Heidi Klum kleidet ihre Kandidatinnen in der "Transformation Edition" neu ein – und zieht sie direkt im Anschluss wieder aus. Das obligatorische Nackt-Shooting steht an, dieses Mal mit Lebendrequisite. Probleme, die Hüllen fallen zu lassen, haben die Mädels nicht. Sind ja auch viel zu beschäftigt damit, sich gegenseitig anzuzicken.

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Es gibt ein paar Konstanten bei "Germany's Next Topmodel", einige dramaturgische Kniffe, die seit neun Staffeln wieder und wieder bemüht und deshalb so langsam etwas öde werden. Das tränenreiche Umstyling gehört dazu, genauso wie Heidi Klums gefürchteter Satz: "Ich habe heute leider kein Foto für dich." Noch so ein immer wiederkehrendes Element ist das Nackt-Shooting. Was bisher ein Garant für Verzweiflung und feuchte Augen war, ruft heute nur noch ein müdes Schulterzucken bei den Models und beim Zuschauer hervor.

Die Top 15 legen ohne den geringsten Widerstand ab, lassen sich von oben bis unten mit schwarzer Farbe einsprühen und sind selbst dann noch weitestgehend entspannt, als bis zu drei Vogelspinnen über ihre bloßen Körper und Gesichter krabbeln. Spätestens an dieser Stelle hätte es früher verzweifelte Anrufe bei Mutti und kleine bis mittlere Nervenzusammenbrüche gegeben. Aber die richtigen, großen Dramen finden längst ganz woanders statt: in der Modelvilla.

Dort hat es vor allem Lisa schwer. Die Konkurrenz lästert, ihr Hintern sei zu dick, und von Modelpotential sei sowieso keine Spur. Auch ihre beste Freundin distanziert sich, angeblich, weil Lisa sich immer so doof anstellt. Bis hierhin hat das ganze Schulhof-Niveau. Die Mädchen sind 15 oder 16, da wird schon mal gezickt. Am liebsten wegschauen würde man allerdings, als Heidi Klum die Thüringerin ebenfalls bloßstellt. Beim Kleiderschrank-Check attestiert sie Lisa einen "ganz speziellen Geschmack".

Keine Frage des Geschmacks!

Vor der versammelten Truppe befindet Heidi Klum, dass die Klamotten der Blondine so gar nicht gehen. Die Röcke zu kurz, die Kleider zu eng, von den Plastik-Haarsträhnen zum Anklipsen ganz zu schweigen. Also schleppt die Moderatorin Lisa und einige andere modische Problemfälle in eine Luxusboutique, zum Notfall-Shopping. 10.000 verpulverte Dollar und einige Stunden später weiß das Publikum endlich, was sich Heidi Klum denn nun unter einer adäquaten Model-Garderobe vorstellt: viel Schwarz, enge Jeans, glattes Leder.

Die Frage nach dem Sinn stellt sich bei "Germany's Next Topmodel" aber sowieso schon lange nicht mehr. Besonders deutlich wird das bei der Entscheidung. Die Jury attestiert Simona eine umwerfende Figur und schmeißt sie raus, lässt hingegen Sarah, der es angeblich an Persönlichkeit mangelt, weiterkommen. Auch das ist übrigens eines der vielen wiederkehrenden Motive der Show. Es heißt Willkür, und hat seinen Unterhaltungswert schon lange eingebüßt.  © Glutamat

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