Tetris - Die Mutter aller Casual Games feiert am 6. Juni ihren 30. Geburtstag. Und sie hat sich gut gehalten! Aus diesem Anlass präsentieren wir die spannendsten Fakten über das Kultspiel.
Der Erfinder ging vorerst leer aus
Der geistige Vater der purzelnden Ostblöcke war im Jahr 1984 der russische Programmierer Alexei Paschitnow. Sein Spiel hätte ihn aus dem Nichts zum Milliardär machen können, wenn er nicht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen wäre: In der Sowjetunion galt geistiges Eigentum als Besitz des Staates. Folgerichtig kassierte der Kreml die Einnahmen von Tetris. Auch internationale Firmen beanspruchten die Rechte an Tetris, die sie nicht besaßen. Nach jahrelangem Rechtsstreit gab es allerdings ein spätes Happy End für den Spielemacher: Seit 1996 darf er Lizenzgebühren verlangen.
Moskau lahmgelegt
Der damals 29-jährige Paschitnow hätte seine Magisterarbeit fast nicht vollendet, weil er von seinem eigenen Spiel besessen war. Kein Einzelfall: Tetris verbreitete sich rasant am Arbeitsplatz des Erfinders. Nachdem die Mitarbeiter des Rechenzentrums an der Russischen Akademie der Wissenschaften lieber Tetris zockten, als zu arbeiten, wurde der Hobby-Spieledesigner gebeten, einen Virus zu schreiben, der das Game wieder von den Rechnern löschen sollte. Der Siegeszug des Spiels war dennoch nicht aufzuhalten. Wenige Wochen später gab es kaum einen Computer in Moskau, der nicht Tetris auf der Festplatte hatte. Der Rest ist Geschichte.
(K)eine originelle Idee
Genial einfach und einfach genial wirkt das süchtig machende Tetris. Doch streng genommen ist das Spielprinzip geklaut. Die Grundidee basiert auf dem russischen Brettspiel "Pentamino". Auch bei dem analogen Geduldsspiel gilt es, Blöcke verschiedener geometrischer Formen so anzuordnen, dass sie eine Fläche ausfüllen.
Kalter digitaler Krieg
Ärger war bei einer Tetris-Version für den US-Markt im wahrsten Sinne vorprogrammiert: Die Kremlspitze wütete, weil im Vorspann eine Cessna durchs Bild flog. Die Anspielung auf die verbotene Landung von Mathias Rust auf dem Roten Platz in Moskau im Jahr 1987 wurde zum politischen Affront.
Das Ohr spielt mit
Zur Atmosphäre und zum großen Kultcharakter des Spiels trägt auch der Soundtrack bei. Für akustisches Lokalkolorit sorgt das russische Volkslied "Korobeiniki". Ein Ohrwurm, den man genau so wenig aus dem Kopf bekommt wie das Spiel selbst.
Kostenloser Kult
In Russland, den USA und England war Tetris bereits früh ein Hit. Doch zum beispiellosen Welterfolg wurde das Computerspiel erst mit dem Verkaufsstart einer mobilen Spielkonsole von Nintendo im Jahr 1989: Beim Game Boy war Tetris gratis dabei.
Kulturgut? Kultur gut!
30 Jahre sind in einem Videospielleben eine sehr lange Zeit. So gilt der Oldtimer unter den Games längst als Kultobjekt und Kulturgut. Tetris ist ein echter russischer Exportschlager wie Wodka, Balalaika, Matroschkas, Kaviar und die Kalaschnikow. Und es ist für nahezu jede Plattform in unzähligen Varianten zu haben - selbst Hochhauswände wurden im Rahmen von Kunstprojekten schon zur Spielfläche. Sogar in den Kanon der Beleidigungsfloskeln hat es das digitale Stück Popkultur geschafft: "Du drehst doch bei Tetris das Viereck!"
Tetris als Forschungsobjekt
Sogar die Wissenschaft beschäftigt sich mit dem Kult-Game. So empfehlen Forscher der Uni Plymouth drei Minuten Tetris, um sich bei Hungerattacken während Diäten oder einem Suchtschub bei Rauchentwöhnung abzulenken. US-Neurologen aus Albuquerque behaupten sogar, Tetris mache schlau und fördere effizientes Arbeiten. Diese Argumentation sollten Sie sich merken, falls Ihr Chef Sie bei der "Geburtstagsfeier" am PC erwischt.
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