicht?" ein. Auch wenn es auf das "Warum nicht?" etliche gute Antworten gibt, waren der Wohnwagen-Witz und das Käsereiben-Spiel im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte, noch harmlos.
Lilly Becker mit "Black Lives Matter"-Schriftzug
Als die beiden Frauen zunächst mit ihren Samstagabend-Outfits das Studio betreten hatten, wandte sich Kommentator Ron Ringuth an alle männlichen Zuschauer: "Jetzt habe ich noch eine schlechte Nachricht: Sie werden sich wahrscheinlich gleich umziehen, denn das müssen sie für diverse Spiele. Aber wir werden diese Bilder im Kopf behalten."
Moderator Elton legte im Anschluss gleich mit einem "Egal, was die Damen heute anziehen, sie sehen immer top aus" noch einmal nach und auch, wenn er es vielleicht nett gemeint hatte, muss man sich bei solchen Sprüchen nicht fragen, warum Frauen auch 2020 immer noch auf ihr Aussehen reduziert werden.
Aber auch Lilly Becker traf an diesem Abend nicht immer den richtigen Ton. Die 43-Jährige erschien mit einem "Black Lives Matter"-Schriftzug auf ihren Armen, um gegen Rassismus zu protestieren – um dann wenig später selbst in die Alltagsrassismus-Falle zu tappen. Beim Spiel "Wer ist das?" wurden Bilder von prominenten Persönlichkeiten eingeblendet, die die beiden Kandidatinnen erkennen mussten. Beim Bild des chinesischen Staats- und Parteichefs Xi Jinping hatte Lilly Becker eine Idee, aber ihr fiel der Name nicht ein. Also stocherte Becker in China-Klischees herum: "Uchang Yong, Chu Chan Won, Wan-Tan, Wan-Tan-Soup."
Kommentator Ron Ringguth zieht geschmacklosen Vergleich
Für den negativen Höhepunkt des Abends sollte dann aber Kommentator
Zur Erinnerung: "I can't breathe" waren die Worte, mit denen der Afroamerikaner George Floyd vor wenigen Tagen um Hilfe bat, als ihn ein Polizist bei der Festnahme minutenlang das Knie in den Nacken drückte. Wenig später verlor Floyd das Bewusstsein und starb später im Krankenhaus. Seit einigen Tagen protestieren in zahlreichen US-Städten Tausende Menschen mit "I can't breathe"-Parolen gegen Rassismus und Polizeigewalt.
Auf Twitter war die Empörung groß. "Fantastisch, dass Zehntausende gegen Rassismus und für 'Black Lives Matter' demonstrieren. Und zur Prime Time auf ProSieben sagt Lilly Becker bei einem Spiel bei Schlag den Star 'I can‘t see.' Der Kommentator sagt: 'Oh. Nicht I can‘t breathe, sondern I can‘t see.' Es ist zum Kotzen", schrieb Autor Christian Huber. "Da endet heute wohl eine Moderatoren-Karriere", mutmaßte eine andere Twitterin und postete die fragwürdige Szene.
Ringguth entschuldigt sich noch live in der Sendung
Immerhin merkte Ringguth etwas später, was er da gesagt hatte und entschuldigte sich noch in der Show: "Ich hab' vorhin einen unpassenden Kommentar gemacht und das ist so im Eifer einer Live-Sendung passiert – darf es aber nicht. Ich bin lange genug dabei, also ich kann mich da nur noch mal ganz kurz entschuldigen. Hat überhaupt nichts mit meiner Haltung zu tun." Ein minimaler Lichtblick in einem dunklen Moment.
Und die Show? Die war zumindest zwischendrin kurz spannend, als Becker auch einmal ein paar Spiele gewann. Am Ende waren es aber nur 4 von 13 und damit ein deutlicher Sieg für Meis. Auch der Umgang der beiden Freundinnen trug wenig zu einer echten Wettkampf-Atmosphäre bei. Man half sich beim Festmachen der Schutzhelme, reichte sich das Wasser und schlenderte eingehakt zusammen zum nächsten Spiel.
Höflich und fair statt Wettkampfgedanken
Das war alles sehr höflich und fair, aber ging so ein bisschen zulasten der Spannung. Auch Elton dämmerte es offenbar irgendwann, dass man nicht merkte, dass das Ganze eigentlich ein Wettbewerb um 100.000 Euro ist. "Ihr seid immer noch Gegner", ermahnte der Moderator Becker und Meis, als sich die beiden über die richtige Technik beim Laufrad-Spiel austauschten.
Von den kämpferischen Wortspielen im Vorfeld der Show, man würde "Katz und Meis" spielen oder aus "Meis Popcorn machen" blieb also außer viel Gefluche der Kandidatinnen nicht viel übrig.
Umso bedauerlicher, dass dann auch noch andere Sprüche den Abend negativ beherrschten.
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