Tag 11 im Trainingslager für potenzielle Original-Dschungel-Kandidaten. Aktuell befindet sich Testgruppe 4 auf dem Casting-Gelände bei Köln – bestehend aus Filip Pavlović, Xenia von Sachsen und Djamila Rowe. Während Djamila und Filip dabei heute in erster Linie gegen die Langeweile ankämpfen, entwickelt sich das Tiny House für Xenia mehr und mehr zur Betty-Ford-Klinik.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht der Autorin dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

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Wussten Sie, dass Xenia Prinzessin von Sachsen 4.000 Gesichtsausdrücke für "Ihr Arschlöcher habt mir keine Kippen gegeben" kennt? Filips Mimik gibt nur drei her – und die stehen alle für "Digger". Drei unterschiedliche Gesichtsausdrücke, das hat aber auch was Gutes: Sollte irgendwann sein Leben verfilmt werden (setzen Sie da aber lieber keine größeren Geldsummen drauf), kann Til Schweiger ihn schon mal nicht spielen.

Ansonsten passiert so wenig, da wird sogar die Morgentoilette zur Attraktion. Kichernd bauen sich Xenia und Djamila Rowe vor der Nasszelle auf, in der Filip Pavlović seinem Körper das tägliche Hygiene-Update zukommen lässt. Public Showering.

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Aufgepeitscht durch diesen vor Erotik knisternden Body, der immerhin schon mal Ex-Bachelor Paul Janke in Runde 1 beim Promiboxen K.o. geschlagen hat, lassen Lippen-Expertin Djamila und Nikotin-Junkie Xenia alle Hemmungen fallen und wollen von Filip wissen, ob es "einen Unterschied gibt zwischen einer Morgenlatte und einer erigierte Latten-Latte".

Mal abgesehen davon, dass ich gewettet hätte, eine Latten-Latte ist sowas wie ein doppelter Milchkaffee bei Starbucks, sind Filip keine verwertbaren Detailinfos zu entlocken. Allerdings beichtet er, dass er die meisten Latte-Latten während seiner Jugend Gülcan Kamps zu verdanken hatte: "Ich fand die so scharf, ich hatte von der Poster und alles". Da möchte Xenia in nichts nachstehen und verrät ebenfalls ihren Jugend-Crush: "David Hasselhoff". Bitte? Im Ernst? Naja, K.I.T.T. happens.

Trotz der intimen Geständnisse ihrer Mitbewohner hält Djamila sich bei der Frage nach ihrem eigenen ersten Promi-Schwarm bedeckt. Vermutlich war es Elvis Presley. Es insistiert aber auch keiner auf eine Antwort, denn Xenia ist damit ausgelastet, sich über fehlende Zigaretten zu echauffieren. Und Filip widmet sich der Hausarbeit.

Singend und voller Elan fegt er das Tiny House, als bekäme man für saubere Fußböden Extrapunkte. Und da er sich ja für einen Rapper hält, performt er dabei den Pietro Lombardi Hit "Señorita". Obwohl: Wer Pietro Lombardo für einen Rapper hält, der hält auch Andi Scheuer für einen fähigen Minister.

Djamila weiß Bescheid: "Xenia sollte mal mit sich selbst ins Innere gehen"

Als Xenias Entzugs-Pöbeln irgendwann die Länge eines durchschnittlichen Broadway-Musicals annimmt und zur Dauerschleife wird, versucht es WG-Guru Djamila mit weltberühmten Zen-Konzepten: "Xenia sollte einfach mal mit sich selbst ins Innere gehen". Und wenn sie dann mit sich selber in sich ist, könnte sie die Gelegenheit ja direkt nutzen, um mal tief aus sich raus zu schauen.

Pavlović der alte Fuchs (das "F" in "Filip" steht für "schlau") reagiert ebenfalls unverzüglich. Allerdings mit einem anderen in Trash-TV-Formaten sehr beliebten Ablenkungsmanöver: Lästern über Unbeteiligte. In diesem Fall: Pimmel-Anekdoten. Nach dem gestrigen großen Erfolg der Dauer-Ständer-Story über Bastian Yotta, legt Filip mit einem weiteren Kleinod aus seinem Lieblings-Kartenspiel "Promi-Quartett: Schwanzvergleich" nach: "Mein Betreuer beim Bachelor hatte auch so eine Anakonda!"

Die sehr auf korrekte anatomische Details achtende Djamila möchte das etwas genauer wissen: "Was? Anakonda? Untenrum?" Bevor Filip jedoch ausschweifend antworten und das Ganze vielleicht sogar noch mit einer hübschen Zeichnung dokumentieren kann, stellt RTL die drei spontan vor eine kleine In-House-Aufgabe.

Weil alle drei ziemlich einen an der Murmel haben, sollen sie jetzt alle von RTL im Haus verteilten Murmeln finden. Schaffen sie das, gibt es eine Belohnung. Voll motiviert stürzen sich Filip, Djamila und Xenia in die Murmel-Safari. Sie wollen unbedingt die Belohnung erspielen. Verständlich, denn die würde für Xenia wahrscheinlich Ruhe vor ihren Entzugserscheinungen bedeuten. Und für die anderen beiden damit Ruhe vor Xenia.

Djamila über ihre harte Jugend in der DDR als Kind einer Republik-Flüchtigen

Um es kurz zu machen (oder wie wir hier bei RTL sagen: um den Anti-Yotta zu machen): Sie schaffen es nicht. Der Fluppen-Haussegen hängt weiter schief. So schief, dass Xenia sich auf einen Deal mit dem Teufel einlässt. Sie tauscht zwei Zigaretten gegen die Erlaubnis für alle, einen 30-minütigen Mittagschlaf zu machen. Ja, es stimmt: Teamwork ist wichtig.

Um ihrem Unverständnis dafür nicht zu viel Raum zu geben, bricht Djamila eine Diskussion über die Bedeutung und die Sinnhaftigkeit der Vokabel "Digger" vom Zaun, die Filip fortlaufend zu jeder Gelegenheit nutzt: "Was ist denn Digga?" Hier ein kurzer, plakativer Vergleich, leicht verständlich für Djamila: Die Anakonda von Bastian Yotta ist digga als die von Filip.

Anschließend wird es für ein paar Momente erstaunlich ernst. Djamila berichtet aus ihrer Jugend, in der sie in der damaligen DDR als zurückgelassenes Kind einer Republik-Flüchtigen von Jungenheim zu Jugendheim durchgereicht wurde. Diese Jugendheime glichen seinerzeit im blühenden, demokratischen Sozialismus eher einem Gefangenenlager: "Da waren Gitter vor den Fenstern, die Haare wurden auf drei Millimeter abrasiert und es gab Zwangsarbeit rund um die Uhr."

Ich bin zu jung, um seriös beurteilen zu können, ob wirklich "in der DDR nicht alles schlecht war", wie in diesen Zeiten aus bestimmten Lagern wieder vermehrt vernommen wird. Eindeutig allerdings scheint nach der Lebensgeschichte von Djamila Rowe: Für das Kind eines vermeintlichen Staatsfeindes gab es in der DDR weder Fairness noch Kindheit noch Zukunft.

Diese dramatischen Schilderungen sorgen für einen echten Gänsehautmoment, spätestens als Xenia und Filip die schluchzende Djamila in ihre Arme schließen. In Filip reift sogar die Erkenntnis: "Menschen gehören einfach nicht gesperrt". Aha. Zum Glück wird ja in Deutschland niemand einfach so gesperrt. Also, außer jetzt Paul Ronzheimer auf Clubhouse.

Diese unverhoffte Episode zieht auch an Xenia (selber Mutter eines 2015 geborenen Sohnes) nicht wirkungslos vorbei. Für sie wirft das Schicksal, das Djamila Rowe als Kind ertragen musste, ein völlig neues Licht auf das Botschafter-Luder: "Man darf Menschen nicht so schnell verurteilen, weil man nie weiß, warum sie so sind".

Hätte man ja auch nicht gedacht, dass der schlauste Satz der Woche ausgerechnet von derjenigen kommt, die sich in ihrer Freizeit gerne als Sissi verkleidet und an der Seite von Harald Glööckler auf dem Wiener Opernball erscheint.

Vorbereitung aufs Dschungelshow-Abenteuer auf der Lisha-und-Lou-Akademie

Um durch die nachdenkliche Stimmung im Haus nicht zu viele Zuschauer zu verlieren, die IBES nur gucken, weil irgendwann irgendwer vielleicht einen Büffelhoden essen muss, schickt RTL die drei dann aber direkt in eine Prüfung, zu der sie ihre Badesachen mitbringen sollen.

Das soll sehr schnell gehen, aber da hat RTL die Rechnung ohne den Beauty-Anspruch von Djamila und Xenia gemacht, die sich zur Sicherheit zunächst in Ruhe schminken. Statt nervös zu werden, nutzt der wartende Filip die Zeit aber effektiv, lässt sich von den beiden Hobby-Kosmetikerinnen in die Geheimnisse der Schönheitsindustrie einweihen und fragt munter drauf los, was ihm dabei bisher alles so fremd war. Zum Beispiel: "Was ist denn ein Concealer?"

Dschungelshow: Diese GNTM-Kandidatinnen waren dabei

2021 nimmt die einstige GNTM-Kandidatin Zoe Saip in der Dschungelshow auf RTL teil, doch schon vor ihr waren diverse andere ehemalige GNTM-Kandidatinnen im Dschungelcamp dabei. In unserem Video verraten wir mehr. © ProSiebenSat.1

Was Djamila ihm antwortet, daran kann ich mich nicht erinnern. Ich war abgelenkt von Filips Gesichtsausdruck. So wie der guckt, hat er nämlich bislang gedacht: Ein Concealer, das ist so ein Typ, der in Hotels immer in der Lobby steht, Restaurant-Reservierungen machen und Tickets für das Theater organisieren kann.

In der Prüfung müssen die drei dann in verschiedenen, übereinander liegenden Tunneln Sterne finden und diese nach oben durchreichen. Filip lässt den zweiten Tunnel direkt aus, weil er dort von weitem eine Schlange erspäht. Seit er Djamilas Geschichte über das Geschlechtsorgan von Bastian Yotta gehört hat, leidet er unter extremer Angst vor Schlangen.

Djamila selber ist offensichtlich zur Vorbereitung auf ihr Dschungelshow-Abenteuer auf der Lisha-und-Lou-Akademie für adäquates Kommunikationsniveau gewesen und beschränkt ihr Vokabular während der gesamten Spielzeit im Tunnel auf die Sätze "Ich hasse Euch" und "Fickt Euch alle".

Einer der Tunnel dieser unterirdischen Spiel-Kulisse führt dabei offensichtlich ins Wohnzimmer von "Baywatch Berlin"-Techguru Thomas Schmitt, denn dort warten etwa 500 Echsen auf die Kandidaten.

"Köln 50667"-Darsteller David Ortega will Eichen anbeten. Hä?

Den obersten Tunnel, in dem Filip unter Wasser zunächst mal die Sterne finden muss, teilt er sich mit ein paar Karpfen. Filip wird kurz panisch und kompensiert mit einem Laber-Flash. Die Karpfen um ihn herum sprechen nicht. Ein Konzept, das auch Oliver Sanne mal hätte beherzigen sollen. Sie fluchen auch nicht, womit sie intellektueller wirken als Christina Dimitriou. Und sie trinken keinen Alkohol, womit sie sich gesünder ernähren als Sam Dylan.

Um den Abend abzurunden haben Sonja und Daniel sich einige Kandidaten der 2016er Staffel ins Studio eingeladen. Mit Thorsten Legat und Menderes Bağcı läuft es zunächst eigentlich recht glatt. Dann ergreift jedoch "Köln 50667"-Laiendarsteller David Ortega das Wort. In einer Art extraterrestrischen Kunstperformance predigt Ortega Irgendwas davon, wir sollten als Germanen wieder Eichen anbeten. Hä? Ob er damit eventuell den zarten Ast von Bastian Yotta meint? Oder ist es doch eher ein Hinweis darauf, dass sein nächstes Projekt eine eigene Telegram-Gruppe ist? Oder legt er sich gleich Kristalle auf die Brust und fliegt durch das Studio?

Wer da jetzt nicht mehr mitkommt: Willkommen im Club. Möchte man das ganze Ausmaß der Ortega-Tragödie begreifen, muss man nur seinen Instagram-Account konsultieren. Die Bilder dort sind aller furchtbar, aber die Captions, Freunde, die Captions!

Dort finden sich Perlen pseudo-esoterischer Grenz-Schwurbilität wie "Ich wusste nicht, wie ich Danke sagen soll, aber beim Einkaufen hat mich diese Eule angeschaut", "Wir existieren dank uns zusammen und jeder darf sich Abteilung nennen" oder (mein Favorit): "Ein Tag nach den Heiligen Königen Tag dran gelegen an den Geschichten ihrer Gebeine im Dom und unsere dazu erzählt".

Ja, das habe ich auch gedacht. Mit den Texten zu den letzten fünf Bildern auf David Ortegas Insta-Account alleine könnte man locker 50 Vollzeit-Psychoanalytiker für 10 Jahre beschäftigen. Und die würden dann alle anschließend so gucken, wie Sonja Zietlow schon nach etwas mehr als 20 Sekunden. Kurz hoffe ich, sie fängt nicht heimlich an unter dem Tisch "Candy Crush" zu spielen.

Egal: Ortega ist morgen wieder verschwunden. Xenia. Djamila und Filip aber zum Glück nicht. Und dann ist auch schon Entscheidungstag! Zwei der drei werden Zoe Saip, Mike Heiter, Lars Tönsfeuerborn, Sam Dylan, Lydia Kelovitz und Christina Dimitriou ins Halbfinale folgen. Für den dritten ist das Thema Dschungel wie für Oliver Sanne, Bea Fiedler und Frank Fussbroich dann bereits wieder vorbei. Nach dem aktuellen Voting wäre das übrigens Kippen-Princess Xenia. Es bleibt also spannend. Bis morgen!

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