Wem das Frühstücksfernsehen zu früh gesendet wird, der kann ab sofort in den frühen Abend ausweichen: SAT1 startet mit "Endlich Feierabend!" eine tägliche Feierabendshow. Erster Gast des Magazins ist Boris Becker, der über die Trennung von Lilly redet. Dazu gibt es lustige Einspieler, Infobeiträge und bunt Gemischtes.
Dass als erster Gast des neuen Formats
"Wie fühlst'n dich momentan?", ist denn auch die erste Frage, die Moderatorin
Wahnsinnig informativ ist das Gespräch nicht. Becker schwächt ein paar der Gerüchte ab, die derzeit durch die Regenbogenpresse wandern: Natürlich sind Anwälte im Spiel, aber Lilly und er reden trotzdem noch miteinander. Und natürlich muss Lilly nicht unter der Brücke schlafen – aber: "Ich kann nur das bezahlen, was ich habe".
Zum Insolvenzverfahren darf Becker nichts sagen, weil das noch läuft. Über die Trennungsgründe spricht er sich ebenso wenig aus, stattdessen erklärt er, sie seien "zwei vernünftige Menschen und werden sicher eine Lösung finden", was den gemeinsamen Sohn angeht.
Dass Becker erklärt, er wolle üblicherweise sein Privatleben aus den Medien heraushalten, verliert natürlich etwas Glaubwürdigkeit, nachdem er extra in die Sendung kommt, um Fragen dazu zu beantworten. So erfahren wir auch, ob er schon neu liiert ist: "Momentan hab' ich andere Sorgen".
Tests, Warnungen und Reality-Videos
Neben dem Gast gibt es allerlei Magazinbeiträge. Ganz unterhaltsam ist das "Schnäppchenlabor", in dem aktuelle Discounter-Angebote auf ihre Werbeversprechen hin geprüft werden. Heute im Test: Ein Kontaktgrill für knapp 20 Euro und eine Matratze für 100.
Das Urteil fällt bei beiden Objekten eher ernüchternd aus: Die Matratze ist zu weich und kann damit die angegebene "optimale Körperanpassung" nicht annähernd erreichen. "Höchstens für Gäste", lautet das kritische Urteil. Der Grill kommt auch nicht besser weg: Lieber ein paar Euro mehr zahlen. Wer hätte es gedacht?
In einem anderen Versuch wird probiert, wie schnell auf trockenem Boden derzeit Brände entstehen können – unter Aufsicht der Feuerwehr, versteht sich. Man sieht, wie weggeworfene Kippen und ein Grill auf der Wiese innerhalb kürzester Zeit große Flächenbrände verursachen können.
Das war es dann aber auch schon wieder, was den informativen Teil angeht. Ansonsten gibt es kurze Videoclips – Nicole Kidman, die eine große Spinne aus ihrem Anwesen entfernt, und ein YouTube-Hitvideo, das stundenlang schlicht einen surrenden Ventilator zeigt. Da soll noch einer sagen, die modernen Medien würden die Phantasie abtöten.
Sehr lang und höchst überflüssig dagegen das "Tauschexperiment", mit dem ein wenig dem Reality-Fernsehen gefrönt wird: Zwei Familien "tauschen" gewissermaßen den Urlaub. Das reiche Paar kriegt den Pauschalurlaub mit kleinem Budget, die arme Familie die Luxusreise mit allen Annehmlichkeiten. Man sollte ja meinen, dass man wenigstens eine Fernsehstunde von solchem Sozialvoyeurismus verschont bleiben könnte.
Annett Möller und ihr Partner Daniel Boschmann moderieren die Sendung leichtfüßig und mit Tempo, aber ihrem Austausch ist stets das Knistern des Papieres anzuhören, auf dem die Sprüche vorab festgesetzt wurden. Ab sofort werden die beiden jeden Werktag zwischen 18 und 19 Uhr mit ihrem Feierabend-Programm antreten. Mal sehen, wie sich die Dynamik zwischen ihnen vielleicht noch entfaltet.
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