An heißen Tagen lautet der Dress-Code: Hauptsache luftig. Auch bei Menschen, die keine Idealmaße haben. Muss man das gut finden?

Anja Delastik
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Anja Delastik dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

36 Grad und es wird noch heißer, herrlich! Wochenenden am See, Feierabende im Biergarten, Sommerloch in Politik und News, gut gelaunte Menschen: Der Sommer macht alles besser. Fast alles.

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Wenn die Temperaturen steigen, fallen die Hüllen. In der Fantasie vieler bedeutet das: zartgebräunte Beine in flatternden Sommerkleidchen, muskulöse Oberarme in Tank-Tops.

In der Realität lugen runde Bäuche aus offenen Kurzarmhemden, quellen pralle Pobacken und dellige Schenkel aus kurzen Shorts.

Keine perfekte Figur? Egal!

Wurde früher noch kaschiert und geschwitzt, lässt sich seit einigen Sommern ein neues Phänomen beobachten: Menschen, ganz gleich welcher Statur, haben keine Lust mehr, ihren Körper zu verhüllen und zu schwitzen, nur weil er nicht dem Ideal entspricht. Das ist bemerkenswert, bewundernswert, großartig.

Und so manchen Mitmenschen ein Dorn im Auge. Unter dem Vorwand der Ästhetik sprechen sie jenen, deren Körper keine Idealmaße hat, das Recht ab, sich luftig zu kleiden. „Body Shaming“ nennt man dieses Verhalten, wörtlich übersetzt „Körper-Beschämen“, das bedeutet, jemanden aufgrund seiner körperlichen Erscheinung zu beleidigen.

Wem’s nicht passt, der soll wegsehen

Warum Menschen das tun, obwohl sie doch einfach wegsehen könnten, wenn ihnen etwas nicht gefällt? Aus demselben Grund, weshalb Menschen im Internet einander beschimpfen, trollen, beleidigen: Weil sie komplexbeladen und voller Selbstzweifel sind.

Und während sich die anderen ausziehen und die Sonne genießen, muss der Sommer für solche Menschen die Hölle sein. 36 Grad und es wird noch heißer, herrlich!

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