Dass sich Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt bei ihren Shows mitunter den Unmut ihrer Mitarbeiter und anderer Menschen zuziehen, ist bekannt und gehört zum Konzept. In der Finalfolge von "Joko & Klaas gegen ProSieben" am Dienstagabend trieben die beiden dieses Konzept aber auf die Spitze und legten den Eingang zu den Bavaria-Studios lahm - zur Hauptverkehrszeit.

Christian Vock
Eine Kritik
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Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, so erzählt es Steven Gätjen am Dienstagabend, blicke er auf die jüngste Ausgabe von "Joko & Klaas gegen ProSieben". Ein lachendes, weil die beiden das vergangene Finale so bravourös gemeistert hätten. "Wie ein stolzer Papa" fühle sich Gätjen. Das weinende Auge resultiere dementsprechend aus der Tatsache, dass der ganze Spaß nun endet. Zumindest für diese Staffel.

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Staffelfinale also am Dienstagabend, da kann man mal kurz zurückblicken. Zwei Shows haben die beiden Moderatoren verloren und mussten deshalb die Wissensshow "Galileo" moderieren und sich außerdem an eine Plakatwand kleben lassen. Zwei Shows konnten die beiden allerdings auch gewinnen und überließen als Siegprämie ihre Social-Media-Account iranischen Aktivistinnen und aktivierten einmal live das Notfallband des Senders.

Vor allem aber haben die beiden Chaos-Entertainer bei den Spielen der vier vergangenen Shows eine Menge Unfug anrichten dürfen: ein Feuerchen im Studio machen, Schlangen einfangen, die eigenen Mitarbeiter unangenehme Aufgaben erledigen lassen und immer wieder: Dinge auf jede erdenkliche Weise zerstören. Im Staffelfinale am Dienstagabend durften die beiden dem ganzen Chaos nun die Krone aufsetzen.

Wie Klimaaktivisten - nur ohne Sinn

Dabei geht die Finalfolge vergleichsweise gediegen los. Im ersten Spiel müssen Winterscheidt und Heufer-Umlauf zunächst sieben Tennisbälle mit absteigendem Schwierigkeitsgrad in eine Mülltonne werfen. Anschließend liefern sie sich ein Duell mit Matthias Opdenhövel und Linda Zervakis, wer von den beiden Teams die längeren, durchgehenden Spuren mit Sahne, Senf oder Waschpulver legen kann. Die Antwort: Matthias Opdenhövel und Linda Zervakis.

So weit, so unspektakulär, im dritten Spiel des Abends müssen Winterscheidt und Heufer-Umlauf dann etwas machen, das so manchem Mitarbeiter der Bavaria-Filmstudios noch heute die Zornesröte ins Gesicht treiben dürfte. In ebenjenen Studios gehen täglich 1.500 Menschen ein und aus, wie Moderator Steven Gätjen erklärt, und genau das sollen Winterscheidt und Heufer-Umlauf nun verhindern.

In der Praxis bedeutet das: Die beiden werden in Uniformen gesteckt, im Pförtnerhäuschen der Zugangsstraße platziert und dürfen dort nun für 30 Minuten niemanden rein oder raus lassen. Nicht irgendwann, sondern zu genau der Zeit, in der die meisten Mitarbeiter zur Arbeit kommen. Heufer-Umlauf merkt sofort, dass ihm das nicht behagen wird: "Ich bin dafür nicht gemacht", erklärt er und zieht einen aktuellen Vergleich: "Wir sind dann so wie welche, die sich auf die Straße kleben. Nur ohne den Überbau, dass es noch sinnvoll ist. Für die habe ich ja noch Verständnis - hier macht das gar keinen Sinn."

Klaas Heufer-Umlauf zu Joko Winterscheidt: "Willst du Geld?"

Also will Heufer-Umlauf das Ganze möglichst passiv angehen: "Wir brauchen keine Taktik besprechen. Ich werde da nicht rauskommen", stellt der Moderator fest und versteckt sich dann auch gleich unterm Tisch des Pförtnerhäuschens. Dort kommt ihm eine neue Idee und er fragt seinen Kollegen Winterscheidt: "Du musst mir heute mal helfen. Ich helf' dir so oft", bittet Heufer-Umlauf und versucht Winterscheidt mit monetären Mitteln für die Hilfe zu begeistern: "Willst du Geld?"

Will er nicht und da kommen dann auch schon die ersten Mitarbeiter und müssen vor der heruntergelassenen Schranke warten. "Wenn die ausflippen, was machen wir dann?", erkennt Heufer-Umlauf, dass es ungemütlich werden könnte - und das wird es dann auch. Winterscheidt versucht eine erste Kontaktaufnahme mit den Wartenden und stellt sich dabei erstmal dumm. Doch weil die Schlange immer länger wird, kommen die ersten zum Pförtnerhäuschen, um nachzufragen. Heufer-Umlauf will auch dieses Problem mit Geld lösen und öffnet kurz das Fenster: "Hier, zehn Euro, Ruhe bitte!"

Doch von Ruhe kann keine Rede sein. "Alter, die stehen bis ganz hinten!", stellt Winterscheidt fest und weil das Hupkonzert lauter und die Stimmung ungehaltener wird, versuchen es die beiden Moderatoren mit Deeskalation. Winterscheidt verteilt Bonbons und Heufer-Umlauf Warnwestern - warum auch immer. "Oh, ich glaub', da kommt Steven", erkennt Winterscheidt plötzlich Moderator Steven Gätjen auf die Schranke zuschlendern und der wird auch gleich eingespannt: "Da ist eine Frau, die ist sehr schlecht drauf", erklärt Heufer-Umlauf und gibt Gätjen Geld, mit dem er die Frau beruhigen soll.

Joko & Klaas müssen ihre eigene Show nachvertonen

Doch die hat da schon gewendet und weil nur noch fünf Minuten zu überbrücken sind, probiert es Winterscheidt erst mit einem Helge-Schneider-Song und dann mit Autofahrer-Witzen. Das kommt wenig überraschend nur mäßig an: "Halt dein Maul!", bezieht ein Wartender offen Stellung. Ein paar Schimpftiraden später ist die halbe Stunde Straßensperrung dann endlich vorbei und sowohl die Autofahrer als auch Winterscheidt und Heufer-Umlauf können sich entspannen.

Nicht ganz so entspannt sind die beiden, als Steven Gätjen ihnen vor dem Finalspiel erklärt, was sie im Fall einer Niederlage erwartet: Die Final-Folge noch einmal angucken und mit Regie-Kommentaren vertonen. "Weißt du, was da die größte Strafe ist?", fragt Heufer-Umlauf daraufhin Gätjen und erklärt: "Die Regie-Kommentare sind die eine Sache. Aber die Strafe ist, sich die komplette Sendung anzugucken."

Ob das wirklich so ist, kann und werden Winterscheidt und Heufer-Umlauf eigenhändig herausfinden, denn die Finalaufgabe kriegen die beiden nicht hin. Sieben Türen sollen sie in achteinhalb Minuten durch das Lösen von Rätseln und Aufgaben öffnen, schaffen allerdings nur sechs davon. Am kommenden Sonntagmittag ist dann die Folge mit den Regieanweisungen bei Pro7 und auf Joyn zu sehen. Oder wie es Klaas Heufer-Umlauf formuliert: "Ist jetz nicht geil für die Stimmung."

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