- In einem Tweet hatte Winston Marshall, Banjo-Spieler der erfolgreichen Folk-Band Mumford & Sons, das Buch eines umstrittenen konservativen Autors gelobt.
- Daraufhin sah er sich massiver Kritik ausgesetzt und verließ die Band.
- Für Kritiker ein klarer Fall von "Cancel Culture".
Die britische Band Mumford & Sons, gegründet 2007, hat es nicht zuletzt dank ihres typischen Folk-Sounds mit Banjoklängen zu weltweitem Ruhm und mehreren Platinalben gebracht. Nun hat Banjo-Spieler Winston Marshall das Handtuch geworfen und die Band verlassen.
Der Konflikt, der diesem Schritt vorausgegangen war, hat jedoch weder etwas mit der musikalischen Ausrichtung der Band zu tun noch mit Streit unter den Mitgliedern. Vielmehr sah sich der Musiker nach einem Tweet scharfer Kritik in den sozialen Medien ausgesetzt.
Im März hatte sich Marshall auf seinem Twitter-Account positiv über ein Buch geäußert. Dessen Titel lautet "Unmasked" und stammt von Andy Ngo. Der umstrittene konservative Autor kritisiert darin die Antifa und linke Protestbewegungen. Ngo gelangte mit seinen Videos von Demonstrationen zu Bekanntheit; immer wieder gibt es jedoch Kritik an seiner Berichterstattung. Unter anderem wird ihm Nähe zu rechten Gruppierungen vorgeworfen.
Marshall hatte in seinem Tweet das Buch gelobt, Ngo gratuliert und ihn einen "mutigen Mann" genannt. Daraufhin hagelte es massive Kritik. In seinem kürzlich veröffentlichten Statement schreibt Marschall von "zehntausenden wütenden Retweets und Kommentaren".
Marshall weiter: "Ich habe nicht vorausgesehen, dass meine Äußerungen zu einem den Linksextremismus kritisierenden Buch als Billigung des ebenso abscheulichen Rechtsextremismus interpretiert werden könnten.
Marshall: Will mich nicht selbst zensieren
Der Musiker beschreibt im weiteren Verlauf des Textes, wie auch seine Bandkollegen sowie deren Familien angegriffen wurden, woraufhin er sich zunächst entschuldigt habe. Dieser Schritt habe aber nur zu weiteren Angriffen geführt – nun nicht mehr nur wegen des ursprünglichen Tweets, sondern auch wegen der Entschuldigung selbst.
Der Vorfall habe ihm die Erkenntnis gebracht, dass jede künftige Äußerung zu "kontroversen Themen" seinen Bandkollegen "unweigerlich Ärger bringen" würde. Sein Entschluss habe daraufhin festgestanden: "Meine Liebe, Loyalität und Rechenschaftspflicht ihnen gegenüber kann das nicht zulassen. Ich könnte bleiben und mich weiterhin selbst zensieren, aber das würde meine Integrität untergraben."
Für einige Medien, wie etwa den britischen "Telegraph", ist Marshall damit Opfer der sogenannten "Cancel Culture" geworden. So wird Kritik an Personen des öffentlichen Lebens bezeichnet, denen vermeintliche oder tatsächliche Beleidigungen oder Diskriminierungen vorgeworfen werden. Oft verbunden mit dem streben, sie aus Ämtern oder Jobs zu vertreiben.
Anfang des Jahres hatte der Fall um Gina Carano für Aufsehen gesorgt. Die 38-Jährige verkörperte in der Disney-Serie "The Mandalorian" Cara Dune. Nach einem vermeintlichen NS-Vergleich in einem Social-Media-Post schmiss die Produktionsfirma Lucasfilm Carano raus.
Von einer Seite gab es für Marshall allerdings besonders viel Applaus. Sein Vater twitterte, dass er stolz auf seinen Sohn sei. Paul Marshall ist jedoch nicht nur stolzer Papa, sondern auch Hedgefonds-Manager und Geldgeber des neuen britischen TV-Senders "GB News". Der will sich als Gegenpol zur BBC aufstellen und hat der "Cancel Culture" den Kampf angesagt. Ex-BBC-Moderator Andrew Neil, jetzt News-Chef bei GB, verkündete bereits, dass man "denen eine Stimme geben, die sich an die Seite gedrängt oder zum Schweigen gebracht fühlen".
Verwendete Quellen:
- DPA
- Winston Marshall: Why I’m Leaving Mumford & Sons
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.