• Denise Herrmann verbucht den größten Erfolg ihrer Karriere.
  • Als erste deutsche Sportlerin holt sie eine Goldmedaille im Biathlon Einzel. Sie machte nur einen Fehler und glänzte mit Bestzeit.
  • Dabei begann Herrmann ihre Karriere gar nicht als Biathletin.

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Die knüppelharte 15-Kilometer-Strecke verlangt Biathletin Denise Herrmann alles ab. Völlig ausgepumpt wirft sie sich im Ziel in den Kunstschnee des Olympia-Orts Zhangjiakou, nachdem sie ihren Wettkampf absolviert hat. Knapp eine Stunde später ist Herrmann erneut im Ausnahmezustand, diesmal aber emotional.

"Das macht mich unglaublich stolz, da fehlen mir die Worte", sagt Herrmann im ZDF, nachdem der größte Erfolg ihrer Karriere feststeht. Emotional tief bewegt und mit Freudentränen im Gesicht umarmt sie jeden Betreuer, Trainer und jede Teamkollegin, die ihr begegnet. Im "Wettkampf ihres Lebens" sichert sich die Sächsin die Goldmedaille im Biathlon-Einzel. Von 20 Schüssen finden 19 das richtige Ziel.

Herrmann: "Ordentlich auf die Fresse bekommen"

Ein Erfolg, mit dem nicht einmal Herrmann so wirklich gerechnet hat. "Ich habe ordentlich auf die Fresse bekommen", erklärt die frischgebackene Olympiasiegerin die Stimmungslage im Vorfeld der Olympischen Spiele. Im Weltcup war Herrmann konstant den Erwartungen und Zielen, die von außen an sie herangetragen wurden, hinterhergelaufen. Bei der Olympia-Generalprobe in Antholz belegte die 33-Jährige den 23. Platz. Sie selbst hatte trotz der enttäuschenden Resultate die Ruhe behalten und immer wieder betont, dass ihr Fokus voll auf Olympia liege.

Herrmanns Plan geht zu 100 Prozent auf. Als erste deutsche Sportlerin holt sie eine Olympia-Medaille in Biathlon und Langlauf. Zuvor gewann nur Susi Erdmann (Bob, Rodeln) zwei Mal olympisches Edelmetall in unterschiedlichen Sportarten. Denn, was der eine oder andere vielleicht im Lauf der Zeit vergessen hat, Herrmann startete ihre Sportlerkarriere im Langlauf. Über Jahre hinweg zählte sie zu den besten Sprinterinnen der Welt. Eine Einzelmedaille bei Olympia blieb ihr aber verwehrt. 2014 gewann Herrmann, die inzwischen im bayerischen Ruhpolding lebt und mit dem ehemaligen Langläufer Thomas Wick liiert ist, mit der Langlauf-Staffel Bronze.

Traum-Start nach Wechsel vom Langlauf zum Biathlon

Zwei Jahre später entschloss sie sich zum Wechsel ins Biathlon-Lager. Die läuferischen Voraussetzungen brachte Herrmann aus dem Langlauf mit, doch das Schießen musste sie von der Pike auf erlernen. "Es ist eine große Herausforderung, das ist mir bewusst, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich das mit Fleiß, Mut und Entschlossenheit schaffen kann", sagte die damals 27-Jährige über ihren Wechsel. Bereits 2012 hatte sie ein Probetraining bei den Biathleten absolviert und danach immer wieder mit einem Wechsel geliebäugelt.

Überraschend schnell akklimatisierte sie sich in der ungewohnten Sportart. Bei ihrem ersten Wettkampf im zweitklassigen IBU-Cup holte Herrmann gleich den Sieg – trotz sechs Schießfehlern. Ein Muster, das in ihren Anfangsjahren immer wieder zu beobachten war, in denen sie durch ihre läuferische Überlegenheit so manche Schwäche am Schießstand kaschieren konnte. Sieben Weltcupsiege konnte Herrmann in ihrer zweiten Karriere einfahren. Ungeachtet der Laufstärke durch ihre Vergangenheit im Langlauf: Die größten Erfolge feierte Herrmann in schießlastigen Wettbewerben. Ihren bislang einzigen WM-Titel holte die 33-Jährige in der Verfolgung bei der WM 2019 und nun Olympia-Gold im Einzel. In beiden Disziplinen wird jeweils vier Mal geschossen, im Einzel gibt es pro Strafrunde sogar eine Strafminute hinzu.

Olympiasiegerin? "Das klingt wirklich gut"

Aber am frühen Montagabend in den Bergen von Zhangjiakou schreckt Herrmann das nicht ab. Im perfekten Rhythmus spult sie das Rennen ab, leistet sich nur einen einzigen Fehler und stürmt mit der Bestzeit völlig entkräftet ins Ziel.

Aufgrund ihrer frühen Startnummer muss die erfahrene Läuferin warten und warten und warten. "Das Warten ist viel krasser", vergleicht Herrmann die Anspannung vor und nach dem Rennen. Ab sofort darf sich die Umsteigerin Olympiasiegerin nennen. "Das klingt wirklich gut", sagt Herrmann. Und wer weiß, was die kommenden Tage noch bringen, denn das Olympia-Märchen der 33-Jährigen hat gerade erst Fahrt aufgenommen.

Quellen:

  • ZDF: Übertragung Biathlon- Einzel am 7. Februar
  • Faz.net: Denise Herrmann zeigt es allen
  • t-online.de: Erst bekam sie "auf die Fresse" - nun teilt sie aus
  • Sport1.de: Neu-Biathlethin Herrmann geht Risiko ein
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