Hape Kerkeling wird 50. Wie würdigt man den wohl besten deutschen Entertainer? Mit einer großen Gala? Einem Rückblick? Den Highlights seiner Karriere? Kerkeling macht es einfach selbst. Und parodiert sich dabei (natürlich!) noch.
"Ich weiß von nichts, ich bin gar nicht da!", sagt
Als roter Faden dienen die Proben zur Überraschungsshow zum 50. Geburtstag des Komikers. Dabei schlüpft er gleich in mehrere Rollen: Als Klatschreporterin Patricia Runke jagt er sturzbetrunken sich selbst auf der Suche nach einer brandheißen Geschichte. Als Manager mit Minipli und Pornobrille versucht er der Show
Vom Klatsch der Nachbarn inspiriert
Interessanter als diese lockeren Einlagen, die mit dem Abfackeln des kompletten Theaters enden, sind aber die Rückblicke auf die Karriere Kerkelings und die kleinen persönlichen Momente, die sich immer wieder ergeben. Bei einem Rundgang durch seine Heimatstadt Recklinghausen geht es erst am Metzger vorbei, wo er als Kind immer ein "Stücksken Wurst" bekam, dann zum Laden der Oma, in dem er seine ersten Lebensjahre verbrachte. Hier hörte er täglich den Klatsch des Ortes, aus dem er seine ersten Figuren ableitete.
Prägend für seine Karriere als Komiker war die Oma sowieso: Als Kind steckte sie ihn zum Karneval in ein Prinzessinnenkostüm. Mit der Kutsche fuhren sie durch den ganzen Ort. Die Oma, das Handgelenk royal erhoben, grüßte von oben herab und sagte zu ihrem Enkel: "Hans-Peter, wink du auch mal!" Kerkeling tat es ihr Jahre später nach: in seinem legendären Auftritt als Königin Beatrix.
In der Sporthalle floss der Angstschweiß
Eine weitere Station ist das Gymnasium in Recklinghausen, das er als erster Jungs-Jahrgang in einer Mädchenschule besuchte. 30 Jungs, 1.770 Mädchen. Sprachen habe er geliebt, den Sport eher nicht, sagt er. In der Turnhalle zeigt er, wie er immer beim Bockspringen hängen blieb. Mit Blick auf die Ringe gesteht er: "An denen ist sicher noch viel Angstschweiß von mir dran."
Dazwischen gibt es immer wieder kurze Episoden aus seinen Sketchen. Sein erster Auftritt im "Talentschuppen", bei dem er schüchtern erklärt, Kabarettist werden zu wollen oder irgendwas im Showbusiness. Die Parodie von "Dalli, Dalli". Der schusslige Siegfried Schwäbli mit dicker Brille. Und natürlich sein legendärer "Hurz"-Auftritt vor einem verdutzten Klassikpublikum.
Das ist kurzweilig und so freundlich amüsant, wie man es von Kerkeling kennt. Gleichzeitig wird einem als Zuschauer nach 60 Minuten bewusst, wie viele Fernsehklassiker Kerkeling in den letzten Jahrzehnten geschaffen hat – und wie schmerzlich er in der heutigen TV-Landschaft fehlt.
Er musste sich selbst schützen
Seine Vorbilder seien immer die großen Fernsehshows der 70er gewesen, sagt er in "Keine Geburtstagsshow", für die Dschungelcamp-Autor Micky Beisenherz das Buch schrieb. Die gibt es heute nicht mehr. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum Hape Kerkeling sich im Fernsehen so rar gemacht hat. Ein weiterer: Er musste sich davor schützen, sich "fressen zu lassen". 2001 war das, als er sich entschloss, den 700 Kilometer langen Jakobsweg zu betreten. Danach habe er sich ein wenig neu erfunden, eine andere Richtung eingeschlagen. Er schrieb den Bestseller "Ich bin dann mal weg", nahm ein Schlageralbum auf und tat nur noch das, was ihm Spaß macht. Dass das ein Risiko ist, war ihm durchaus bewusst: "Wenn man sich diesem Betrieb verweigert, muss man auch damit rechnen, irgendwann aus diesem Betrieb herauszufallen."
Davon kann im Falle des Komikers sicher nicht die Rede sein. Sich rar zu machen, hat seiner Karriere nicht geschadet. Ganz im Gegenteil. Spätestens nach "Keine Geburtstagsshow" ist klar: Einige Jahrzehnte wird Hape für sein Publikum noch da sein. Und das Publikum für ihn.
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