Es ist wieder so weit: In einer neuen Staffel von "Das Jenke Experiment" setzt sich Protagonist Jenke von Wilmsdorff allwöchentlich neuen Qualen aus. Den Auftakt macht die "Volkskrankheit Stress". Sinn ergibt das zwar nicht. Spaß macht es dafür umso mehr.
Jenke von Wilmsdorffs Leben muss ziemlich öde sein. Warum würde sich ein TV-Journalist auch sonst ein ums andere Mal den unterschiedlichsten Selbstkasteiungen unterwerfen? Vom Leben als Lampedusa-Flüchtling über den Alkoholiker bis hin zum Rentner oder Körperbehinderten: Es gibt kaum eine Widrigkeit, die
Jenke von Wilmsdorff in die Wursttheke?
In der neuen Staffel von "Das Jenke-Experiment" will sich der RTL-Reporter unter anderem hautnah mit dem Thema Massentierhaltung auseinandersetzen und, um sich besser in die Rolle von Schlachtvieh hineinversetzen zu können, in einem Tiertransporter mitfahren. Schließlich lautet das Motto seiner Sendung ja auch "nur wer es selbst fühlt, versteht andere." Dass Jenke letztlich in der Wursttheke endet, ist jedoch zu bezweifeln. Ob dasselbe wohl auch für seine Leidensgenossen in besagtem Experiment gilt?
In der Auftaktfolge dreht sich alles um das Thema Stress. Weil Jenke scheinbar chronisch unausgelastet ist (auch wenn er selbst betont, ausgesprochen viel zu arbeiten), möchte er diesem "Volksleiden Nummer eins" auf den Zahn fühlen. Immerhin geben 56 Prozent der Bürger an, häufig oder zumindest gelegentlich Stress zu verspüren. Klingt tragisch. Findet Jenke zumindest.
Stress lass nach
Und so wagt er das schier unfassbare: Eine ganze Woche (!) lang ohne Freizeit, dafür mit Aufgabenstellungen am laufenden Band. Kaum zu glauben. Schon am ersten Morgen stößt Jenke an seine Grenzen. Er wird vorzeitig aus dem Schlaf gerissen und muss sich sodann in verschiedene Berufen ausprobieren. Regelrechte Sklavenarbeit wie Pizza ausliefern und Möbel schleppen zum Beispiel. Das verlangt ihm körperlich und psychisch alles ab. Zu Hause muss er sich zu allem Überfluss noch auf eine Führerscheinprüfung vorbereiten und hat eine quengelnde Reborn-Baby-Puppe namens "Stressica" an der Backe. Jenke durchleidet ein regelrechtes First-World-Martyrium und der Zuschauer schwelgt in Schadenfreude.
So gleicht auch dieses "Experiment" eher einem Besuch im Kuriositätenkabinett als einem seriösen Selbstversuch. Etwas anderes haben wir auch nicht erwartet. Als "sinnlos" erkennt Jenke zumindest den simulierten Boreout, bei dem er sieben Stunden ohne Beschäftigung in einem Zimmer eingesperrt ist. Ein Anflug von Selbsteinsicht? Die entscheidende Frage wird am Ende wie immer offen gelassen: Was hat dieser Kerl sonst eigentlich zu tun?
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