Endlich, Peter Zwegat ist zurück. In seinem ersten Fall nach nach der Pause trifft er auf einen besonders beratungsresistenten Fall: Tätowierer Guiseppe. Dabei wünscht der sich nur eines: Dass ihn der Schuldenberater mal richtig vermöbelt.

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Ein wenig hat er schon gefehlt. Anderthalb Jahre war Peter Zwegat nicht im Fernsehen zu sehen - wenn man von seiner "Switch"-Parodie einmal absieht. In der Zwischenzeit hat sich die TV-Welt weitergedreht. Der Ton ist rauer geworden. Direkt vor "Raus aus den Schulden" führt Christopher Posch vor, was man alles Unsinniges mit einer Stunde Sendezeit anfangen kann. Zum Beispiel den Computer einer unbedarften Hausfrau hacken. In ihrem Namen auf Facebook posten (Ui, ui, ui!), einen Berg Hundefutter bestellen (Ei, ei, ei!) und zu guter Letzt eine Schauspielerin von einem Hollywood-Make-up-Künstler in genau jene Hausfrau verwandeln (okay, das ist tatsächlich ziemlich irre). Und wozu das Ganze? Um am Ende von "Christopher Posch – Ich übernehme Ihr Leben!" zu empfehlen, ein Antivirenprogramm herunterzuladen und öfter mal die Passwörter zu wechseln. Eine wahrhaft bahnbrechende Erkenntnis.

Da lobt man sich Peter Zwegat. Da weiß der Zuschauer, was er kriegt. Hängende Backen, einen freundlich-barsch belehrenden Ton und den Schuldnerberater, der immer wieder den Kopf schüttelt. In der ersten von sieben neuen Folgen hat er allen Grund dazu. Guiseppe ist Tätowierer und nimmt es nicht so genau mit der Wahrheit. Seiner 22-jährigen Freundin Justine verschwieg er sein wahres Alter (42) und seine finanziellen Probleme. Er ist seit anderthalb Jahren selbstständig, hat aber noch nie Steuern gezahlt. Krankenversichert ist er auch nicht. Dazu kommen ausstehende Unterhaltszahlungen für zwei Kinder aus seiner vorherigen Beziehung.

"Ich weiß alles, mach' aber nix"

Ein Fall für Peter Zwegat. Der erscheint zu "Sabotage" von den Beastie Boys, wie sollte es anders sein. Justine meldet sich zu Wort: "Mein Verlobter hat ein paar Schulden offen." Guiseppe grinst vor sich hin, als wäre das alles ein Lausbubenstreich und seine Verlobte nicht gerade im sechsten Monat schwanger. "Ich weiß alles, mach' aber nix", sagt er. Zwegat findet das nicht lustig. Er zwirbelt an seiner Unterlippe, hört sich an, wie die naive Justine sich die Welt schön redet, blickt in die Unterlagen und sagt großväterlich ruppig, Berliner Charme eben: "Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass das meist nicht alles ist." Und: "Würde mich wundern, wenn das hier anders ist."

Ist das etwa Selbstironie nach anderthalb Jahren Sendepause? Denn natürlich läuft "Raus aus den Schulden" immer nach dem gleichen Schema ab: Antrittsbesuch, Darlegung der Situation und dann endlich, das große Erwachen, die Schuldentafel! Das ist es, worauf diese Sendung immer hinausläuft: Peter Zwegat mit dem Rotstift, wie ein Mathelehreralptraum aus der Oberstufe, der einen Posten nach dem nächsten auflistet. Bei Guiseppe braucht er dazu zwei Seiten. Der bleibt beratungsresistent: "Lass uns mal gucken, was die Zukunft bringt." Verständlich, die Vergangenheit ist offensichtlich wenig verlockend.

"Ohne mich!"

Zwegat sitzt derweil wieder in seinem Büro, schaut auf sein Telefon, wedelt mit den Armen, verzieht das Gesicht, wirkt wie seine eigene "Switch"-Parodie. Guiseppe lässt auf sich warten, liefert dann eine handgeschriebene Übersicht seiner Auskünfte. Offensichtlich viel zu niedrig angesetzt. Seine einfache Logik: Wer wenig verdient, muss auch wenig Steuern zahlen. Da reicht es dann auch dem ruhigsten Schuldnerberater. Was er denn eigentlich von ihm wolle, fragt er Guiseppe. "Einen, der mir mal ordentlich auf die Fresse haut", sagt der. "Wenn die Damen nachher rausgehen, dann mach ich das", antwortet Zwegat. "Sogar zwei- oder dreimal." Und fast möchte man ihm zurufen: "Peter, wo du gerade dabei bist, gib deinem Senderkollegen Posch gleich noch eine mit!"

Aber natürlich ist sich Zwegat für so etwas zu schade. "Wenn Sie bescheißen wollen, ist das Ihr gutes Recht", sagt er zu Guiseppe. "Aber ohne mich!" Sagt's und geht. Er hat heute kein Foto für Guiseppe. Der muss mit seinem Schuldenhaufen erst mal selbst zurecht kommen. Zwegat, der mit seiner Tafel sonst noch jedem die Leviten lesen konnte, hat die Nase voll. Daran könnte sich sein penetranter Kollege Christopher Posch auch mal ein Beispiel nehmen. Sonst steht Zwegat bald auch vor seiner Tür. Bläht die Backen, runzelt die Stirn und setzt den Rotstift an.

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