Als Verena Koch bei "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" wurde Susan Sideropoulos bekannt. Im Interview spricht die Schauspielerin und Autorin über ihre vergangene Sinnkrise, ihren positiven Blick aufs Leben und erklärt, wie sie als Jüdin auf die aktuellen Geschehnisse im Zusammenhang mit dem Krieg in Nahost blickt.
Frau
Susan Sideropoulos: Wie das so häufig ist, begegnen uns neue Themen, wenn wir nicht zwingend nach ihnen suchen. Ich stand in meinem Leben damals vor einem Wendepunkt und begann, mich zu fragen, ob ich eigentlich glücklich bin mit dem, was ich mache, und warum ich mich nicht wirklich erfüllt fühle. Ich glaube, diese Fragen begegnen jedem Menschen einmal und häufig ignorieren wir sie und machen weiter wie gewohnt. Jedoch wird diese Stimme nicht verstummen, ehe wir beginnen, hinzuhören. Ich denke, dass uns das Leben so lange dieselben Themen schickt, bis wir uns endlich mit ihnen befassen. So war das auch bei mir und ich habe irgendwann begonnen, viele Dinge zu hinterfragen.
Was war der Auslöser?
Damals befand ich mich in einer beruflichen Krise. Damals wurde eine Serie, in der ich die Hauptrolle gespielt habe, abgesetzt (Daily-Soap "Mila", Anm.d.Red.). Das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen und ich habe begonnen, viele Dinge zu hinterfragen. So habe ich mich beispielsweise mit der Frage beschäftigt, warum mich das Serien-Aus so aus der Bahn wirft und befand mich über eine längere Zeit in einem großen Auf und Ab, in dem ich immer passiver und trauriger wurde. Rückblickend würde ich sagen, mich in einer depressiven Phase befunden zu haben, aus der ich mich über die persönliche Weiterentwicklung wieder herausholen konnte. So kam eines zum anderen und ich habe mich irgendwann so intensiv mit der Thematik befasst, dass die Coaching-Ausbildung der nächste logische Schritt war.
Aus all diesem Wissen sind inzwischen zwei Bücher entstanden. Ihr zweites Buch "Das Leben schwer nehmen ist einfach zu anstrengend" ist inzwischen in die 6. Auflage gegangen – wie erklären Sie sich die Empfänglichkeit der Menschen für dieses Thema?
Der Titel meines Buches ist relativ provokant. Dabei ist Leichtigkeit ein Grundbedürfnis der Menschen. Häufig wird das Leben als schwer und mühselig wahrgenommen und viele Menschen empfinden es vielmehr als ein Überleben. Dabei sind wir doch auf der Welt, um zu leben, nicht zum Überleben. Ich glaube, dass viele Menschen genau für diese Thematik sehr sensible Sensoren haben und lernen möchten, wie man richtig lebt.
Mir war es damals wichtig, ein Buch über Leichtigkeit zu schreiben – es durfte also nicht schwer und kompliziert sein. Zudem sollte es für alle Menschen gleichermaßen anwendbar sein. Das bedeutet, dass auch die alleinerziehende Mutter mit einem Vollzeitjob die Möglichkeit haben soll, das Buch trotz knapper Zeitfenster lesen und die Inhalte anwenden zu können.
So findet Sideropoulos ihren Frieden
Wünsche zu manifestieren oder mit dem inneren Kind eine Runde schaukeln zu gehen, sind einige Impulse aus Ihrem Buch. Mussten Sie diese Art, das Leben zu sehen, selbst erst lernen?
Ich glaube, ich hatte schon immer einen positiven Blick auf das Leben. Dabei habe ich diese Sichtweise nicht, weil mein Leben stets schön und einfach war. Ich habe meine Mutter als Kind verloren, sie ist leider sehr früh krank geworden. Krankheit, Angst und Tod waren seit meinem sechsten Lebensjahr sehr präsent in meinem Leben.
Heute weiß ich, dass ich mir schon in jungen Jahren eine Überlebensstrategie erschaffen habe und nur wenig Angst und Traurigkeit in mein Leben gelassen habe. Das ist natürlich nicht gesund und inzwischen weiß ich, dass diese Themen aufgearbeitet werden mussten, was ich mittlerweile getan habe. Denn wir können kein Glück leben, ohne Traurigkeit zuzulassen; eine Einstellung, die ich mir bis heute bewahrt habe. Natürlich gibt es immer mal Tage, an denen ich sie verliere und ich merke, selbst meine größte Klientin zu sein. Insofern habe ich das Buch auch für mich selbst geschrieben.
Trotzdem ist es mit Blick auf die Geschehnisse in unserer Welt nicht immer einfach, positiv zu bleiben …
Wir befinden uns in einer herausfordernden Zeit und für mich ist es sehr wichtig, zu verstehen, dass wir in einer Gleichzeitigkeit leben. Ich werde oft gefragt, wie ich meine positive Einstellung trotz all der schlimmen Dinge, die auf der Welt geschehen, behalte. Ich erkläre dann, dass ich meinen Frieden damit gefunden habe, dass immer alles gleichzeitig geschieht. Denn ich glaube, es gab noch nie einen Tag in unserem Leben, an dem nicht irgendwo auf der Welt Schlimmes passiert ist.
Dieses Bewusstsein gibt mir eine Art inneren Frieden. Ich kann das große Ganze nicht verändern, aber ich kann für mich entscheiden, wie ich mit dieser Gesamtsituation umgehe. Für mich ist es also das Gesündeste, mit meinem Frieden zu beginnen. Indem ich an mir arbeite, arbeite ich an meinem Umfeld, während mein Umfeld dann wiederum am weiteren Umfeld arbeitet und so weiter. Damit bewirken wir etwas.
Antisemitismus: "Aktuelle Situation ist beängstigend"
Sie sind mit jüdischen Werten und Traditionen aufgewachsen. Fühlen Sie sich aktuell sicher in Deutschland?
Mir geht es immer um Menschlichkeit und Empathie. Meine Familie und ich versuchen, uns nicht von Angst leiten zu lassen und im Vertrauen in das Gute zu bleiben. Die aktuelle Situation ist beängstigend, denn solange Antisemitismus, Islamfeindlichkeit oder Rassismus existieren, haben wir alle als Gesellschaft ein Problem. All das darf hier keinen Platz haben.
Umso beängstigender ist, was aktuell passiert, auch weil zu viel Halbwissen geteilt wird und die Menschen sich zu schnell positionieren. In diesem Zusammenhang frage ich mich häufig, wo der vermeintliche Zwang der Positionierung herkommt. Ich finde, wir dürfen uns in nur eine einzige Richtung positionieren: den Frieden. Wir müssen für ein gutes Miteinander und gegen Terror und Krieg in jeglicher Form stehen.
Bei Instagram rufen Sie regelmäßig zu friedlichem Verhalten auf. Bei Posts dieser Art haben Sie die Kommentarfunktion deaktiviert …
Das Ausschalten der Kommentarfunktion ist für mich Selbstschutz. Ich möchte außerdem antisemitischen Parolen oder Hasskommentaren keine Plattform bieten. Hier würden Diskussionen auf keinem guten Niveau stattfinden. Würde ich den Raum öffnen, müsste ich auch Zeit finden, um die Debatten zu moderieren – diese Zeit habe ich nicht.
"In jedem Bereich gibt es schwarze Schafe, keine Frage"
Sie sind bei Instagram in der sogenannten "Sinnfluencer-Bubble" aktiv – gibt es in diesem Bereich auch vermeintliche Coaches oder Experten, die Schindluder mit den Bedürfnissen anderer Menschen betreiben?
In jedem Bereich gibt es schwarze Schafe, keine Frage. Ich muss aber ganz ehrlich sagen, dass mir bisher nur wenige Negativfälle begegnet sind. Ich persönlich finde diese Bubble höchst wichtig und hoffe, dass sie noch größer wird und immer mehr Menschen sich mit den lebensverändernden Themen beschäftigen.
Um vermeintlichen schwarzen Schafen auf den sprichwörtlichen Zahn zu fühlen, gibt es meiner Meinung nach eine ganz einfache Formel: Denn gute Coaches und Menschen, die etwas in einem anderen Menschen ausrichten wollen, leben nach der Devise "Fragen statt sagen". Ein guter Coach wird einem Menschen niemals sagen, was er zu tun hat und wie er zu leben hat. Denn es gibt keine Nonplusultra-Formel für das Leben. Vielmehr stellen gute Coaches gute Fragen und bringen ihr Gegenüber zum Nachdenken, denn die Antworten können nur in Eigenverantwortung gefunden werden.
Diese Shows würden Sideropoulos reizen
Von "Let's Dance" über "Masked Singer" bis hin zu "Die Verräter" – in Sachen TV-Formaten sind Sie eine gern gesehene Teilnehmerin. Gibt es weitere Shows, die Sie reizen würden?
Absolut. Ich mag Showformate dieser Art sehr gern, weil ich sie als zusätzliches Geschenk zu meinem eigentlichen Beruf betrachte. Mein Mann sagte irgendwann einmal, wie cool es sei, im Rahmen dieser Shows neue Dinge zu lernen, zu denen man sonst keinen Zugang hat, und ich finde, er hat recht. Ich durfte Tanzen lernen, ich durfte singen, im Rahmen der "Karl-Mai-Spiele" durfte ich sogar Reiten lernen. All das sind tolle Herausforderungen und meine Begeisterung für diese Projekte ist stets größer als meine Angst. Insofern stimme ich den Anfragen häufig zu, ehe ich mich dann frage, ob das jetzt wirklich eine gute Idee war (lacht).
Man zeigt im Rahmen dieser Formate ja auch immer eine sehr persönliche Seite von sich. Ich denke da etwa an die intensiven Trainingseinheiten bei "Let's Dance", die mental herausfordernd sind …
Das stimmt. Die Teilnahme bei "Let's Dance" gehört zu den stärksten Erfahrungen, die ich machen durfte. Die Challenge mit mir selbst war wirklich extrem. Nichtsdestotrotz lernt man, dass es nichts gibt, was wir nicht können. Es gibt lediglich Dinge, die wir noch nicht können. Das sind auch Werte, die ich meinen Kindern vermitteln möchte.
Als Verena Koch sind die bei "GZSZ" den Serientod gestorben, als Sarah Moreno gab es ein Comeback, ehe Sie die Serie wieder verlassen haben. Können Sie sich ein weiteres Comeback vorstellen?
Ich sage grundsätzlich niemals nie, immerhin wissen wir nie, welche Überraschungen das Leben noch für uns bereithält. Ich hätte damals auch nie gedacht, als Sarah nochmal zurück zu "GZSZ" zu kehren. Auch das Spin-off um Leon ("Leon – Glaub nicht alles, was du siehst", Anm.d.Red.) habe ich geliebt. Doch auch, wenn ich niemals nie sage, habe ich das Gefühl, dass sich inzwischen ein Kreis geschlossen hat. Insofern glaube ich eher nicht an ein weiteres Comeback, ohne es komplett ausschließen zu wollen.
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