"Daniel, wir haben einen 'Christmas-Dancing-Star 2023'", fasst Victoria Swarovski den Freitagabend und damit "Die große Weihnachtsshow" von "Let's Dance" zusammen. Ein reichlich sperriger Titel für einen Titel, aber für Siegerin Anna Ermakova immerhin schon der zweite in diesem Jahr.
Tanzen ist gesund. Mit Tanzen bleibt man in Bewegung, man schüttet Bindungs- und Glückshormone aus, der Cortisolspiegel sinkt. Tanzen stärkt Konzentration und räumliches Verständnis, lässt neue Nervenzellen im Gehirn entstehen, lockert und stärkt die Muskulatur und verbessert die Ausdauer. Tanzen ist ein gesundheitlicher Tausendsassa – hat aber einen Haken. Man muss es selbst machen. Die positiven Effekte setzen nur auf der Tanzfläche ein, nicht auf dem heimischen Sofa vor dem Fernseher.
2006 hatte RTL die Idee, beides in seinem Programm miteinander zu verbinden, das Tanzen und das Auf-dem-Sofa-sitzen. Das macht die Sofa-Tänzer zwar nicht gesünder, aber immerhin den Spaß am Tanzen haben sie, auch wenn es nur der Spaß am Beim-Tanzen-zugucken ist. RTL ist das sogar lieber, schließlich verdient der Sender nur mit den Zuschauern, nicht mit dem Tanzen – und das sehr erfolgreich.
"Let's Dance": Stimmung aufgezeichnet, Abstimmung live
Nach bislang 16 Staffeln, zwei Weihnachtsshows, fünf "Profi-Challenges", einem Spin-off und einer Kinder-Ausgabe, dürfte es schwer sein, einen Promi zu finden, der noch nicht bei RTL das Tanzbein geschwungen hat. Das ist für diesen Freitagabend aber auch gar nicht nötig gewesen, denn für die "Große Weihnachtsshow" hat RTL einfach den Teich der bisherigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgefischt.
Folgende Paare sind im Netz hängengeblieben:
Bleibt noch das Konzept und auch hier war man nicht versucht, mit Originalität zu hantieren. Die Wertungen der Jury werden in ein Ranking umgerechnet, dasselbe passiert mit den Stimmen der Zuschauer, die am Freitagabend für ihre Lieblingspaare live abstimmen können. Allerdings ein "live" der besonderen Art. Denn die Show selbst wurde bereits aufgezeichnet, abstimmen können die Zuschauer trotzdem "live". Das Paar, das in Kombination beider Rankings dann die meisten Stimmen hat, gewinnt und entscheidet damit, welches aufgezeichnete Ende schlussendlich gezeigt wird. Das erklärt dann auch
10.000 Euro für den guten Zweck und ganz viele Weihnachtsmannzipfelmützen
Nun kann man natürlich nörgeln, dass dadurch der Live-Gedanke ein bisschen ad absurdum geführt wird und hätte auch ganz gute Argument, aber: Am Ende ist es doch reichlich wurscht. Auch, wenn sich alle Beteiligten viel Mühe geben, ist "Let's Dance" doch immer noch ein TV-Fantasie-Wettbewerb. Das Gewinnerpaar ist trotzdem noch das Gewinnerpaar und wer sich Sorgen macht, er könne diesmal nichts mit seiner Abstimmung gewinnen, der täuscht sich. RTL verlost 20 Mal 10.000 Euro für jeden, der abstimmt. Der Haken: Angesichts dieser Gesamtsumme von 200.000 Euro, die RTL an die Zuschauer verjuxt, wirken die 10.000 Euro, die am Ende einem guten Zweck zukommen, ein bisschen knausrig.
Knausrig war RTL hingegen nicht bei der Ausstattung. Das Studio ist weihnachtlich geschmückt, mit riesigen Weihnachtsbäumen und mannshohen Nussknackern, den Rest des Budgets scheint man in Weihnachtsmannzipfelmützen und Rentierhaarreifen gesteckt zu haben. Das Ambiente stimmt also, aber die werden ja wohl nicht zu "Jingle Bells" tanzen, nur, weil es eine Weihnachtsshow ist, oder? Doch, machen sie. Zwar nicht zu "Jingle Bells", aber ansonsten hat man fast keinen Weihnachtsklassiker ausgelassen.
Sogar Joachim Llambi ist in Weihnachtsstimmung
Reichlich Weihnachtsstimmung also auf der Tanzfläche und das scheint auch auf die Jury durchgeschlagen zu haben. Vielleicht liegt es aber auch an der Wurschtigkeit der Veranstaltung, jedenfalls lassen die Juroren fast kein schlechtes Haar an den Auftritten. Sogar
Apropos zu hören bekommen: Daniel Hartwich ist wieder für die launigen Momente in der Moderation zuständig, Victoria Swarovski für das Menschelnde – auch wenn es nicht immer einen Sinn ergibt, etwa, als Swarovski zur als Rentier kostümierten
Für Anna Ermakova und Valentin Lusin hat sich das Warten allerdings gelohnt. Von der Jury erhalten die beiden nach ihren beiden Tänzen die bestmögliche Wertung von 30 Punkten pro Tanz, landen damit im Jury-Ranking auf Platz eins. Und weil sie auch genügend Zuschauer-Stimmen bekommen, darf sich Ermakova nach ihrem diesjährigen Titel-Gewinn der regulären "Let's Dance"-Staffel nun auch den Pott der "großen Weihnachtsshow" ins Regal stellen. Die 10.000 Euro gehen an ein Herz für Kinder.
Die Weihnachtsshow von "Let's Dance" ist bei RTL+ im Stream verfügbar.
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