• Hoffnungslos heruntergewirtschaftetes Gartenlokal oder doch ein Rohdiamant, der nur poliert werden muss?
  • Bei seiner Rettungsmission in Rheinstetten bei Karlsruhe ist Frank Rosin nicht nur als Küchenprofi gefordert.
  • Es geht bei "Rosins Restaurants" (Kabel Eins) auch um einen heftigen Mutter-Sohn-Komplex – und um Überforderung.

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Es kommt nicht oft vor, dass man den Sternekoch innerlich so zerrissen erlebt: Was ihn beim Einsatz in der Gaststätte "Rheinebene" im baden-württembergischen Rheinstetten erwartet, überfordert zunächst einmal auch den routinierten Nothelfer. Es geht nicht nur um ein heruntergewirtschaftetes Ambiente, kulinarische Einfallslosigkeit und jahrelange Misswirtschaft mit einer Wirtin, die überhaupt nicht rechnen kann.

Das wahre Problem liegt viel tiefer – in einem ungelösten Familienkonflikt, der viel von verpassten Chancen, Zukunftsträumen, unausgesprochenen Wahrheiten sowie der Angst vor Enttäuschung erzählt. Diesmal ist nicht nur der Kochprofi gefragt, sondern auch eine Art Therapeut. Frank Rosin kann das – auf die zupackend-ruppige Ruhrpott-Art. Was ihn antreibt: Es sind im Kern nette Leute, die ihm offen begegnen und die auch wirklich etwas ändern wollen. Und das Lokal, gelegen in einem Garten, der bislang nicht wirklich genutzt wurde, ist eigentlich ein Juwel.

"Bei allem Respekt: Hast du noch alle Tassen im Schrank?"

"Das kann doch gar nicht wahr sein!", stöhnt der Sternekoch aber doch ganz deutlich. So viele Fragen drängen sich gleich zu Beginn auf. Warum findet man die "Rheinebene" kaum? Warum gibt es kein Wirtshaus-Schild? Warum ist das Lokal nur an drei Tagen die Woche geöffnet? Wie soll man da jemals Geld verdienen? Warum nur nützt Wirtin Susanne nicht stärker die wunderschönen Freiflächen in der blühenden Natur? Stattdessen gibt es eine vollgemüllt wirkende Veranda hinter schmuddeligen Plastikplanen. "Hier würde ich ja keine fünf Minuten sitzenbleiben", schimpft Rosin und denkt schon ans Entrümpeln. "Das Potenzial wird hier gar nicht ausgenutzt."

Worin die massiven finanziellen Schwierigkeiten ihren Ursprung haben, wird schnell klar: Betreiberin Susanne wirtschaftet schon seit 15 Jahren komplett an der Realität vorbei. Vom Basiswissen der Gastronomie hat sie erkennbar keine Ahnung. Das zeigen schon die aberwitzig günstigen Preise, die sie aufruft – und das Lokal natürlich nie tragen können. "Eine Cola für zwei Euro – das ist süß", spottet Rosin zunächst. Beim Schnitzelpreis von 8,90 Euro wird er allerdings wütend: "Das ist einfach katastrophal kalkuliert!" Rasch schnappt er sich Susanne und blafft sie an. "Bei allem Respekt: Hast du noch alle Tassen im Schrank?"

Dumm nur, dass es auch kulinarische Unsicherheiten gibt. Der Druck lastet auf einem sympathischen jungen Mann, der ebenso überfordert wirkt wie Mutter Susanne. Sohn Max ist in der Küche allein auf verlorenem Posten. Der 31-Jährige ist zwar gelernter Koch, hat seine Ausbildung aber eben erst abgeschlossen. Klar, dass da Routine und Erfahrungen fehlen. "Nach einer Ausbildung ist man noch kein Koch", tröstet ihn Frank Rosin.

"Rosins Restaurants": Irrer Druck auf den schmalen Schultern

Allerdings: Das Testessen kann man nur als Katastrophe bezeichnen. Mit verkochten Nudeln und völlig illusorischen Preisen. "Ich bin mir nicht sicher, dass ich dem Ganzen gewachsen bin", sagt Koch Max danach. Und er muss jedem Außenstehenden leidtun. Es wirkt, als ob es nur eine Frage der Zeit ist, bis er unter dem Druck auf seinen Schultern zerbricht. Eigentlich hatte Max ja ohnehin ganz andere Pläne, wie Frank Rosin herausfindet.

Anstatt seiner Mutter aus der Patsche zu helfen, wäre der Sohnemann gerne noch für ein paar Jahre über die Lande gezogen, um sich kulinarisch weiterzubilden. Frank Rosin merkt, dass das Grundübel darin liegt, dass Mutter und Sohn noch nicht explizit gesagt haben, was sie wirklich voneinander erwarten. Max will Susanne nicht enttäuschen. Gleichzeitig muss sich etwas verändern.

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"Du brauchst Führung und musst üben"

Zunächst einmal spult der Sternekoch sein gewohntes Rettungsprogramm ab. Der Österreicher Flo reist für die dringend nötigen Umbauarbeiten an. Max lernt im angemieteten Kochstudio neue Rezepte – und ein Gespür für Leichtigkeit. Und siehe da: Es geht einiges voran!

Besonders beeindruckend wirken die vielen freiwilligen Helfer, die dabei mitmachen, das Lokal zu entschlacken. Offensichtlich vertrauen auch sie darauf, dass das Lokal eine Chance hat. Es heißt dann ab sofort "Wiesengasthaus" und nutzt endlich die herrliche Gartenatmosphäre. In der Küche läuft es auch: Max ist lernwillig. "Du brauchst Führung und musst üben", belehrt ihn Frank Rosin. "Du bist ein Frischling."

Frank Rosin "kommen sogar ein bisschen die Tränen"

Bleibt der Mutter-Sohn-Komplex: Und da helfen nur offene Worte. Rosin zwingt das ungleiche Duo, die Dinge beim Namen zu nennen und einen realistischen Zukunftsplan zu entwickeln. Tatsächlich findet sich ein Kompromiss: Max lässt Susanne nicht im Stich – im Gegenteil. Mit den neuen Kochideen setzen beide auf ein locker-luftiges Sommerküchen-Konzept – mit realistisch kalkulierten Preisen. Und wenn die Saison vorbei ist, zieht Max los, um in der Ferne zu lernen. Frank Rosin lädt ihn sogar zu sich selbst ein. Arbeiten für den Sternekoch – ein Traum!

Toller Nebeneffekt: Das zweite Testessen zum Finale, vor dem Max und Susanne so lange so großen Bammel hatten, entwickelt sich zu einem Triumph. Alle Gäste zeigen sich begeistert. Mehr noch: Sie zeichnen das "Wiesengasthaus" mit fünf von fünf möglichen Sternen aus. "Da kommen mir sogar ein bisschen die Tränen", kann Frank Rosin jetzt endlich seine weiche Seite zeigen. Mission geglückt!

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