Heidi Klum ist ein Mysterium. Wie schafft es die Modelfabrikantin nur, ihre Auszubildenden in immer neue bizarre Situationen zu bringen? Ein Phänomen. Auch beim gestrigen Entscheidungswalk wurde es im wahrsten Sinne des Wortes wieder ab-wegig.

Christian Vock
Eine Kritik

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Ach herrje, was war da wieder los bei "Germany's next Topmodel". Werbedreh in Havana, Fotoshooting auf dem Hausdach, Entscheidungswalk in der Vertikalen, ein Shootout und natürlich das Zwischenmenschliche! Wenn es nicht eine Heidi-Klum-Show wäre, würde man glatt denken, dass die das alles nur überdramatisierend zusammengeschnitten haben.

Aber beginnen wir wie so oft vorne. Da hat sich die Heidi Klum mal wieder was ganz Feines ausgedacht. Und weil man sich im Klumiversum nicht mal einfach so etwas ausdenken kann, hat sie sich für ihre Gedanken auch das obligatorische Etikett gleich mit überlegt: "Diese Woche steht unsere Action Edition an." Was die Klum damit meint, ist das unnötig hohe Shooting.

Dafür hat sich die Klum natürlich noch einmal ein eigenes Label ausgedacht, geistige Untätigkeit kann man ihr also nicht vorwerfen. Und so firmiert das unnötig hohe Shooting diesmal unter dem Motto "Over the Edge".

Das ist eine englische Redewendung und bedeutet ins Deutsche übersetzt sinngemäß: "Fotoshooting, bei dem man sich Kleider und Highheels anzieht, auf das Dach eines mehrstöckigen Hauses steigt und dort ohne erkennbare Not am Dachrand für Fotos posiert."

"Was mache ich nur falsch in meinem Leben"

"Das Wichtigste dabei ist, die Höhe zu überwinden", mutmaßt Heidi hier ins Blaue, wobei sie natürlich weiß, dass das Wichtigste dabei ist, sich auf diesen ganzen Unfug überhaupt einzulassen. "Was mach ich nur immer falsch in meinem Leben" ist Zoe diesbezüglich auf der richtigen Fährte und wie gerne würden wir ihr das Offensichtliche zurufen.

Aber geben wir stattdessen Heidi Klum eine neue Chance: "Von unten siehts nicht so schlimm aus", erklärt Klum einem ihrer Schützlinge und liegt damit diesmal richtig. Höhe sieht von unten tatsächlich nicht so schlimm aus. Das ist schon ein eigenartiges Phänomen. Höhe sieht übrigens von unten nicht nur nicht so schlimm aus, sie ist von unten auch nicht so gefährlich. Deswegen liest man auch viel häufiger von Leuten, die bei einem Absturz ums Leben kamen als von solchen, die es bei einem Aufsturz erwischt hat.

Heidi weiß das natürlich auch und ist deshalb mit der gebührenden Sorgfalt am Werke und gibt ihren Models wertvolle Überlebenstipps: "Pia, fall nicht runter!" Runtergefallen ist zwar niemand, dafür aber durchgefallen.

Beim Shootout musste Shari nämlich gegen Jennifer antreten und die kämpfte mit allem und noch mehr: "Ich werd' 100 Prozent geben und dann nochmal 100 Prozent draufsetzen", forderte Jenny im Vorfeld nicht nur ihre Gegnerin, sondern auch die Mathematik heraus. Gegen 200 von möglichen 100 Prozent hatte Shari dann natürlich keine Chance und musste gehen.

Sally steht da

"Ihr vier müsst euch diese Woche wirklich noch anstrengen", erklärt Heidi Klum in der Shooting-Nachbesprechung und bereitet damit schon einmal den möglichen Abgang von Abigail, Sara, Julianna oder Victoria vor. Aber psst. Ist noch geheim. Tun sie am Ende des Artikels also noch ein bisschen überrascht. Danke.

Nicht überraschend ist dagegen, dass mal wieder dicke Luft herrscht, auch beim Team Michael, wie Heidi Klum erklärt: "Auch beim Team Michael herrscht dicke Luft." Aber wie es bei Topmodels auch international üblich ist, setzt man sich abends zusammen, um die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen: "Sally, warum heißt es, du hast Angst vor mir?", eröffnet Pia die Diskussionsrunde. "Weißt du, wie ich mich gefühlt habe?", fragt Pia Sally weiter, als ob die Siebzehnjährige noch ein Teenager sei.

Mit dem Ergebnis der Aussprache ist Sally dann am Ende nicht zufrieden: "Ich steh halt jetzt da wie ich dastehe." Ja, das ist häufiger der Fall als man ahnt. Groß Gedanken machen kann sich Sally aber nicht mehr, denn am nächsten Tag steht schon ein Werbepartner der Show auf der Matte.

Für den müssen sich die Mädchen einen "Casting-Dreh" ausdenken, um am Ende einen Job für einen Werbedreh zu gewinnen. Also quasi Werbung in der Werbung in der Werbung. Da hat sich ProSieben diesmal selbst übertroffen. Für die Gewinnerinnen Julianna und Toni geht es jedenfalls dafür dann nach Havanna.

Abigail ist raus

Aber Havanna hin oder her – am Schluss landen alle wieder beim Entscheidungswalk. "Das wird spannend", prophezeit Heidi Klum und meint damit wohl bizarr. Die Mädchen müssen diesmal nämlich in "Space"-Kostümen und an zwei Seilen aufeinandergestapelte Schiffscontainer hinunter laufen und das Ganze auch noch "face down", wie es im offiziellen Model-Sprachgebrauch heißt.

Allerdings läuft der Walk dann ein wenig aus dem Ruder: "Den Catwalk haben wir uns einfach anders vorgestellt", gibt die Klum den Umstand zu, dass das Ganze ein wenig aussah wie dieses Kinderspiel, bei dem man Pappfische mit kleinen Holzangeln fischen muss.

"Das hat mit der Körperspannung zu tun. Du solltest mal in ein Gym gehen", erklärt Heidi Klum beispielsweise Sally ihr Fehlverhalten und wir hoffen, dass sie statt Gym eigentlich Schule sagen wollte. Dann hätte Sally das Problem nämlich gar nicht erst gehabt.

Das Gleiche gilt natürlich auch für Abigail, nur hat die jetzt Zeit, über all das nachzudenken. Sie ist die Container nämlich nicht so toll face down gewalkt und auch sonst lief es in dieser Woche nicht rund für sie, wie die Klum aus Abigails Personalakte zitiert. Ein Foto gibt es dafür nicht, aber immerhin einen Abschiedsgruß.


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