Es könnte Quentin Tarantinos vorletzter Film sein: "Once Upon a Time... in Hollywood" ist ein blutrünstiges Epos, zugleich Hommage und Abgesang auf eine vergangene Ära - und tatsächlich eine Art Märchen.
Es war einmal... ein alternder Schauspieler und sein ebenfalls alterndes Stunt-Double. Der Schauspieler hatte ein dezentes Alkoholproblem, das sich unter anderem in Selbstgesprächen und Heulkrämpfen äußerte. Sein Stunt-Double bekam kaum noch Jobs, weil der Gute möglicherweise seine Frau auf dem Gewissen hatte. Oder auch nicht.
Um diese beiden Figuren kreist
Da wäre zunächst der wie gewohnt liebevoll zusammengestellte Soundtrack. Deep Purple singen über die "Kentucky Woman", Jose Feliciano trällert sein Cover von "California Dreaming" und einmal läuft im Autoradio "Mrs. Robinson" von Simon & Garfunkel, was allein schon deshalb phänomenal passt, weil der dazugehörige Film 1967 erschien, zwei Jahre vor der Handlung von "Once Upon a Time".
Dann ist da die Auswahl des Casts:
Für Rick könnte sich das Blatt wenden, als im Februar 1969 am Cielo Drive im Haus nebenan Starregisseur
Doch es kommt anders. Denn da ist noch die Gewalt.
In "Once Upon a Time" vermischen sich Fantasie und Realität
Auch wer vorab nichts gehört hat über die Handlung von Quentin Tarantinos Neuem, dürfte bei den letzten beiden Namen hellhörig geworden sein. Kurzauftritt Charles Manson (Damon Herriman), der mit einer Unverfrorenheit um Polanskis Haus strawanzt, die ihresgleichen sucht.
Gleichzeitig stellt sich leises Magengrummeln ein, ist der Grundton des Films doch weitgehend unbeschwert und heiter bis lustig-überdreht. Im Gedächtnis bleibt etwa die Szene, als der völlig verkaterte und schon wieder angesoffene Rick Dalton am Set einer Western-Serie von einer Achtjährigen darüber belehrt wird, wie sich ein Schauspieler adäquat auf seine Rollen vorzubereiten habe. Oder jene, in der Cliff Booth einen reichlich aufgeblasen daherquatschenden Bruce Lee (Mike Moh) vermöbelt (was Lees Tochter so gar nicht goutierte).
Aber ja, es geht in "Once Upon a Time... in Hollywood" auch um die Morde der Manson-Familie an der hochschwangeren Sharon Tate und ihren Gästen, die sich in der Nacht vom 8. auf den 9. August auf dem Polanski-Anwesen befanden. Zumindest indirekt. Und gerade darin liegt die Krux.
Die Tarantino'sche Gewalt kippt
Tarantino spielt mit dem Mythos, der sich um die Manson-Family und die Tate-Morde rankt, doch die wahren Personen - Sharon Tate, Jay Sebring und die meisten der Hippies - bleiben im Vergleich zu den fiktiven Figuren relativ blass. Besonders Margot Robbie als Sharon Tate hat außer einem Kinobesuch samt einem paar dreckiger Füße nicht sonderlich viele Auftritte, die in Erinnerung bleiben.
Im großen Finale geht es indes wieder Tarantino-mäßig ordentlich zur Sache. Viel sei nicht verraten, nur dies: Es kommen eine LSD-Zigarette, ein Pitbull und ein Flammenwerfer zum Einsatz.
Die bei Tarantino immer etwas Comic-haft angelegten Gewaltszenen kippen in "Once Upon a Time" teils so ins Clownesque, dass man nicht umhinkommt zu lachen. Und dann grummelt der Bauch wieder - schließlich starben im echten Leben damals in der Mordnacht sechs Menschen. Aber gäbe es die Verweise auf die Tate-Morde nicht, ginge das Märchenhafte der Geschichte verloren.
Fazit: Ins Kino gehen lohnt sich, zumal Tarantino angedeutet hat, es könnte sein vorletzter Film gewesen sein. "Once Upon a Time... in Hollywood" ist vielleicht nicht sein bester Film, aber er ist immer noch ein Tarantino.
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