So unterschiedlich können Einschätzungen von Investoren sein. Am Montagabend stellen bei "Die Höhle der Löwen" zwei Gründer ein Papier mit ganz besonderen Eigenschaften vor. Während Dagmar Wöhrl, Nico Rosberg und Carsten Maschmeyer von dem neuen Produkt fasziniert sind und investieren wollen, geht bei Georg Kofler der Puls hoch.

Christian Vock
Eine Kritik
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Anti-Milben-Matratzen, Windelsensoren, Highheel-Tattoos, Kindermöbel, Parfum für die Toilette, Softdrinks gegen Mundgeruch, Intimaftershave, maßgeschneiderte Hundebekleidung, Motiv-Tortenständer, Gärten zum Aufhängen, Speiseinsekten, Fahrradfelgenbeleuchtung, Fertiggerichte für Schwangere, Magnetische Wimpern, antibakterielle Tapete und so weiter: "Die Höhle der Löwen" ist ein wahrer Gemischtwarenladen. Es gibt scheinbar nichts, was in den inzwischen neun ausgestrahlten Staffeln noch nicht den Weg zum Investoren-Pitch gefunden hat.

Da bildet auch die zehnte Staffel von DHDL keine Ausnahme. In der zweiten Folge werden am Montagabend eine Desinfektionshandykette, eine Frikadellen-Gewürzmischung, ein Mini-Wohnwagen und ein Set für Klebebandkünstler vorgestellt. Bis viellicht auf die Frikadellenwürzung alles Dinge, die man durchaus als ungewöhnlich bezeichnen kann. Am ungewöhnlichsten ist an diesem Montag aber ein scheinbar alltäglicher Gegenstand: Papier.

Allerdings ist dieses Papier auch das Produkt, bei dem einem der Löwen der Hut hochgeht. Doch der Reihe nach. Peter Helfer (55) und Walter Reichel (75) sind beide gelernte Papiermacher, daher ist das Produkt, für das sie 2017 ihr gemeinsames Startup KOHPA gegründet haben, erst einmal nichts Ungewöhnliches: Papier. Weil bloßes Papier, wie wir es kennen, dann aber doch ein bisschen zu gewöhnlich ist, haben sie sich überlegt, was man denn noch so daraus machen könnte.

Georg Kofler bei DHDL: "Das machen die Sekten!"

Am Ende dieses Denkprozesses kam dann eben KOHPA heraus, ein Papier, das ein bisschen zu schade wäre, um nur darauf herumzukritzeln. Für das neuartige Produkt haben die beiden nämlich Papier mit Carbonfäden vermischt, was dem Ganzen laut Helfer und Reichel ganz neue Eigenschaften verleiht: Es kann Strom leiten, als Heizung fungieren und es kann als Protect-Variante vor elektromagnetischer Strahlung schützen. Klingt erst einmal faszinierend, doch Georg Kofler regt sich über die letzte Eigenschaft lautstark auf.

"Das ist ja selbstverständlich dass wir solche Strahlung überall haben. Da brauch' ich doch kein protect!", wettert Kofler los und zieht dann einen etwas unglücklichen Vergleich: "Das machen die Sekten, die glauben, von überall kommen irgendwelche Strahlungen her." Nein, die Sache mit dem Strahlungsschutz schmeckt Kofler überhaupt nicht, weshalb er zu einem weiteren hinkenden Vergleich mit Wünschelrutengängern greift und sich noch ein bisschen lustig macht: "Gegen was sollen wir uns alles noch schützen?"

Zum Glück für die Gründer sehen das die anderen Investoren anders. Nils Glagau findet KOHPA zwar interessant, will aber nicht investieren. Das sieht bei Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer und Nico Rosberg anders aus. Während Kofler noch einmal zusammenfasst, warum er nicht investieren will, beraten sich die drei "Löwen" und machen den Gründern ein Angebot: 200.000 Euro wollen sie in das Unternehmen stecken und dafür insgesamt 33 Prozent der Firmenanteile bekommen.

Carsten Maschmeyer: "Hast du Durst, willst du nach Hause?"

Das wäre am Ende mehr als das Doppelte an Anteilen, als sich die beiden Gründer vorgestellt haben – allerdings bekämen sie mit Maschmeyer, Wöhrl und Rosberg auch ihre Wunschinvestoren. Am Ende kommen Helfer und Reichel zu dem Schluss: "Wir sagen Ihnen 'Dankeschön!' und nehmen das Angebot gerne an."

Und so hat Carsten Maschmeyer nach Abschluss des Deals die Gelegenheit, noch einmal kurz gegen Georg Kofler wegen dessen "kürzester Zündschnur aller Löwen" auszuteilen: "Hast du Durst, willst du nach Hause?"

Nach Hause wollten sicher auch die anderen Gründer, am liebsten wohl ebenfalls mit einem Investorendeal in der Tasche. Bei einigen hat das aber nicht geklappt, wie zum Beispiel bei Hannes Trautmann. Der junge Mann baut mit seinem Unternehmen den "vielleicht kompaktesten Caravan der Welt", kann aber keinen der Investoren als Mentor gewinnen. Die Gründer von portHy, einer Handykette mit Desinfektionsmittel, hätten hingegen fast einen Deal mit Ralf Dümmel gehabt, wollten dann aber zu wenig Firmenanteile abgeben.

Wesentlich besser lief es da für Angelika Poppe. 1973 verlor sie im Alter von 22 Jahren durch einen Autounfall ihr Augenlicht und kämpft seitdem um ihre Selbstständigkeit und das Zutrauen anderer Menschen in ihre Fähigkeiten. Außerdem kocht sie sehr gerne und als ihr ihre Tochter eines Tages ihren "Schwiegersohn in spe" vor die Nase setzte, kam ganz unverhofft die Gelegenheit, beides zu vereinen – und auch noch ein Start-up zu gründen.

"Die Höhle der Löwen": Blinde Gründerin holt sich Deal mit Ralf Dümmel

Thomas Leiendecker, Freund ihrer Tochter und gelernter Koch, schmeckten ihre Frikadellen nämlich so gut, dass er daraus eine Fertigmischung entwickelte und mit ihr das Unternehmen Frau Poppes gründete. "Ich bin gegründet worden", erzählt Poppe daher in der "Höhle der Löwen". Dort will sie zusammen mit Leiendecker 150.000 Euro für 20 Prozent der Firmenanteile einsammeln.

Dagmar Wöhrl will ihr genau das ohne zu verhandeln geben, aber Ralf Dümmel eben auch. Und da der Hamburger der Wunschinvestor der beiden ist, erhält Dümmel am Ende den Zuschlag. Der freut sich wie ein Schneekönig und bemerkt daher offenbar gar nicht das kleine Fettnäpfchen, in das er bei der Verabschiedung der blinden Angelika Poppe tritt: "Wir sehen uns jetzt gleich im Anschluss, dann geht’s los!"

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