Der Herbst wird düster: Thrillerautor Sebastian Fitzek sorgt in Buchform und auf dem Bildschirm für schlaflose Nächte. Was ist sein Geheimnis?

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Mit Psychothrillern wie "Der Augensammler", "Das Paket" oder "Der Heimweg" landet Sebastian Fitzek seit 17 Jahren zuverlässig auf Platz eins der Bestsellerlisten. In seinem neuen Roman "Die Einladung" (25.10.) geht es um ein blutiges Klassentreffen in den Bergen. Einen Tag nach der Veröffentlichung läuft bei Amazon Prime Video die sechsteilige Mystery-Serie "Die Therapie" an, die auf Fitzeks Debütroman basiert.

Wer einen Fitzek liest, kann sich eigentlich sicher sein, das Buch so schnell nicht mehr aus der Hand zu legen. Denn die relativ kurzen Kapitel, die oft mit einem unvorhersehbaren Cliffhanger enden, drängen die Leserinnen und Leser dazu weiterzulesen. Die Hauptcharaktere sind dabei vielschichtig. Nur gut oder nur böse sind sie in der Regel nie.

Doch manchen mag die eine oder andere Wendung innerhalb der Geschichte, gerade wenn es Richtung Ende geht, dann doch etwas zu abenteuerlich zu sein. "Ich bin immer dankbar, wenn mir jemand sagt: "Das ist doch unrealistisch. So einen Mord hat es ja noch nie gegeben." Ja zum Glück", entgegnet Fitzek im dpa-Gespräch.

"Man geht auch nicht in eine Achterbahn, um rausgeschleudert zu werden, sondern um diese Nahtod-Erfahrung zu machen. Diese Achterbahnfahrt in einem Thriller möchte ich lieber mit fiktivem Leid herstellen als mit dem Abbild der Realität."

Sebastian Fitzek: "Sehr zufrieden mit der Serienadaption und glücklich"

Sebastian Fitzek wird 1971 in West-Berlin geboren. Der Hobby-Schlagzeuger studiert nach dem Abitur Jura, wechselt dann zum Radio und wird Chefredakteur und Programmdirektor. Nebenbei entwickelt er seine Leidenschaft fürs Schreiben.

Nach mehr als einem Dutzend Absagen erscheint 2006 "Die Therapie". "Ich habe rückblickend gelernt, dass Schreiben ein bisschen wie Schwimmen ist. Man kann sehr viel theoretisieren und Bücher darüber lesen. Aber wenn man dann zum ersten Mal ins Schwimmbad oder Meer geht, wird man sich höchstwahrscheinlich nicht über Wasser halten können."

Der erfrischend schnörkellose Schreibstil des Newcomers vom Privatradio kommt an. Eine Produktionsfirma sichert sich direkt die Filmrechte an dem Stoff. 17 Jahre später ist es nun soweit. "Ich bin sehr zufrieden mit der Serienadaption und glücklich. Denn ich hätte gar nicht geglaubt, dass es irgendwann nochmal was wird", sagt der 52-Jährige über die Miniserie auf Amazon Prime Video.

Darin entdeckt der Berliner Psychiater Viktor Larenz (Stephan Kampwirth) zwei Jahre nach dem Verschwinden seiner Tochter (Helena Zengel) Hinweise auf ihren Verbleib. Schon bald verschwimmen Realität und Wahnvorstellungen und das Publikum weiß bis zum Schluss nicht, wo die Reise hingeht. Unvorhersehbare Szenen, im Englischen gerne "WTF"-Momente genannt (für "What the Fuck", "Was zum Teufel"), beherrscht der Berliner jedenfalls.

Meistverkaufter Autor Deutschlands

"Es wird natürlich immer schwieriger, die Leserinnen und Leser zu überraschen. Es muss möglich sein, den Ausgang zu erraten. Ansonsten wird das Ende selbst von den Leuten, die überrascht sind, als unrealistisch abgelehnt", sagt Fitzek über den Spagat beim Schreiben von Psychothrillern.

Mittlerweile ist der vierfache Vater der meistverkaufte Autor Deutschlands und inszeniert seine Lesungen meist wie eine Samstagabend-Show. Mehrere Bücher wurden bereits verfilmt, wie "Passagier 23" oder "Das Kind". Kritiker halten Fitzeks Romane für zu gewalttätig und verwirrend, doch der Erfolg beim breiten Publikum spricht für sich. Auch "Die Einladung" dürfte die Bestsellerlisten erobern.

Bei seinem neuesten Werk müssen Fitzek-Fans genau aufpassen, wenn sich Polizei-Analystin Marla Lindberg auf einem Klassentreffen den Dämonen ihrer Vergangenheit stellt. Denn auch hier ist nichts, wie es zunächst scheint.

Fitzek, so etwas wie der deutsche Stephen King, schreibt mittlerweile auch Kinderbücher und humorvolle Romane. Doch ein Vorurteil über den Meister des Grauens hält sich hartnäckig: "Dass ich auch privat einen an der Waffel habe. Manche haben auch Angst vor mir und sind völlig verblüfft, wenn sie mich treffen." (Thomas Bremser, dpa/pak)

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