Ein "Duell Mann gegen Mann" versprach ProSieben vor der jüngsten Ausgabe von "Schlag den Star". Gemeint waren allerdings nur die Nachnamen der eingeladenen Promis, nämlich Jeanette Biedermann und Janin Ullmann. Das war auch gut so, denn so geriet der Samstagabend auch nicht zum Macho-Spruch-Geklopfe. Bis auf ein paar Ausnahmen.
"Wir haben keinen Bock auf Testosteron-Gelaber", macht
Denn als er Ullmann im üblichen Einspieler vorstellt, kommt er dabei nicht ohne ein "die hübsche Erfurterin" aus. Das mag man ohne größeres Nachdenken vielleicht als Kompliment verstehen, ist es aber nicht. Denn zum einen ist das Aussehen Ullmanns generell unerheblich, warum also dieses eine Merkmal besonders hervorheben? Noch unerheblicher ist nur, ob der Off-Sprecher Ullmann nun hübsch findet oder nicht. Leider findet sich diese männliche Sicht der Welt immer noch viel zu oft, man muss nur mal die Zeitung aufschlagen und einen Artikel über eine Frau lesen.
Und es geht munter weiter mit stereotypen Weltbildern. Denn bei Spiel Nummer zwei, "Vater-Mutter-Kind", bekommen
"Schlag den Star": "Kissen-Ausschütteln" statt "Kissenschlacht"
Nun kann man natürlich denken "Mein Gott, dann glaubt halt jemand 2023 immer noch, dass Mädchen rosa toll finden und Jungen hellblau!" und das Ganze als Haar-in-der-Suppe-Sucherei betrachten – auffällig ist diese verstaubte Weltsicht aber trotzdem. Vor allem, weil es ansonsten kein wirklich angestaubter Abend war. Natürlich ist die Idee, eine überlange Show mit verschiedenen Spielchen zu füllen, bis entweder einer der Promis oder die eigene Müdigkeit siegt, nicht die allerneueste. Aber wenn es gut gemacht ist, ist nichts dagegen zu sagen.
Umso mehr, da die beiden Gegnerinnen diesem Abends genügend Raum für Unvorhergesehenes gelassen haben. So sagt Jeanette Biedermann über ihre Vorbereitung: "Ich hab mich auf gar nix vorbereitet, weil ich ja nicht wusste, auf was." Stattdessen sei Biedermann einfach "am Leben geblieben." Auch Ullmann lässt die Dinge offenbar gerne auf sich zukommen, denn als
Dass für Ullmann das erste Spiel in die Hose geht, hatte aber nichts mit mangelnder Regelfestigkeit zu tun – Biedermann war einfach besser. Die Sängerin und die Moderatorin sollen sich mit Kissen von einem niedrigen Schwebebalken schlagen. Doch das als "Kissenschlacht" deklarierte Spiel war am Ende eher ein "Kissen-Ausschütteln". Statt wildem Geklopfe sah man nur ein sanftes Wedeln. Dementsprechend kann sich Elton einen Kommentar nach Spielschluss nicht verkneifen: "Das sah ja aus, als ob es gar nicht an der gegnerischen Einwirkung lag."
Janin Ullmann: "Herbert Grönemeyer hat mich kriminalisiert"
Jeanette Biedermann dürfte es egal gewesen sein, sie startet erst einmal einen kleinen Lauf, gewinnt nach der "Kissenschlacht" das "Vater-Mutter-Kind"-Spiel und auch noch "Verkabeln", bei dem die beiden Kandidatinnen möglichst schnell und ohne hinzugucken verschiedene Stecker in die dazugehörigen Buchsen stecken müssen. Ab Spiel vier aber ist Ullmann in der Show angekommen. Beim "Speedstackin" genannten Becherstapeln gewinnt Ullmann genauso wie beim anschließenden Spiel "Fremdsprachen", bei dem Elton verschiedene Begriffe in mehreren Fremdsprachen vorliest, während Biedermann und Ullmann die deutsche Übersetzung nennen müssen.
Dass Ullmann bei Spiel 5 einen mutmaßlichen Nachteil hat, konnte man allerdings lediglich am Ausgang erkennen, bei der Durchführung sah "Workoutbike" bei ihr kaum anders aus als bei Biedermann. Das Prinzip: Ein Wettrennen auf einer Art Stepper auf drei Rädern, der mit Händen und Füßen angetrieben wird. Oder ein merkwürdiges Fahrrad, wenn man möchte. Und genau da hat Ullmann einen Wettbewerbsnachteil, denn die 41-Jährige erklärt Elton: "Du weißt, ich kann nicht Fahrrad fahren." Sie habe es schlicht nie gelernt, nur Moderatorenkollege Joko Winterscheidt, "der hat’s mir mal versucht, beizubringen."
Fahrradfahren ist also nicht so ganz Ullmanns Sache, dafür zeigt die Moderatorin an anderer Stelle ihre "Fähigkeiten". Denn als
Janin Ullmann gewinnt den "Männer-Abend"
Und sonst so? Sonst hat sich das "Schlag den Star"-Team lernfähig gezeigt. Kleiner Rückblick: Vor einem knappen Jahr buddelten sich Fabian Hambüchen und Julius Brink eine gute halbe Stunde lang durch jeweils drei Sandkästen, um drei Geldkassetten zu finden. Am Ende waren die beiden völlig erschöpft vor Anstrengung und die Zuschauer vor Langeweile. Diesmal gab es wieder Sandkästen, aber jeweils nur einen. Außerdem durften Biedermann und Ullmann einen Metalldetektor einsetzen, die Zeit wurde zudem auf sechs Minuten begrenzt. Eine kluge Entscheidung
Einen Hänger hat der Abend trotzdem. Denn das Spiel "Seil-Ball", bei dem Biedermann und Ullmann kleine Bälle über zwei gespannte Seile in Plastikbecher bugsieren sollten, gerät so lang, dass man Angst haben musste, die Show könnte sich mit der Live-Übertragung der Oscars Montagnacht überschneiden. Nach 13 Spielen ist dann aber tatsächlich Schluss. Beim Spiel "Musik rückwärts" macht Janin Ullmann den entscheidenden Punkt, als sie "Wonderwall" von Oasis rückwärts abgespielt erkennt und sichert sich damit den Sieg und 100.000 Euro. Und Jeanette Biedermann? Die kämpft bis zum Ende, gratuliert ihrer Konkurrentin dann fair und herzlich und zeigt damit, dass man auch ohne "Testosteron-Gelaber" ehrgeizig sein kann.
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