Schwupps, da steckt der überführte Staatsanwalt in Handschellen und ihm werden seine Rechte vorgelesen. Soweit nicht unüblich für einen Krimi. Aber die Dame, die den Bösewicht abführen lässt, ist keine Kommissarin, sondern eine Polizei-Hospitantin. Da liegt die Frage nahe: Darf die das überhaupt? Der "Tatort" im Faktencheck

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Im Berliner "Tatort: Dunkelfeld" überschlugen sich mal wieder die Ereignisse. Nicht nur, weil eine Berliner Verbrecher-Organisation aufgedeckt wurde, sondern weil auch endlich der Mord am Kollegen von Kommissar Karow (Mark Waschke) aufgeklärt wurde.

Dem wiederum wurde übel mitgespielt, sollte er doch unter Folter verraten, wo das belastende Beweismaterial für den Mord an seinem Kollegen versteckt ist.

Gleichzeitig versucht seine Kollegin Nina Rubin (Meret Becker) zusammen mit Hospitantin Anna Feil (Carolyn Genzkow), Karow aus der Gewalt der Verbrecher zu befreien und nebenbei auch noch die Verbrecher-Organisation um den besagten Staatsanwalt unschädlich zu machen.

Reichlich Stoff, reichlich Konflikte und vor allem reichlich Fragen. Der Faktencheck.

Wirkt Folter überhaupt?

Auf einer Baustelle wird Kommissar Karow mit Handschellen festgekettet. Ein Gangster malträtiert ihn mit einem Metallrohr und einer Nagelpistole, damit er verrät, wo das Handyvideo ist, auf dem der Mord an Karows Kollegen zu sehen ist. Doch der Kommissar bleibt standhaft und erträgt die Folterungen. Da stellt sich die Frage, ob Folter, abgesehen davon, dass sie natürlich moralisch wie rechtlich nicht zulässig ist, tatsächlich geeignet ist, um an Informationen zu kommen.

Pauschal kann man das nicht sagen. Natürlich gibt es Fälle, bei denen die Gefolterten unter den angedrohten oder tatsächlichen Gewalttaten Informationen preisgegeben haben. Aber genauso gibt es Fälle, in denen die Gefolterten schwiegen. Einzelfälle haben also wenig Aussagekraft.

Verschiedene Medien berichteten aber 2014 über eine interessante Studie der Universität Liverpool, die nahelegt, dass Freundlichkeit und Respekt eher geeignet sind, Geheimnisse zu entlocken, als Gewalt und Drohungen.

Laurence Alison, Professor für forensische und investigative Psychologie an der Universität Liverpool, hatte zusammen mit Kollegen vom "Institut für Risiko und Unsicherheit" demnach 288 Stunden Ton- und Videoaufzeichnungen von Verhören analysiert, die britische Spezialisten mit 29 später verurteilten Terrorverdächtigen geführt haben.

Das Ergebnis der Analyse zeigte, dass die sogenannte motivierende Gesprächsführung am erfolgreichsten gewesen sei. Diese setzt auf ein gutes Verhältnis zum Befragten, eine kooperative Atmosphäre sowie auf Mitgefühl und Respekt. Aggression oder Überheblichkeit hingegen wirkten kontraproduktiv.

Was darf eine Polizei-Hospitantin?

Anna Feil, gespielt von Carolyn Genzkow, ist Hospitantin bei der Berliner Kriminalpolizei und will später unbedingt einmal zur Mordkommission. Beim Fall "Dunkelfeld" bekommt die 24-jährige Hospitantin schon einmal reichlich praktischen Unterricht. Mit Kriminalhauptkommissarin Rubin versucht Feil, den entführten Kollegen Karow zu befreien und den Fall des Berliner Verbrecher-Trios aufzuklären.

Zumindest im "Tatort" hat Hospitantin Feil dabei einiges zu tun: Sie liest dem überführten Staatsanwalt seine Rechte vor, lässt ihn abführen, hantiert mit der Waffe von Kollege Karow und hat sogar einen eigenen Dienstausweis. Film ist Film, das ist klar, aber wie sieht es in der Realität aus?

Dass es überhaupt Hospitanten bei der Berliner Polizei gibt, entspricht der Wirklichkeit, wie Patricia Brämer von der Pressestelle der Berliner Polizei erklärt. Was Hospitantin Feil im "Tatort" tatsächlich dürfte, hängt aber davon ab, was für eine Art Hospitantin sie ist. Man muss generell unterscheiden zwischen Hospitationen von Menschen, die bereits Polizisten oder Auszubildende sind, und solchen, die von außen kommen.

Für die Frage, was ein Hospitant während seiner Hospitation darf, ist diese Unterscheidung ausschlaggebend. Polizisten, die bei Kollegen aus einem anderen Bereich hospitieren, haben ohnehin einen Dienstausweis, dürfen eine Waffe tragen und auch jemanden festnehmen – auch, wenn es nicht ihr eigener Dienstbereich ist.

Außenstehende Nicht-Polizisten haben diese Rechte nicht. Externe Hospitationen bietet die Berliner Polizei zum Beispiel für Schüler oder Jurastudenten an.

Diese bekommen während ihrer Zeit bei der Berliner Polizei auch lediglich einen Hausausweis, der der Sicherheit dient. Der Dienstausweis, der in einer Szene des "Tatorts" kurz gezeigt wird, sieht übrigens in der Tat einem echten Berliner Dienstausweis sehr ähnlich. Die Dienstausweise der Berliner Polizei tragen je nach Dienstbereich verschiedene Farben. Die der Kriminalpolizei, wie im "Tatort" zu sehen, sind zum Beispiel rot, die der Schutzpolizei grün oder gelb für Angestellte im Vollzugsdienst.

Wie die Berliner Dienstausweise aussehen, kann man sich hier ansehen.

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