Zwölf Folgen lang konnte Heidi Klum bei "Germany’s next Topmodel" mit dem Mutter-Tochter-Gespann Lulu und Katrin Inhalt machen. Am Donnerstagabend nun, am Tag der großen Geschlechterzusammenführung im Model-Penthouse, kam es zum innerfamiliären Showdown.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Diese Woche ist alles anders", prophezeit Heidi Klum am Donnerstagabend in der 13. und damit neuesten Folge "Germany’s next Topmodel". Das ist natürlich nicht wahr, denn selbstverständlich ist nicht alles anders. Heidi Klum lässt nämlich nicht plötzlich Introversion als Persönlichkeit gelten, die Models müssen nicht über Laufstege laufen, bei denen sie am Ende auch heil ankommen sollen und die Fotografen wollen auch nicht, dass die Models plötzlich klug statt immer nur sexy gucken.

Nein, es ist nicht alles anders, im Grunde ist sogar alles wie immer. Die Models laufen hin und auch wieder her, es gibt ein Fotoshooting mit viel Wohoo und Oho und am Ende hat die Klum wieder nicht genug Fotos für alle eingepackt. Es gibt lediglich eine kleine Änderung im Vergleich zu den bisherigen Ausgaben. Denn diesmal verschmelzen die Mittwochs- und die Donnerstagsfolgen, denn die Model-Männer treffen auf die Model-Frauen.
Alles andere wäre auch merkwürdig, denn fortan wohnen alle Models gemeinsam in der Model-Unterkunft.

Spätestens beim Frühstück wäre man sich also eh über den Weg gelaufen. Für die Produktion ist der gemeinsame Einzug aber mehr als ein bloßen Abstellen der Koffer und so werden die folgenden Minuten mit allerlei Kram gefüllt, der nichts mit der Suche nach einem Model zu tun hat.

Shampoo! Yeah!

"Ich erwarte ein riesiges Penthouse", findet zum Beispiel Model Zoe. Und warum findet Model Zoe das? Na vielleicht, weil die Klum allen Heranwachsenden seit 20 Jahren einredet, dass in einem Penthouse zu wohnen gleichbedeutend mit einem glücklichen Leben ist. Warum noch? Na, damit der Energydrinkdosenwerbepartner seine Energydrinkdosen in einem noblen Umfeld präsentieren kann und nicht dort, wo man seine Energydrinkdosen tatsächlich trinkt: an Autobahnraststätten, vor einem Kirmes-Autoscooter oder in einer Provinzdisko, gemischt mit Wodka.

Ray hingegen stellt keine Ansprüche an die Unterkunft, freut sich eher an technischen Details, wie man zu ihr gelangt: "Zuerst fährt man mit dem Fahrstuhl in den 52. Stock." Offenbar haben das die meisten geschafft, denn im 52. Stock angekommen, lässt man die Models erst einmal zu Wort kommen, wie wunderhübsch und exklusiv doch alles ist. Denn nicht nur die Energydrinkdosen brauchen einen edlen Verkaufshintergrund, sondern auch die Produkte des zweiten Werbepartners.

"Das war auf jeden Fall ein richtig cooles Geschenk und ich glaub, da freuen wir uns alle drüber", ist Lisa von der Shampoo-Box des Werbepartners begeistert. Ein richtig cooles Geschenk? Shampoo? So eine Shampoo-Box kriegt man an Weihnachten von der Schwippschwägerin, weil ihr nichts anderes eingefallen ist und sie deshalb beim Einkauf in der Drogerie neben Klopapier und Müllbeuteln noch schnell so ein Weihnachtspflegeset eingepackt hat. Das ist kein cooles Geschenk, das ist der Tankstellenblumenstrauß der Kosmetikindustrie. Daran ändert auch das Penthouse-Ambiente nichts.

Schaum, Spaß und Seifenblasen

Und weil man bisher schon so viel Zeit mit allem außer einer Topmodel-Suche verbracht hat, dürfen die Damen und Herren noch ein bisschen Gewese um die Anwesenheit des anderen Geschlechts machen: "Alle süß, nett. Aber mehr dann auch ned", urteilt Aaliyah über ihre männlichen Model-Kollegen und Samuel findet "Wenn da was passiert, passiert’s." Wäre das geklärt. Bis was passiert, kann "Germany’s next Topmodel" also weiterhin so tun, als ginge es um die Suche nach einem Topmodel.

Damit das besser rüber kommt, darf man Moritz, Kevin, Felix, Katharina und Canel dabei zugucken, wie sie nicht ins Model-Penthouse ziehen, sondern stattdessen auf der Berliner Fashionweek erste Erfahrungen als Model sammeln. Während sie das machen, lässt die Produktion Kandidatin Lulu und ihre Mutter Katrin in Los Angeles daran erinnern, dass sie ja in ein Shootout müssen, weil sie in der vergangenen Woche nicht ganz so gut waren. Das gleiche gilt bei den Männern für Faruk und Alexander, die nun mit Katrin und Lulu zwei Kontrahenten-Paare bilden.

Austragungsort der beiden Duelle ist das Fotoshooting der Folge, für das man die Models in 1970er-Jahre-Outfits gesteckt hat, auf dass sie mit Wasserschlauch, Schaum und Schwämmen um ein Auto herum tanzen und Faxen machen. Oder wie es Ellen von Unwerth, die Fotografin, ausdrückt: "Es ist ja Carwash das Thema." Ganz wichtig: Carwash – nicht Waschanlage. Hier gibt es also keinen Staubsauger, der Münzen frisst wie nichts Gutes, keine dreckige Waschwassersuppe, die einem in die Schuhe läuft und auch kein Fenster, das man zu schließen vergessen hat,. Nein, hier soll es um Schaum, Spaß und Seifenblasen gehen.

Kein Deal mit Heidi Klum

Also tollen die Models paarweise herum, spritzen mit Wasser, schäumen sich ein und lachen um die Wette. Einen erkennbaren Grund dafür gibt es zwar nicht, aber trotzdem rangiert das Shooting nur am unteren Ende der GNTM-Plemplem-Skala. Da hatten wir schon wesentlich Skurrileres. Der Reiz des Ganzen liegt also diesmal weniger in seiner Absurdität, sondern im Duell Katrin gegen Alexander und Lulu gegen Faruk. Und hier machen wir es kurz: Katrin gewinnt gegen Alexander und ist weiter, ihre Tochter Lulu nicht, denn sie verliert gegen Faruk.

Warum? "Mein Bauchgefühl hat mir Faruk gesagt", begründet Klum ihre Entscheidung. Na, das wird Lulu natürlich verstehen. Dass sie rausfliegt, von ihrer Mutter getrennt wird und am Ende auf das enorme Preisgeld verzichten muss. Weil die Klum so ein Bauchgefühl hatte. Allerdings hat auch Katrin ein Bauchgefühl und bietet der Klum an, dass der eigentlich ausgeschiedene Alex an ihrer statt weiter kommt.

Klum lässt sich darauf allerdings nicht ein: "Alex ist schon raus. Das ist ja ein Wettbewerb. Wir können jetzt keinen Deal machen", zitiert Klum aus dem GNTM-Regelwerk und man fragt sich: Aber warum denn eigentlich nicht? Es wird ja wohl kaum die Quatsch-TV-Show-Polizei kommen und die Klum in Handschellen abführen. Dazu hätte sie früher schon mehr als einmal Gelegenheit gehabt. Also nimmt Katrin das Regelwerk selbst in die Hand: "Ich würd dann nach Hause fahren wollen", erklärt Katrin und fliegt zusammen mit ihrer Tochter in die Heimat.