Benedict Cumberbatch als schwuler Mathematiker, der den Zweiten Weltkrieg im Alleingang gewinnt und aufgrund seiner Homosexualität in den Selbstmord getrieben wird - klingt nach perfekten Voraussetzungen für einen packenden Film? Absolut! Leider ist "The Imitation Game" nicht dieser Film geworden.

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Alan Turings Leben war ein einziges Geheimnis. Der geniale Mathematiker entschlüsselte im Rahmen eines hochgeheimen Projekts im Zweiten Weltkrieg den Code, mit dem die Nazis ihre Nachrichten verschlüsselten. Kein Beruf also, den man damals auf die Frage "Und was machst Du so?" angeben sollte. Und Turing war homosexuell - zu einer Zeit, in der das noch strafbar war. Er lebte also ein doppeltes Doppelleben.

Daraus ließe sich entweder ein Codeknacker-Thriller machen (ganz gute Idee) oder aber ein Drama über die tragische, bislang weitgehend unbekannte Lebensgeschichte von Alan Turing (sehr gute Idee). Leider haben sich Regisseur Morten Tyldum und Drehbuchautor Graham Moore für erstere Variante entschieden.

Denn so ist "The Imitation Game" mit dem wie immer fabelhaften Benedict Cumberbatch (der zwar einen ähnlichen hochfunktionalen Soziopathen mimt wie in "Sherlock" - aber hey, den hat er erfunden, er darf das) in der Hauptrolle ein solider, recht konventioneller Film geworden. Mehr aber leider auch nicht. Die Bemühungen der Alliierten, die deutsche Enigma zu knacken, werden sehr ausführlich und auch spannend nacherzählt - aber das hat man alles schon mal gehört oder gesehen (beispielsweise in "Enigma – Das Geheimnis" von 2001 mit Kate Winslet). Und außerdem weiß jeder, wie der Zweite Weltkrieg ausgegangen ist, selbst wenn man mit Geschichte nicht so viel am Hut hat.

Alan Turings Homosexualität hingegen war bislang weitaus weniger bekannt. Und vor allem wusste bislang wohl kaum jemand, welch himmelschreiende Ungerechtigkeit dem Mathematiker widerfuhr. Er knackte mit seiner "Turing-Bombe" - einer riesigen Rechenmaschine und quasi Vorläufer der heutigen Computer - immerhin die deutsche Enigma-Maschine und gab somit den Alliierten den entscheidenden Vorteil im Zweiten Weltkrieg. Man sollte also erwarten, dass ihm sein Vaterland ein wenig Dankbarkeit entgegenbringen würde.

Alan Turing wurde erst 2013 begnadigt

Stattdessen wurde er aufgrund seiner sexuellen Orientierung wenige Jahre nach Kriegsende wegen "grober Unzucht und sexueller Perversion" zu chemischer Kastration verurteilt. Das trieb Turing offensichtlich so sehr in die Verzweiflung, dass er sich kurz darauf das Leben nahm. Erst im Jahr 2009 entschuldigte sich der damalige Premierminister Gordon Brown offiziell im Namen der Regierung. Und noch einmal vier Jahre später sprach die Queen eine Königliche Begnadigung aus. Der Begriff "himmelschreiende Ungerechtigkeit" erscheint plötzlich ziemlich unzulänglich.

Aber genau hier macht der Film den entscheidenden Fehler. Die Jahre nach dem Krieg bilden lediglich die Rahmenhandlung für die ganze Codeknackerei. Zwischendurch gibt es ein paar Rückblenden auf die Schulzeit Turings und seine erste - enttäuschte - Liebe zu einem Mitschüler. Der nach der Kastration völlig verzweifelte Turing bekommt am Ende des Films aber gerade einmal noch zehn Minuten, in denen Cumberbatch aus rotgeheulten Augen stumpf in die Gegend blicken darf.

Und dann das Schlimmste: Alles, was danach passiert - der Selbstmord, die Begnadigung - wird in diesen fürchterlichen Texttafeln abgehandelt, die dramatisch wirken sollen. Doch sie suggerieren nur, dass das Budget aus war oder dem Regisseur nichts mehr eingefallen ist. Das hat Alan Turing nicht verdient.

"The Imitation Game: Ein streng geheimes Leben" startet am 22. Januar in den Kinos. Der Film ist für acht Oscars nominiert, unter anderem für die beste Regie, den besten Hauptdarsteller und die beste Nebendarstellerin (Keira Knigthley).
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