Während der Olympischen Spiele überzeugt die Eurosport-Konferenz "Medal Zone" vor allem dann, wenn es hektisch wird. Was nervt, ist die ständige Wiederholung derselben Werbespots. Ein Fazit der Eurosport-Übertragungen im Free-TV.
Die letzten Worte gehörten Sigi Heinrich. Das Eurosport-Urgestein kommentierte gemeinsam mit
In die Wehmut, die in Heinrichs Worten mitschwang, dürfte sich bei nicht wenigen Sportfans auch etwas Erleichterung gemischt haben. Schließlich muss man jetzt nicht mehr von morgens früh bis abends spät mit geröteten Augen Hockey, Dressurreiten, Bogenschießen und Kanu-Slalom verfolgen.
Endlich bleibt wieder etwas mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbys. Ganz ähnlich könnte die Gefühlslage auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Eurosport sein. Nach 16 Tagen mit beinahe Rund-um-die-Uhr-Berichterstattung dürften ein paar ruhigere Tage gelegen kommen.
"Medal Zone" wird den Ansprüchen gerecht
Denn die selbst gesteckten Ansprüche waren hoch. Neben unzähligen Streams von sämtlichen Sportarten im Bezahlbereich bei Discovery+ hatte sich der Sender auch im Free-TV bei Eurosport 1 das Ziel gesetzt, das TV-Publikum umfassend und zeitnah über alle Medaillen-Entscheidungen zu informieren.
Kurz zusammengefasst: Das ist Eurosport 1 gelungen. Die Olympia-Konferenz "Medal Zone" wurde angesichts der sich überschlagenden Ereignisse teilweise zum Stresstest, der aber souverän bestanden wurde.
3x3 Basketball: Eurosport 1 punktet, als das ZDF wegschaltet
Größere Pannen und damit verbundene Shitstorms, wie etwa beim ZDF, als Sekunden vor dem Finaleinzug der deutschen 3x3-Basketballerinnen zunächst Werbespots und dann die Nachrichten gezeigt wurden, blieben aus. Ganz im Gegenteil, Eurosport 1 blieb bei der Schlussphase des 3x3-Spiels im Free-TV drauf und rettete damit viele Sportfans, die beim ZDF in die Röhre guckten.
Echte Olympia-Stimmung kam vor allem dann auf, wenn es hektisch wurde, wenn sich die Ereignisse überschlugen. Wie beispielsweise am Donnerstagabend der vergangenen Woche, als die deutschen Hockey-Spieler ihr Finale gegen die Niederlande dramatisch im Penaltyschießen verloren, Weitspringerin Malaika Mihambo um eine Medaille und die deutschen Tischtennis-Spielerinnen um den Finaleinzug kämpften.
Kommentatoren und Experten überzeugen mit Leidenschaft und Expertise
Nebenbei sprintete Letsile Tebogo über 200 Meter zum historischen ersten Gold für Botswana und Sydney McLaughlin-Levrone über 400 Meter Hürden zum Weltrekord. Moderator Oliver Sequenz, der die "Medal Zone" moderierte, stand ordentlich unter Strom, behielt aber den Überblick. Die Atmosphäre der Olympischen Spiele wurde in der turbulenten Konferenz sehr schön transportiert, vor dem Bildschirm erlebte man atemlos ein sportliches Highlight nach dem anderen.
Besonders taten sich dabei die einzelnen Experten und Kommentatoren hervor, die gute Einblicke in ihre Sportarten gaben und leidenschaftlich mitfieberten. Als Mihambos letzter Versuch völlig misslang, klärten die Kommentatoren Sigi Heinrich und Markus Röhrig im Gespräch mit Experte Rico Freimuth innerhalb von Sekunden auf, dass zu viel Rückenwind dafür verantwortlich war, dass die Weitspringerin das Brett verpasste.
Ähnlich turbulent ging es am Dienstagvormittag der vergangenen Woche zu, als die deutschen Basketballer ihr Viertelfinale gegen Griechenland spielten und Christian Kukuk sensationell Gold im Springreiten gewann. Auch hier blieb Moderator Wolfgang Nadvornik cool und begleitete das TV-Publikum von Sportereignis zu Sportereignis.
Ständige Wiederholung der Werbespots nervt extrem
Eine Panne unterlief Eurosport 1 dabei dennoch. Als sich die Basketballer gerade zur Nationalhymne aufgestellt hatten, startete unvermittelt ein Werbespot. Anstatt Einigkeit und Recht und Freiheit wurde ein Dating-Portal beworben.
Unabhängig davon waren die Werbespots definitiv der größte Nerv-Faktor der Eurosport-Übertragungen. Es ist zwar absolut verständlich, dass ein privater Sender viel Werbung zeigen muss, um die aufwendigen Übertragungen und Rechte zu refinanzieren. Das Problem war vielmehr, dass immer wieder die gleichen Werbespots in dauerhafter Rotation liefen.
So ist gegen den Jay-Z-Song "Public Service Announcement" grundsätzlich nichts einzuwenden. Wenn aber der mit dem Titel unterlegte Werbespot eines US-Tech-Riesen zum gefühlt 30. Mal am Tag lief, wurde der Impuls, die Fernbedienung in den TV zu werfen, immer größer. Ähnlich verhielt es sich mit der eigentlich sympathischen TV-Moderatorin Ulrike von der Groeben, die immer und immer wieder ein Gerät bewarb, das die Durchblutung in Beinen und Füßen fördern soll.
Auch deshalb hat es durchaus etwas Gutes, dass die Olympischen Spiele nun vorbei sind und sich in nächster Zeit alle ein wenig von den ständigen Sportübertragungen erholen können.
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