Eine Gründer-Dokusoap. Mit einem Promi als Mentorin. Zugegeben, es gibt aktuell originellere Ideen für neue Unterhaltungsformate. Wenn das Ganze dann auch noch bei Premiumsender RTL2 läuft, kommen zu Recht Bedenken. Am Ende ist "Jung, weiblich, BOSS!" aber gar nicht so dämlich, wie man vielleicht denkt. Und das liegt diesmal ausgerechnet am Promi - an Jette Joop.

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"Hey Boss – Ich brauch mehr Geld", sang einst Gunter Gabriel und sprach damals sicher vielen Arbeitnehmern aus dem Herzen. Toll ist dann natürlich, wenn der Boss auf diese Forderung mit "Selbstverständlich, sagen Sie einfach eine Zahl!" antwortet. Noch toller ist es aber, wenn man selbst der Boss ist.

Boss zu sein – das hat zweifelsohne viele Vorteile. So sehen das nicht nur viele, die den Schritt in die Selbständigkeit gegangen sind und jeden Tag mehr oder weniger selbst entscheiden können, wann, wie viel und für wen sie arbeiten möchten.

So sieht es auch RTL2 und macht das auch gleich im Titel seiner neuen Dokusoap deutlich: "Jung, weiblich, BOSS!" Da steht das "BOSS" in Großbuchstaben als Symbol für das Ziel der Träume. Jung und weiblich sind ja schon tolle Attribute, aber wenn man es auch noch zum Boss schafft, dann scheint alles paletti zu sein. Zur Bekräftigung schmeißt RTL2 auch noch ein eigentlich unnötiges Ausrufezeichen hinterher.

Um das zu beweisen, hat RTL2 acht Menschen zusammengetrommelt, die zwar bereits weiblich und jung, aber eben noch nicht BOSS! sind. Noch nicht einmal Boss, also richtig geschrieben und ohne Ausrufezeichen. Aber genau da wollen sie hin: "Sie wollen nicht einfach angestellt oder Hausfrau und Mama sein. Sie wollen frei sein, kreativ sein und sich selbst verwirklichen", heißt es dazu vom Off-Sprecher über die Damen.

Mentorin Jette Joop berät die Gründerinnen

Vier von ihnen lernt man in der Auftaktfolge kennen. Da ist das Geschwisterpaar Cita und Lea, die ein Label für Plus-Size-Mode aufbauen wollen, die Frankfurterin Christina, die es mit einem Kraul-Salon versuchen möchte und Myra, die eine "Girl Performance Group" auf die Beine stellen möchte.

Es ist also eine illustre Truppe, die da im Fernsehen Unternehmen gründen will. Doch da der aktuelle Trend nicht nur dahin geht, sich im Fernsehen selbständig zu machen, sondern auch Selbständigkeitsberater im Fernsehen zu werden, hat RTL2 eine Mentorin für die Gründerinnen engagiert. Designerin und Unternehmerin Jette Joop wird die Damen bei ihren Schritten in die Selbständigkeit begleiten.

Nicht nur die Unternehmerinnen in spe freuen sich über die prominente Unterstützerin, auch der Off-Sprecher ist ganz aus dem Häuschen: "Eine der wenigen Gründerinnen, die es geschafft haben", erzählt er da einfach einmal völlig beleglos über Frau Joop und legt kurz darauf nach: "Das Design- und Business-Gen hat sie von ihrem Vater geerbt."

Nur eine "Notidee"?

Ihr "Design- und Business-Gen" zeigt Jette Joop zumindest in der Auftaktfolge noch ein wenig zurückhaltend. Drei Kennenlern-Termine mit den Gründerinnen und ein Telefonmeeting – mehr hat Frau Joop in Folge eins noch nicht an Mentorentum zu tun.

Wie sich Joop dort aber zum Beispiel in den fünf Minuten, in denen die Gründerinnen ihre Ideen präsentieren sollen, verhält, gibt der Dokusoap einen seriösen Zug, den man so vielleicht nicht unbedingt von einer RTL2-Dokusoap erwartet hätte.

Die Designerin zeigt sich streng, interessiert, hilfsbereit, freundlich, aber auch als Unternehmerin mit dem Blick für das Geschäft. Und vor allem als jemand, der aus einer wohlwollenden Sorgfaltspflicht heraus auch das offene Wort nicht scheut.

Über Myra, die eine Stripshow mit Stil auf die Beine stellen möchte, sagt die Designerin zum Beispiel offen ihre Meinung: "Es wirkt wie eine Art Notidee. Sie hat sich sicher überlegt: Was kann ich mit wenig Kapitaleinsatz machen? Ich bin hübsch, okay, dann zieh ich mich halt aus."

Das klingt zwar hart, aber mit guten Absichten: "Ich werde auf jeden Fall nicht zulassen, dass sie sich ihr Leben versaut." Kurzum: Man nimmt Frau Joop ab, dass sie tatsächlich Interesse an dem Format hat und junge Frauen eine echte Hilfe sein möchte und gerade deshalb lieber gleich Tacheles redet. "Da müssen wir ganz anders rangehen", fällt dementsprechend Joops Fazit für Myra aus.

"Da ist vielleicht was zu holen"

Und so verlässt Myra die Erstberatung mit einem kleinen Gefühl der Entmutigung, aber vor allem auch mit der ihr zugedachten Rolle, denn ohne Schubladen will die Dokusoap dann doch nicht auskommen. Deshalb sorgen der Mann von Schnitt und der Off-Sprecher dafür, dass das Soap in Dokusoap nicht zu kurz kommt und jede der Damen ein Etikett und eine Geschichte bekommt: die überforderten Schwestern, die naive Myra und Christina mit der tragischen Vergangenheit.

Doch trotz des RTL2-typischen Erzählstils und der einen oder anderen banalen Dämlichkeit, die der Off-Sprecher dazwischen schleudert ("Wer gründet, muss manchmal bereit sein, neue Wege zu gehen"), hat "Jung, weiblich BOSS!" noch genügend Doku in der Dokusoap, dass es Potenzial für gute TV-Unterhaltung gibt. Oder wie es Jette Joop über den Plan von Christina ausdrückt: "Ich mag die Idee. Da ist vielleicht was zu holen."

"Jung, weiblich, Boss! Mit Designerin Jette Joop" - ab Montag, 6. August, 20:15 Uhr bei RTL2.

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