Mit "The Marvels" startet der neueste Film aus dem MCU in den Kinos - der mittlerweile 33. Während die Stars des Films - Brie Larson als Carol Danvers/Captain Marvel, Iman Vellani als Kamala Khan/Ms. Marvel und Teyonah Parris als Monica Rambeau - sich weiter im Streik befinden und keine Interviews geben oder Red-Carpet-Auftritte absolvieren, rücken die Gesichter hinter den Kameras in den Fokus.
Kaum weniger schillernd als ein Hollywood-Star und dabei unglaublich sympathisch ist Laura Karpman. Die Komponistin lehrt unter anderem auch an der University of California und Los Angeles und schuf die Filmmusik für "The Marvels". Über ihre ersten Schritte im MCU und die Zusammenarbeit mit Mastermind Kevin Feige sprach sie im Interview.
Frau Karpman, "The Marvels" ist nicht Ihr erster Abstecher ins. Wie kam es ursprünglich zur Zusammenarbeit?
Ich wollte schon immer für Marvel-Projekte komponieren und habe sehr hart daran gearbeitet, das tun zu können. Die erste Zusammenarbeit war dann tatsächlich bei der Serie "What, if …". Und es war perfekt! Denn jede Episode der Serie ist wie ein eigener Film. Ich nannte es das Marvel-College – ich lernte alles über die Charaktere und die Musik des gesamten MCU und konnte damit arbeiten. Und ich wurde perfekt auf das vorbereitet, was danach kam - "Mss Marvel" und jetzt "The Marvels".
Gibt es einen Film-Soundtrack aus dem MCU, den Sie besonders lieben?
Ich liebe alle! Besonders die Ant-Man-Musik. Und natürlich "Black Panther". Auch die Musik des ersten "Captain Marvel"-Films – ich liebe Pinars (Pinar Toprak, Anm.. d. Red.) Arbeit. An einem Projekt wie einem Marvel-Film zu arbeiten, eröffnet so viele Möglichkeiten, das Spektrum menschlicher Emotionen zu erkunden. Heldentum, mystische Elemente, Historisches, Superhelden, Famillengeschichten – für jeden Komponisten eine wunderbare Möglichkeit zur Entfaltung.
Gerade der "Ms. Marvel"-Soundtrack sticht durch die südasiatischen Elemente hervor. Wie sind sie da vorgegangen? Haben Sie traditionelle Musik gehört? Sind Sie gereist?
Wie gerne wäre ich gereist! Aber ich habe mit ein paar wundervollen pakistanischen und indischen Musikern zusammengearbeitet. Ich habe Stücke geschrieben, sie ihnen geschickt und gefragt: "Können wir damit arbeiten? Fühlt sich das richtig an?", und sie sagten: "Ja, aber …" oder "Noch nicht ganz …", oder "So ist es gut!". Es war wirklich eine herausfordernde Zusammenarbeit, denn klassische indische Musik entstammt einer sehr komplexen Tradition, wie auch westliche klassische Musik. Das konnte ich natürlich nicht vollständig durchschauen, denn ich bin damit nicht aufgewachsen. Aber die Zusammenarbeit half mit unglaublich weiter.
Laura Karpman: "Man verliebt sich in jede Figur"
In "Ms. Marvel" ist Kamala Khan die Hauptfigur – nun Teil eines Teams. Fiel es Ihnen leicht, da die Balance zu finden, obwohl Ihnen Kamala vertrauter war?
Ich denke nicht, dass ich zu ihr einen engeren Bezug hatte. Wenn man Filmmusik schreibt, verliebt man sich ohnehin irgendwie in jede Figur. Man verbringt so viel Zeit miteinander. Sieht, wie sie reden, wie sie sprechen. Immer und immer wieder. Ich muss Musik erschaffen, die sich mit den Figuren bewegt; die sie strahlen lässt und unterstützt, wenn sie es brauchen. Und natürlich begann ich mit großer Zuneigung für Kamala, das ist richtig – aber dennoch verliebte ich mich auch in Carol (
Wie gehen Sie beim Komponieren vor? Schauen Sie sich den Film wieder und wieder an und legen dann los?
Ich habe die Hauptthemen tatsächlich schon geschrieben, nachdem ich das Script gelesen und mit Regisseurin Nia DaCosta gesprochen hatte. Wir tauschten uns darüber aus, was wir uns für die Figuren vorstellen, wo sie sich gerade befinden. So wie bei echten Menschen auch: alle verändern und entwickeln sich. Wo man jetzt steht, war man vor drei oder fünf Jahren nicht. Filmcharakteren ergeht es da ja nicht anders. Also ließ ich mir von Nia die Hintergründe der Figuren erzählen und wo sie sie sieht. Ich übersetzte das dann in Musik. Denn genau das ist der Job des Komponisten: Herauszufinden, was die Regisseurin, die Autorin, der Produzent über eine Figur sagen möchte, und zu sagen, das hört sich so an.
"Man macht nicht immer alles richtig. Wie bei den Schauspielern"
Apropos Produzent: Kevin Feige hat alle Fäden im MCU in der Hand und auch die kreative Kontrolle. Konnten Sie sich frei entfalten, oder hat der "Chef" Ihnen täglich über die Schulter geschaut?
Kevin liebt Musik! Und wenn ihm etwas gefällt und er es fühlt, dann passt es. Ähnlich ist es auch mit Nia. Und so war es ein bisschen was von beidem: Natürlich hat man ziemlich viel Freiheit, aber steht doch auch im Dienst des Films. Und da macht man auch nicht immer alles richtig. Wie bei den Schauspielern. Manchmal sind fünf oder zehn Takes nötig. Vielleicht sogar auch mal 100. Und manchmal trifft man beim ersten Mal ins Schwarze.
Träumen Sie während der Arbeit an so einem Film der Figuren?
Auf jeden Fall! Von den Figuren und auch von den Aufnahmen. Ich hatte mehre Träume davon, wie ich ins Studio und nichts vorzuweisen habe! Ich träumte davon, dass ich in kürzester Zeit vor Leuten komponieren musste. Manche Projekte beschäftigen einen mehr als andere. Und dieses gehörte auf jeden Fall dazu. Es ging unter die Haut, aber im bestmöglichen Sinne. Denn jeder einzelne Aspekt der Zusammenarbeit – mit Nia, mit Kevin, mit den Musikern aus aller Welt – war eines der befriedigendsten Erlebnisse meines bisherigen künstlerischen Lebens.
Es ging unter die Haut, aber im bestmöglichen Sinne.
Das Thema der Stunde – gerade auch in der Filmbranche – ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Viele fürchten, dass Jobs verloren gehen, andere sind weniger besorgt und meinen, dass Wie sehen Sie das in Ihrem Bereich?
Nun, ich habe mir KI-generierte Musik angehört – und muss gestehen, dass ich bisher noch nicht wirklich beeindruckt bin. Ich denke … um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, dass es irgendjemand weiß. Wir sollten schauen, wo KI uns helfen kann und wo nicht. Noch habe ich einfach keine Antwort.
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