Statt in der großen Liebe zu schwelgen, brüllen sich die Kandidaten von "Bachelor in Paradise" im Finale lieber an. Denn zurück in Deutschland fällt einigen der Männer auf: Ups, sie haben ja schon eine Freundin.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Felix Reek dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Das Finale bei "Bachelor in Paradise" läuft normalerweise nach dem gleichen Schema wie alle anderen Sendungen des Kuppel-Franchises ab: Die verbliebenen Paare gehen auf ein sogenanntes "Dream-Date" und treten sich in der Nacht der Rosen gegenüber. Dann fassen sie sich an den Händen, schauen sich tief in die Augen und schwören sich die große Liebe bis in alle Ewigkeit.

Mehr Promi-News finden Sie hier

Oder zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie feststellen, dass ihr Gegenüber ohne einen Prosecco-Tankwagen vor der Tür und einem 24-Stunden-Stylisten-Team ganz anders aussieht.

Garniert wird das mit einem Zusammenschnitt der "Highlights" der vergangenen Staffel. Aurelio, der an seiner Porno-Vergangenheit und vor allem der Unfähigkeit scheitert, einzusehen, dass Frauen auch eine eigene Meinung haben können. Marco, der gesteht, dass ihn der Sex mit einer der Kandidatinnen so anödete, dass er lieber sein Handy rausholte, um "Insta zu machen".

Filip, der ausrastet, weil Janina Celine einen Freund hat. Oder auch nicht. Rafi Rachek, der kam, sah, sich als schwul outete und wieder verschwand. Das ganz normale Leben eben. Wenn der Berufswunsch Influencer oder "irgendwas mit Medien" ist.

Doch in diesem Jahr ist alles ein wenig anders. Die übliche Nachbetrachtung mit Frauke Ludowig ist der Dreh- und Angelpunkt des Finales, sie begrüßt alle Teilnehmer vor Live-Publikum, während die letzte Folge in Häppchen in den Abend eingearbeitet wird.

"Bachelor in Paradise"-Finale: Dream-Dates sind nur Nebensache

Die traumhaften Dates der ach so verliebten Paare sind nur Nebensache. Sie laufen sowieso alle gleich ab: Boot fahren, fummeln, essen, fummeln, zusammen übernachten, fummeln, wieder essen. Nur der Vollständigkeit halber: Carina Spack und Serkan Yavuz sind ein Paar, zumindest so lange, bis sie das Cholesterin scheidet - die Blondine gesteht bei ihrem Dream-Date, dass sie jeden Morgen acht Eier isst.

Christina Grass und Marco Cerullo haben sich auch verliebt, warum wissen sie selbst nicht. Steffi und Oggy Baam waren zwar nicht bei den Dream-Dates, sind aber trotzdem seit sechs Tagen ein Paar. Zugeben wollen sie das aber nicht, also brüllen es die anderen Kandidaten, die RTL zufällig mit Mikrofonen ausgestattet hat, vorwurfsvoll von der Tribüne.

Doch das alles ist sowieso nur die Ouvertüre zum großen Krawall, mit dem RTL die zweite Staffel beenden will. Was auch daran liegen dürfte, dass die Quoten von "Bachelor in Paradise" in diesem Jahr so schlecht waren wie noch bei keiner der Sendungen aus dem Dating-Fuhrpark des Senders.

Los geht es mit Filip Pavlovic, der die Ankündigung seines Rückblicks mit den Worten kommentiert: "Wie oft wollt ihr denn noch reinschauen?" Bis einer heult natürlich. In dem Fall Jade Übach, die geladen bis in die letzte Extension ist und nur mit Mühe ihre hochoptimierte Auslegeware im Zaum halten kann.

Der Hamburger habe die ganze Zeit über eine Freundin gehabt, klagt sie ihn mit zitternder Stimme an. "So ein verlogenes Stück Scheiße!", schallt es vom Kandidaten-Mob hinter ihm herab, der beim Begriff "Reality-TV" offenbar davon ausgeht, dass es sich dabei nicht um eine ausgedachte Realität handele.

Im Trash-TV gilt: Im Zweifel gegen den Angeklagten

Den Beweis für Filips Schuld soll seine Freundin-oder-vielleicht-doch-nicht-Freundin selbst erbracht haben: Sie erzählte es irgendjemanden auf irgendeiner Party. Hat Jade gehört. Ein wasserdichter Beweis also. Im Trash-TV gilt schließlich: Im Zweifel immer gegen den Angeklagten. Filip ringt um Worte: "Warum wisst ihr alle Informationen besser als ich?", klagt er. Ganz einfach: Weil RTL das Drehbuch schon vorher kennt.

Was wohl auch für die große Romanze gilt, die in dieser Staffel von "Bachelor in Paradise" denjenigen das Zuschauer-Herz erwärmte, die irgendwo in ihrem auf Durchzug stehenden Resthirn noch glauben, hier könne sich wirklich jemand verlieben.

Die Rede ist natürlich von Natalie Stommel und Michi Bauer. Die waren von der ersten Folge nicht zu trennen, ganz ohne Drama und Streitereien, sprich sie waren in Trash-TV-Kategorien strunzlangweilig.

Zumindest bis Michi kurz vor dem Finale einfiel, dass in Deutschland noch eine andere Frau auf ihn wartet. Aber das kann einem ja mal kurz entfleuchen, wenn wochenlang der Grundpegel dauerhaft irgendwo zwischen Malle und Oktoberfest steht. Für das Finale von "Bachelor in Paradise" sollte sicher alles geklärt sein.

Natalie: "Die ganzen Dates sind wertlos"

Ist es auch. Nur nicht so, wie es sich Natalie vorgestellt hat. Bei der Rückblende ihres Dream-Dates wird sie immer wieder am unteren Bildrand eingeblendet und schaut dabei, als bekäme sie in genau diesem Moment eine Wurzelbehandlung verpasst. Ohne Betäubung. Mit einer handelsüblichen Bohrmaschine aus dem Baumarkt.

Als Michi schließlich reinkommt, gibt es keine Umarmung, keinen Kuss, nicht einmal ein "Hallo". Stattdessen rutscht sie ein Stück auf der Couch davon. Einen Tag nach der Rückkehr in Deutschland habe sie eine SMS bekommen, dass Michi jetzt mit jener anderen Frau zusammen sei, erzählt sie. Danach habe sie nie wieder etwas von ihm gehört. "Die ganzen Dates sind wertlos", schiebt sie noch hinterher.

Ein Raunen geht durch die Reihe der Kandidaten auf der Tribüne. Michi versucht sich zu erklären, er hat sich nichts vorzuwerfen, so zumindest seine Meinung. Die Frauen haben sich schließlich astrein abgewechselt, alles tippi toppi.

Da rasten die Alpha-Männer hinter ihm aus und beginnen ihn anzubrüllen. Serkan Yavuz klagt an, schon im Flieger habe Michi gesagt: "Natalie sei Geschichte." Der wiederum droht, den WhatsApp-Verlauf der beiden zu veröffentlichen. Was erwartet uns dort für ein dunkles Geheimnis? Etwa eine korrekte Interpunktion?

Aurelio Savina redet sich in Rage wie Michel Friedman in seinen besten Zeiten und wiederholt immer wieder: "Hattest du eine Freundin?" - "Hattest du eine Freundin?" - "Hattest du eine Freundin?" In höchster Not keift Michi zurück: "Wir sind doch alle jung! Habt ihr nichts am Laufen?"

Und man weiß gar nicht, wen man jetzt mehr bemitleiden soll: Michi, der verstanden hat, dass der größte Arsch die meiste Sendezeit bekommt, koste es was es wolle, oder der Rest, der wirklich glaubt, bei "Bachelor in Paradise" gebe es noch einen Rest Anstand.

Erst kommt die alte neue Freundin, dann auch noch der nächste Bachelor

Da aber bekanntlich immer noch ein bisschen mehr geht, kündigt Frauke Ludowig noch einen Beitrag mit Michis neuer, alter, Ex oder auch nicht Freundin an. Darin kuschelt sie sich an ihn, sie krault ihn zärtlich und berichtet von ihrer großen Romanze. Wie sie sich bei Instagram kennengelernt haben. Aber definitiv kein Paar gewesen seien. Und er sie dann aus dem Nichts heraus abserviert habe. Die Gefühle seien einfach "zu intensiv" gewesen, so seine Erklärung.

Eine Woche später erfuhr sie, dass er an "Bachelor in Paradise" teilnimmt. Natürlich nicht von ihm, sondern per Instagram. Sie weint, fasst sich dann wieder und erklärt trotz allem: "Er ist einfach mein Traummann." Jeder wünscht sich schließlich einen Partner, der einen jedes Mal sitzen lässt, wenn ein wenig Sendezeit winkt.

Und wie aufs Stichwort erscheint dann auch noch der neue Bachelor Sebastian Preuss, der bereits in drei Wochen die nächsten Frauen auf RTL zum Heulen bringen will. Alt-Rosendealer Paul Janke schiebt sich mit ins Bild und rät ihm, "authentisch" zu sein. Nach dem, was der Preuss hier gerade in den letzten zwei Stunden mitansehen musste, kann man ihm nur wünschen: Alles, nur das nicht. Alles, nur das nicht.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.