Mehr als 200 Folgen, mehr als 35 Millionen verkaufte Tonträger in rund 40 Jahren: Die Abenteuer von Tim, Karl, Klößchen und Gaby, kurz TKKG, gehören zu den erfolgreichsten Hörspiel-Reihen Deutschlands. Wir haben den Sprecher von Tim interviewt.
Sascha Draeger war 14, als er 1981 zum ersten Mal die Rolle des Anführers Tim verkörperte. 38 Jahre später geht er mit den anderen Sprechern auf Live-Tournee. Im Interview mit unserer Redaktion erklärt der Schauspieler und Synchronsprecher, warum er vor diesen Auftritten durchaus nervös ist – und wie sich TKKG im Laufe der Jahrzehnte verändert haben.
Herr Draeger, Sie sind inzwischen über 50 und verkörpern für TKKG stimmlich immer noch einen Jugendlichen. Haben Sie einen Trick, wie das gelingt?
Sascha Draeger: Ich glaube, es kommt gar nicht so sehr auf das Alter an, sondern eher auf die Haltung, mit der man eine Rolle vermittelt. Das ist bei Synchronsprechern nicht anders als bei Schauspielern.
Wenn wir als TKKG ins Studio oder jetzt auch auf die Bühne gehen, versuchen wir uns zurückzuversetzen in die Zeit unserer eigenen Jugend. Dann bekommt man in der Stimme automatisch etwas Jüngeres als zum Beispiel in der Rolle eines alten Professors.
Ihre Figur Tim ist sportlich, gutaussehend, klug, charakterlich tadellos – kommt Ihnen das nicht auch manchmal ein bisschen unheimlich vor?
Man darf nicht vergessen, dass die Hörspielreihe ursprünglich als eine Art Märchen für jüngere Kinder gedacht war. Die Charaktere waren deshalb sicherlich am Anfang nicht allzu komplex, vielleicht auch nicht allzu realistisch gezeichnet.
Hat sich das im Laufe der Zeit verändert? Schließlich sind seit dem Beginn der Hörspiel-Reihe 38 Jahre vergangen. Damals mussten TKKG noch eine Telefonzelle suchen, wenn sie die Polizei alarmieren wollten.
Es hat sich viel gewandelt. Das betrifft natürlich einerseits die Äußerlichkeiten – also wie wir auf Verbrecherjagd gehen, welche Möglichkeiten wir haben. Telefonzellen suchen wir in der Tat nicht mehr, seit wir unsere Handys haben. Genauso haben sich aber auch die Figuren geändert. Speziell das Verhältnis zwischen Gaby und Tim.
Inwiefern?
Als wir in den 80ern begonnen haben, war völlig klar: Tim ist mutig, stellt sich jedem Verbrecher in den Weg und lässt Gaby nicht mitkommen, wenn es gefährlich wird. Davon sind wir inzwischen sehr weit weg. Heute wäre so ein Geschlechterbild absolut nicht mehr aktuell. Heute darf Gaby genauso teilnehmen an allem, und Tim ist sehr viel ruhiger geworden.
Sie gehen zusammen mit den anderen Sprechern jetzt auf Live-Tour. Wie ist es für Synchronsprecher, vor Publikum aufzutreten, statt im Studio zu stehen?
Das ist total ungewohnt. Wir hatten vor dieser Tour überhaupt nur drei Live-Auftritte in kleinerem Rahmen. Was jetzt auf uns zukommt mit Vorstellungen in ganz Deutschland, ist völlig neu.
Wir alle vier kommen nicht vom Theater. Auf der Bühne zu stehen und live zu spielen, ist deshalb durchaus aufregend. Wir sind da schon ein bisschen nervös.
Wie kam es dazu? Immerhin besteht ja die Gefahr, die Illusion zu zerstören, dass Ihre Stimme zu einem 13-Jährigen im roten Pulli gehört.
Natürlich. Ich höre manchmal von Freunden, die früher TKKG gehört haben, dass sie das jetzt nicht mehr können. Die sagen: Ich höre da nur noch dich. Aber die Kollegen, die die "Drei Fragezeichen“ sprechen, haben dafür gesorgt, dass dieses Live-Format sehr populär geworden ist.
Offenbar wollen sich viele Menschen darauf einlassen, uns auch einmal live zu hören und zu sehen. Unsere Hörerschaft ist sehr gemischt. Es gibt Leute, die über 40 sind. Viele sind zwischen 30 und 40. Und natürlich sind immer noch viele Kinder dabei.
Hörspiele scheinen nicht aus der Mode zu kommen.
Ich glaube, dass sie eine Konstante bieten. Vielleicht versetzt man sich damit zurück in die Kindheit oder Jugend, als die Probleme noch kleiner oder gar nicht vorhanden waren, als man zu Hause in einem geschützten Umfeld gelebt hat. Ich lese in Foren immer wieder, dass Leute die Folgen gerne zum Einschlafen hören. Sie bieten offenbar eine gewisse Ruhe.
Seit fast 40 Jahren sprechen Sie den Tim inzwischen. Wissen Sie schon, wie lange Sie noch weitermachen wollen?
Die 50 sollten wir eigentlich voll machen. Aber letztlich haben wir das nicht zu entscheiden. Solange die Fans es noch annehmen und es neue Kinder und Jugendliche gibt, die uns gerne hören, bleiben wir dabei. Die "Drei Fragezeichen“ gibt es zwei Jahre länger als uns. Ich würde sagen: Wenn die aufhören, machen wir noch zwei Jahre weiter.
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