Eigentlich erwartet die Zuschauer nach der "Tatort"-Sommerpause eine wöchentliche Dosis Krimi – und zwar neu produziert und nicht aus dem Archiv. Warum war das an diesem Sonntag nicht so?
Das versierte Krimi-Publikum wird es nach wenigen Sekunden gemerkt haben: Das Erste zeigte an diesem Sonntag nur eine "Tatort"-Wiederholung und keine Neuproduktion. Ungewöhnlich, da die Sommerpause eigentlich schon längst vorbei ist. Doch warum entschieden sich die Macher für diesen Schritt?
Ein Blick auf den Privatsender RTL beantwortet diese Frage: Das Erste wollte nicht gegen König Fußball antreten. Ebenfalls zur Primetime strahlte RTL das EM-Qualifikationsspiel Estland gegen Deutschland live aus. Die Verantwortlichen der ARD verzichten bereits seit längerem darauf, eine neue "Tatort"-Folge ins Rennen zu schicken, wenn parallel dazu die DFB-Elf ein Länderspiel absolviert.
"Tatort" Ludwigshafen: Damals waren Odenthal und Kopper noch unzertrennlich
Deswegen gab es am Sonntag einen Film aus der Konserve. Die Folge "Kaltblütig" aus Ludwigshafen führte den Zuschauer nämlich zurück in das Jahr 2013, als neben der dienstältesten "Tatort"-Kommissarin
Einige Folgen später entfremdeten sich die beiden Kommissare immer mehr voneinander, offenbar war den Drehbuchautoren zu viel Harmonie in der Ludwigshafener Luft. Die Freunde Kopper und Odenthal stritten plötzlich häufiger, wohnten später auch nicht mehr zusammen, die sonst so toughe Odenthal hatte auf einmal mit einem Burnout zu kämpfen und die Rolle von Kopper wurde immer mehr in den Hintergrund der Handlungen gedrückt.
Deswegen ist Andreas Hoppe nicht mehr Mario Kopper
2018, also rund fünf Jahre nach "Kaltblütig", wurde Mario Kopper dann wegen Mafia-Verstrickungen aus dem Polizeidienst entlassen und hinterließ eine Lücke neben Odenthal, die bis heute nicht geschlossen werden konnte - auch nicht von der bereits 2014 eingeführten LKA-Kommissarin Johanna Stern (Lisa Bitter), die seitdem den Odenthal-Sidekick übernommen hat. Nach 21 Jahren und 57 Filmen neben Schauspielerin Ulrike Folkerts nahm der Kollege
Der "B.Z." erzählte der Schauspieler kurz nach seinem Ende, dass seine Figur bereits einige Jahre vor seinem Ausscheiden nicht mehr gepflegt wurde: "Ich bin teilweise nur zweimal durchs Bild gelaufen und der Redaktion fiel nichts anderes ein. Das war eine harte Zeit." Er sei immer mit Vorschlägen gekommen und habe versucht, Ideen für Kopper zu entwickeln: "Das wurde leider nicht angenommen." Deshalb sei das Aus für ihn auch okay, diese Behandlung einer beliebten Figur sei auf Dauer eine Beschädigung.
Entscheidung für "Tatort: Kaltblütig" überrascht
Warum der Griff der Verantwortlichen für den Ersatz-„Tatort“ ausgerechnet in die Ludwigshafener-Schublade im Archiv ging und auch noch eine Kopper-Folge ausgewählt wurde, überrascht aufgrund dieses offenbar nicht ganz freiwilligen Abschieds umso mehr. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass erst vor vier Wochen, am 8. September, die Odenthal-Folge "Maleficius" gezeigt wurde.
Hommage zum Dienstjubiläum
Dass ein Odenthal-Tatort gezeigt wurde, hat laut SWR einen ganz bestimmten Grund: Man wollte "schon mal auf den Odenthal-Geburtstag einstimmen", teilte der SWR spot on news auf Nachfrage mit. Kriminalhauptkommissarin Lena Odenthal erschien erstmals 1989 in der Krimi-Reihe aus Ludwigshafen am Rhein und feiert demnach ihr 30-jähriges Dienstjubiläum. Dass es ausgerechnet "Kaltblütig" wurde, habe allerdings keine bestimmten Gründe. "Man wägt immer ab, ob ein Film sich womöglich gegen Fußball behaupten kann, wie oft er bereits wiederholt wurde und ob die Schauspieler erst kürzlich im TV zu sehen waren", heißt es seitens des SWR.
Ulrich Tukur übernimmt in der nächsten Woche
Nächste Woche geht es dann aber wieder mit frischem Blut aus dem "Tatort"-Universum weiter: Am 20. Oktober übernimmt Kommissar Felix Murot alias Ulrich Tukur. Der LKA-Ermittler aus Wiesbaden trifft auf einen alten Bekannten aus BKA-Zeiten. Der fristet ein langweiliges Dasein auf einer eigentlich mehr oder weniger verlassenen Polizeiwache zwischen Frankfurt und Offenbach. Dort bricht jedoch plötzlich die Hölle los… (dr) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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