Das hat sich mal gelohnt. In der Schloss-Ausgabe von "Bares für Rares" bringt eine Kandidatin einen Fund vom Trödelmarkt zu Horst Lichter. Gerade einmal fünf Euro hat Sabine Riemer seinerzeit für ein scheinbar olles Trinkgefäß gezahlt. Am Mittwochabend erfährt sie, dass dieser Preis weit unter dem eigentlichen Wert liegt. Sehr weit.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Was ist das, ein Topf?" "Bares für Rares"-Händler Walter "Waldi" Lehnertz begrüßt die Rarität, die sein Kollege Wolfgang Pauritsch eben enthüllt mit einem seiner gewohnt markigen Sprüche. "Ein Kovsh", klärt ihn Händler Fabian Kahl auf und als Wolfgang Pauritsch eine erste Einschätzung des Stückes vornimmt, dämmert es den "Bares für Rares"-Händlern, dass sie da etwas ganz Besonderes vor sich liegen haben.

Dass der "Topf" überhaupt zu den ZDF-Händlern gelangt ist, liegt an Sabine Riemer und auch ein bisschen am Zufall, wie sie Horst Lichter zuvor erzählt, der seine Gäste diesmal auf Schloss Johannisberg im Rheingau empfängt: "Wir sind Flohmarktgänger, mein Mann und ich. Ich war schon fertig gewesen und denke: Gehste den Gang nochmal lang und dann packte eine Dame eine Kiste aus und dann kam diese Schale zum Vorschein. Dann habe ich sie gefragt, was sie haben möchte."

Offenbar gab sich die Dame auf dem Flohmarkt bescheiden, wahrscheinlich wusste sie aber einfach nicht, was sie da gerade zum Kauf angeboten hat. Jedenfalls zahlte Sabine Riemer einen lächerlichen Preis dafür: fünf Euro. Wie lächerlich diese fünf Euro wirklich waren, wird erst deutlich, als Expertin Heide Rezepa-Zabel das Flohmarktstück bei "Bares für Rares" unter die Lupe nimmt.

Expertin Heide Rezepa-Zabel: "So ein Stück findet man im Moskauer Kreml oder auch in der Eremitage"

"Es ist Silber", erklärt Rezepa-Zabel und ergänzt "und wie man sieht, ist das Stück innen vergoldet". Der Materialwert alleine dürfte also die fünf Euro weit übersteigen, doch die Expertin sollte für noch mehr Verzückung sorgen. Denn was sie da in Händen hält, ist eigentlich eine traditionelle russische Trinkkelle, ein sogenannter Kovsh oder Kowsch. Doch in diesem Fall nicht irgendeiner: "Es handelt sich hier um ein Ehrengeschenk des kaiserlichen Hofes", erklärt Rezepa-Zabel.

Aus dem Gefäß wurde also nicht getrunken, es wurde als Auszeichnung verliehen. Im Fall von Sabine Riemers Kovsh gab es diese Auszeichnung aber nicht von irgendjemandem, wie Rezepa-Zabel erklärt: "Ausgegeben hatte dieses Stück Katharina die Große". Doch das ist noch nicht alles. Rezepa-Zabel stellt eine "äußerst kunstvolle Arbeit" fest, versehen mit Stempeln weiterer Autoritäten, die die Qualität begutachtet haben.

Und als wäre das noch nicht genug, findet sie außen auch noch eine Widmung der großen Katharina an einen Hauptmann der Don-Kosaken. "So ein Stück findet man im Moskauer Kreml oder auch in der Eremitage", stellt Rezepa-Zabel zum Schluss über die Rarität aus dem Jahr 1763 fest, deren Zustand sie als "tadellos" bezeichnet. Da sollten also doch mehr als die fünf Euro bei den Händlern zu holen sein.

"Bares für Rares": "Historischer Preis" für russischen Kovsh

Offenbar hat sich Sabine Riemer darüber auch schon ihre Gedanken gemacht, denn als die obligatorische Frage von Horst Lichter kommt, was sie sich denn so als Wiederverkaufswert vorstellt, antwortet die 61-Jährige selbstbewusst: "Ich hatte so gedacht: 15.000 Euro." Rezepa-Zabel hat dazu aber auch noch etwas zu sagen: "In Anbetracht des wirklich interessanten Jahrs, 1763, der überaus prunkvollen Ausstattung muss ich hier einen Marktpreis nennen, der weit höher liegt. Und zwar 40.000 bis 60.000 Euro."

Das sorgt natürlich erst einmal für dicke Backen bei Sabine Riemer, zumal Expertin Rezepa-Zabel noch hinterher schiebt: "Das ist durchaus ein vorsichtiger Preis." Mit diesem Preisschild im Ärmel und der Händlerkarte in der Hand macht sich Riemer nun also auf zu den Händler, um zu sehen, ob die bereit sind, einen solchen Preis zu zahlen.

Doch danach sieht es erst einmal nicht aus und damit wären wir wieder bei Walter "Waldi" Lehnertz und seinem "Topf"-Spruch. Als erst einmal die Eckdaten des Stücks geklärt sind, hat Händler Daniel Meyer zwar eine Vorahnung: "Vielleicht müssen wir einen historischen Preis bieten heute." Trotzdem fängt Meyer erst einmal zurückhaltend an: "5.000 Euro bei mir."

"Bares für Rares": Wenn sich ein Flohmarktbesuch so richtig lohnt

Natürlich ist das erst einmal ein Einstiegspreis, der schnell immer höher wird, doch erst, als Riemer die Expertenschätzung nennt, nimmt das ganze Fahrt auf. 29.000 Euro bietet Daniel Meyer am Ende und hofft, dass Sabine Riemer einschlägt. Mit einem "Ja, dann machen wir dat", besiegelt die Hauswirtschafterin das Geschäft. Aus fünf Euro 29.000 Euro zu machen, das soll Riemer erst einmal jemand nachmachen.

Genau das haben andere Kandidaten an diesem Mittwochabend zwar versucht, aber niemand ist auch nur annähernd in solche Preis-Höhen gekommen. So wechselten zum Beispiel ein Porzellan-Adler, ein vergoldetes Reise-Besteckset, ein Volkspolizei-Miniatur-Auto oder ein Nähetui den Besitzer. Auch die Prominenz versuchte sich bei Horst Lichter. Jörg Pilawa verkaufte eine alte Landkarte aus Familienbesitz zwar ebenfalls für deutlich mehr Geld, als erwartet, aber erhielt mit 6.680 Euro nur einen Bruchteil der Summe von Sabine Riemer.

Doch anders als die meisten Kandidaten bei "Bares für Rares" will Jörg Pilawa die Summe für einen guten Zweck spenden. Trotzdem sind das genau die Geschichten, mit denen sich "Bares für Rares" seit inzwischen acht Jahren zu einer der erfolgreichsten Nachmittagsshows im deutschen Fernsehen entwickelt hat. Mit dem Traum, nicht nur als Tellerwäscher zum Millionär zu werden, sondern auch als Flohmarktgänger.

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