Alte Schniedel, Busenblitzer und Schimpftiraden: Mit diesen Zutaten kann beim Dschungelcamp nix schiefgehen - denkt sich wohl RTL. Doch, das kann es. Das Konzept des Dschungelcamps nutzt sich langsam ab, aber RTL fährt weiter beharrlich die Pipi-Popo-Schiene. Ein Kommentar.
Ein Schema F ist etwas bürokratisches, routinemäßiges. Es funktioniert, ohne einen kreativen Gedanken zu verschwenden. Überraschen tut es hingegen keinen. Im Gegenteil: Es ist der Inbegriff der Langeweile. Und RTL krallt sich beim Dschungelcamp 2015 eisern am Schema F fest.
So auch geschehen in der vergangenen Folge: Walter Freiwald holt sein Pipi raus – und schockiert damit nur noch wenige. Es hat fast schon Tradition im Dschungelcamp, dass RTL in der ersten Woche die Penis-Karte ausspielt. Und natürlich wird nicht der Schniedel eines jungen, hübschen Mannes wie
Zuschauer verpassen RTL den ersten Warnschuss
Doch RTL folgt seinem Schema F mit einer Seelenruhe, obwohl die Quotenmessungen schon einen ersten Warnschuss abgegeben haben. Das Dschungelcamp fährt zwar zweifellos noch immer sehr gute Marktanteile ein, die glänzende Quoten-Fassade bröckelt aber bereits. Bis auf die erste Folge büßte die Show immer mehr ein. Der Marktanteil lag am Montag in der marktrelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen zwar noch immer bei tollen 39,2 Prozent, 2014 waren es aber noch 8,5 Prozentpunkte mehr. Klar ist das Jammern auf hohem Niveau. RTL sollte dies aber als Indiz dafür sehen, dass sich die Zuschauer beginnen zu langweilen.
So schnell kann es gehen, dass ein Erfolgsrezept plötzlich fad schmeckt. Es fehlt das Salz in Sinne von Abwechslung, um der Show neue Würze zu verleihen. Bisher erinnert das Dschungelcamp eher an einen aufgewärmten Eintopf. Dieser schmeckt zwar immer noch. Aber nicht mehr so gut wie am Vorabend und am Tag zuvor. Wer will schon mehrere Tage hintereinander dasselbe essen?
Schon in den vergangenen Jahren drückte RTL seinen Campern einen Stempel auf. Doch leider verwendet der Sender denselben mit dem alten, verstaubten Stempelkissen. Sara Kulka wird meist nur gezeigt, wenn sie zickt, jammert oder schluchzt. So ist sie schnell zum Opfer der Zuschauer geworden, das ständig in die Prüfungen geschickt wurde. Dasselbe Schema war vergangenes Jahr bei Larissa Marolt zu beobachten. Außerdem scheint
Sara Kulka weigert sich, die neue Larissa Marolt zu sein
Dazu tut sich RTL keinen Gefallen damit, sich nur auf Sara und Walter als Hauptdarsteller zu fokussieren. Vor allem wenn dieses altbewährte Konzept dieses Jahr nicht mehr ganz so greift. Denn Sara weigert sich erfolgreich, in Larissas Fußstapfen zu treten. Die neue RTL-Hoffnungsträgerin hat es sogar gewagt, bei einer Prüfung nicht zu versagen. Und prompt wollten sie die Zuschauer nicht mehr bei den Ekelspielen sehen. Angelina wurde als potentielle neue Schrei-Blondine ins Rennen geschickt – und holte unerhörterweise zehn von elf möglichen Sternen. Das will doch kein Zuschauer sehen. Versagen oder Tränen sind das Benzin, das deren Motor zum Laufen bringt. Doch das Benzin ist knapp, der Motor stottert.
Nun hofft RTL sicher darauf, dass sich endlich eine der Dschungel-Schönheiten auszieht. Angelina Heger, Tanja Tischewitsch oder Sara wären hierfür potentielle Kandidaten. Doch deren BHs und Höschen sitzen noch nicht so locker wie bei den Damen in den vergangenen Jahren. Falls es aber passieren wird, darf mit hundertprozentiger Sicherheit davon ausgegangen werden, dass RTL dies den Zuschauer sofort zeigen wird. Schließlich gehört das Blankziehen der Kandidatinnen zum Schema F.
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